Trotz Desinfektionsmittel und Hygienekonzept: Ist das Coronavirus mal im Heim, verbreitet es sich schnell. Foto: Symbolbild: dpa/Jonas Güttler

In Steinenbronn im Landkreis Böblingen haben sich 31 Bewohner und acht Mitarbeiter eines Heims mit dem Virus infiziert. Zwei Heimbewohner sind verstorben.

Steinenbronn - Der Wohnbereich 2 bleibt bis auf Weiteres isoliert. Dort haben sich 23 Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt. Im Wohnbereich 1 sind acht Bewohner positiv getestet worden, zudem sind acht Mitarbeiter betroffen (Stand 11. November). „Leider sind inzwischen auch zwei Bewohner verstorben“, sagt Inge Deborre, die bei der Evangelischen Altenheimat, der Trägerin des Seniorenzentrums Steinenbronn, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Durchgeführt worden sind die Tests am 6. November. Die betroffenen Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Quarantäne. „Die Versorgung der Bewohner durch das Personal ist nicht gefährdet“, betont Deborre. Schutzmaterialien seien vor Ort ausreichend vorhanden. Das Haus sei in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt unter Quarantäne gesetzt worden und bleibe zunächst bis 16. November geschlossen. Nur in Ausnahmefällen könnten in Absprache mit der Heimleitung Besuche im Haus zugelassen werden. „Das Haus hat zwei Wohnbereiche. Der Wohnbereich mit den meisten Corona-Infektionen ist ganz geschlossen, also isoliert. Im anderen, weniger betroffenen Wohnbereich sind die positiv getesteten Bewohner auf ihren Einzelzimmern isoliert“, so Deborre.

Von einem Hotspot wollen Träger und Landkreis nicht sprechen

Wie das Virus ins Haus gekommen ist, könne man nicht sagen. „Wir haben für Besucher prinzipiell offene Häuser – inzwischen mit festen Besuchszeiten – und mit nach wie vor klaren Regelungen bezüglich Hygiene und Infektionsschutz, unsere Häuser sind mit Schutzausrüstung und Schutzmaterialien gut ausgestattet“, erklärt Deborre. Dennoch gelange das Coronavirus in der aktuell zweiten Welle mit allgemein steigenden Infektionszahlen auch in Seniorenzentren, etwa durch Besucher, die vielleicht selbst gar keine Symptome zeigen.

Das Seniorenzentrum Steinenbronn wurde 2010 eröffnet und bietet Kurz- und Langzeitpflege für 45 pflegebedürftige Menschen auf zwei Stockwerken an. Mit 31 Infizierten sind etwa zwei Drittel der Bewohner betroffen. Von einem Hotspot möchte Inge Deborre aber nicht sprechen. Auch das Landratsamt spricht lediglich von einem „Ausbruchsgeschehen“, nicht von einem Schwerpunkt. „Wenn das Virus einmal im Haus ist, verbreitet es sich schnell“, sagt Deborre. „Und wenn Erkrankte asymptomatisch sind, bleibt das Virus erst einmal unentdeckt“, ergänzt Simone Hotz, Sprecherin des Landkreises Böblingen. Das zeige sich auch in anderen Heimen, wie aktuell in einem Herrenberger Seniorenzentrum.

Bis das Virus entdeckt wird, ist es oft schon im Umlauf

Die Evangelische Altenheimat sei im ständigen Austausch mit den Landratsämtern und Gesundheitsämtern, sagt Inge Deborre. „Das Gesundheitsamt hat den Träger auch in Sachen Quarantäne, Kohortenbildung und Besuchsstopp beraten“, erläutert Simone Hotz. In der kommenden Woche wolle man die Situation noch einmal bewerten und das weitere Vorgehen besprechen, ob etwa weitere Tests durchgeführt werden.

Das zentrale Corona-Management des Trägers und die Pandemie-Teams in den Pflegeheimen stünden in stetigem fachlichen Austausch und gewährleisteten einen sorgsamen Umgang mit Schutz- und Hygienemaßnahmen und die Anpassung der Regelungen vor Ort. „Aber bis das Virus entdeckt wird, ist es oft schon im Umlauf“, sagt Deborre. Man habe versucht, das Risiko weitgehend zu minimieren. Mit den steigenden Infektionszahlen im Herbst habe man zum Beispiel Gruppenangebote für die Bewohner abgesagt. Seit dem Teil-Lockdown Anfang November 2020 bestünden für alle Häuser des Trägers feste Besuchszeiten – so auch in Steinenbronn. „Einen kompletten Lockdown wie im Frühjahr, als alles heruntergefahren worden ist, wollen wir nicht“, sagt Deborre.

Der Träger plant, regelmäßig Antigen-Schnelltests für Bewohner und Mitarbeitende einzusetzen. Die Tests seien bereits bestellt, aber noch nicht da. „Die Evangelische Altenheimat versucht, so gut es geht, den Spagat zu meistern zwischen dem größtmöglichen Infektionsschutz für Bewohner und Mitarbeitende und dem Anspruch, auch in der aktuellen Krisenzeit Kontakte und Besuche in den Häusern zu ermöglichen“, sagt Deborre.