Eine Ortschaft im Ahrtal an der Straße zwischen Dernau und Walporzheim, die von den Fluten auf einem Abschnitt im Juli 2021 mitgerissen wurde. Foto: imago images/Future Image/Christoph Hardt via www.imago-images.de

Starkregen und Überflutungen wird es künftig häufiger geben. Bürger und Kommunen können aber laut Experten Vorkehrungen treffen.

Theo Schmitt gibt sich keinen Illusionen hin: „Solche Ereignisse werden wir in Zukunft häufiger bekommen.“ Gemeint sind Starkregen und gewaltige blitzschnelle Überschwemmungen. Schmitt ist Professor an der Technischen Universität Kaiserslautern und forscht über Wasser, Infrastruktur und Ressourcen. Deutschland ist, so fasst er es mit seinem Münchner Kollegen Wolfgang Günthert von der Bundeswehr-Universität zusammen, längst nicht so gut auf Extremwetter vorbereitet, wie es sein könnte.

Die Überschwemmungsbilder aus dem Ahrtal in Rheinland-Pfalz und aus Nordrhein-Westfalen vom vergangenen Juli haften im Gedächtnis. 133 Menschen kamen ums Leben. Längst ist für die Professoren, die auch für die Initiative „Verantwortung Wasser und Umwelt“ tätig sind, offenkundig, dass der Klimawandel ein entscheidender Grund für solche Wetterphänomene ist.

Das Starkregenmanagement steckt noch in den Kinderschuhen

Doch Deutschland, die Städte und Gemeinden sowie auch die Bürger sind dem nicht hilflos ausgeliefert, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie „Starkregen und urbane Sturzfluten – Agenda 2030“ darlegen. In der bayerischen Landeshauptstadt findet gerade die IFAT-Messe für Umwelttechnologien statt. Im Vergleich zu den Vorkehrungen gegen mögliche Erdbebenschäden steckt das Starkregenmanagement ihrer Ansicht nach in den Kinderschuhen. Sie kritisieren „massive Versäumnisse“.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: „So etwas habe ich noch nie erlebt“

Denn durch Gefahrenkarten für Starkregen könnte in allen Orten sehr genau ermittelt werden, welche Straßenzüge und sogar Häuser im Falle des Falles am meisten bedroht wären.

Flächenversiegelung und Begrünung

„Die meisten, vor allem kleinere Kommunen blenden die Gefahren, die hinter dem wachsenden Risiko stecken, einfach aus. Das ist fahrlässig“, meint Professor Schmitt. Wo genau es zu Fluten kommen kann, lässt sich laut Günthert nicht vorhersagen. Seine Schlussfolgerung: „Niemand kann sich in Sicherheit wiegen, es kann überall passieren.“ Für Kommunen und Bürger gibt es Empfehlungen. Etwa den Stopp der Flächenversiegelung und Begrünung, wo immer es möglich ist.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: „Jetzt brechen viele zusammen“

Ganz praktisch ist die Empfehlung, vor Unterführungen, die bei Überschwemmungen besondere Gefahrenquellen darstellen, Ampeln anzubringen. Diese werden dann im Krisenfall auf rot gestellt.

Gefahrenquellen sind Keller und Lichtschächte

Hausbesitzern empfehlen die Experten den Einbau von Rückstausicherungen. Weitere Möglichkeiten: wasserdurchlässige Beläge im Außenbereich, Gründächer, Fassadenbegrünung und anderes mehr. Als Gefahrenquellen gelten fehlende oder nicht funktionierende Rückstausicherungen, Keller, Lichtschächte im Untergeschoss und tiefer gelegte Garagen. Zur Debatte über die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden sagt Günthert: „Alle sollten das Risiko tragen. Denn wir sind eine Solidargemeinschaft.“ Von den 30 Milliarden Euro Schäden an der Ahr und in Nordrhein-Westfalen haben private Versicherungen nur elf Milliarden getragen. Den Rest bezahlte der Staat oder die Eigentümer blieben darauf sitzen.