Die Südosttürkei kommt nach dem schweren Beben vor zwei Wochen nicht zur Ruhe. (Archivbild) Foto: dpa/Ahmed Deeb

In der Südosttürkei hat am Montag erneut die Erde gebebt. Die Menschen liefen in Panik auf die Straßen, wie auf Videos zu sehen ist.

Zwei Wochen nach den verheerenden Erdbeben nahe der türkisch-syrischen Grenze hat ein weiteres Beben der Stärke 6,4 die Region erschüttert. Das Epizentrum lag im Bezirk Samandag in der türkischen Provinz Hatay, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mitteilte. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sprach sogar von zwei Beben in Hatay der Stärke 6,4 und 5,8. Sie meldete außerdem mehrere Nachbeben. In Syrien, wo erneut Häuser einstürzten, wurden mehrere Verletzte gemeldet.

Afad rief die Menschen dazu auf, von den Küsten fern zu bleiben. Der Meeresspiegel könne um bis zu einen halben Meter ansteigen. Der Sender CNN Türk berichtete, die Menschen seien in Panik auf die Straße gelaufen, zudem sei in Hatay der Strom ausgefallen. Der Bürgermeister von Hatay, Lütfü Savas, warnte, die Erdbeben gingen weiter. Via Twitter rief er dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das staatliche Krankenhaus in der Küstenstadt Iskenderun werde evakuiert.

Das Beben war Medienberichten zufolge auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens, in Israel, im Irak und im Libanon zu spüren. In mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde. In mindestens vier Kliniken der Organisation seien neue Opfer eingetroffen - darunter ein Kind mit Herzstillstand, das reanimiert werden konnte. Ob in der Türkei Häuser einstürzten, war zunächst unklar.

Herabfallende Trümmer verletzen Menschen

Die Rettungsorganisation Weißhelme teilte mit, im Nordwesten Syriens seien mehrere Städte und Dörfer betroffen. In mehreren Gebieten seien Hauswände und Balkone eingestürzt. Die Zivilschützer meldeten „mehrere Verletzte“ unter anderem durch herunterfallende Trümmer. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, mehrere Menschen hätten sich durch Sprünge aus dem Fenster oder von Balkonen verletzt oder durch plötzliches Gedränge.

Ein Aktivist aus der Nähe der syrischen Stadt Aleppo sagte, das Beben sei so stark gewesen wie das vor zwei Wochen, aber kürzer. „Es hat die Menschen verängstigt und auf die Straße rennen lassen“, sagte Abdel Kafi. „Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und ziehen durch die Straßen in Angst, dass weitere (Erdbeben) folgen werden“, darunter auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, schrieb die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für die Region, Rula Amin, bei Twitter.

Rund 6000 Nachbeben

Am 6. Februar hatte frühmorgens ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Das Epizentrum lag in beiden Fällen in der südtürkischen Provinz Kahramanmaras. Mehr als 47 000 Menschen starben, davon mehr als 41 000 in der Türkei.

Seit den Beben kehrten viele Anwohner in der Region - soweit die Gebäude noch bewohnbar waren - nur zögerlich in ihre Häuser zurück. Viele übernachteten in Zelten unter freiem Himmel oder in Autos aus der Sorge vor Nachbeben. Aus der Türkei wurden in den vergangenen zwei Wochen rund 6000 Nachbeben gemeldet.