Auch der Herrenberger Citybus ist Sache der Stadtwerke. Foto: Stadtwerke Herrenberg

Eine Unternehmensanalyse schlägt für die Geschäftsfelder mit Wachstumspotenzial die Gründung einer GmbH gemeinsam mit einem externen Partner vor. Und was ist mit den Sorgenkindern?

Die Stadtwerke Herrenberg, bisher ein städtischer Eigenbetrieb, sind ein klassischer Mehrspartenbetrieb der Daseinsvorsorge. Unter anderem sind dort die Wasser- und Gasversorgung, der Bäderbetrieb, das Stadtbusangebot und die Parkplatzbewirtschaftung unter einem Dach vereint. Die vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass der Vorteil eines Mehrspartenunternehmens, Verluste einzelner Unternehmenszweige durch Gewinne in anderen Bereichen auszugleichen, nicht mehr gelingt.

Deshalb hat die Stadt die Wirtschaftsberater von Eversheim Stuible beauftragt, nicht nur Optimierungspotenziale bei der Organisationsstruktur und der Finanzierung zu identifizieren, sondern auch zu klären, ob die bisherige Rechtsform für die Zukunft geeignet ist. Denn als Eigenbetrieb haben die Stadtwerke nicht die Möglichkeit, mit externen Partnern zu kooperieren.

Strom- und Gasvertrieb, Wärme und erneuerbare Energien mit Potenzial

Die Erkenntnisse der Unternehmensanalyse, über die die Gemeinderatsgremien in der nächsten Sitzungsrunde ab Anfang April beraten, zeigen, dass sich die Ergebnisse der externen Berater mit den Vorstellungen von Rathaus- und Stadtwerkespitze decken, berichtete Oberbürgermeister Nico Reith nun in einem Pressegespräch. Demnach sollen die Geschäftsfelder mit Wachstumspotenzial – Strom- und Gasvertrieb, Wärme und erneuerbare Energien – in eine neu zu gründende GmbH überführt werden. „Wir werden uns hierfür auf die Suche nach einem Partner begeben“, blickte Nico Reith nach vorne.

Finanziell, personell und IT-seitig würden sich mit der neuen Unternehmenstochter neue Optionen ergeben, ist auch Herrenbergs Finanzbürgermeister Stefan Metzing überzeugt. Die Kernsparten wie die Wasser- und Gasversorgung sowie die Verlustsparten Bäder, ÖPNV und Parken sollen im Eigenbetrieb verbleiben, der gleichzeitig die Dachorganisation weiterführt.

Einsparungen im Bäderbetrieb gesucht

Die neue Unternehmensstruktur sieht zudem vor, dass für kapitalintensive Vorhaben in den Bereichen Wärme und Erneuerbare Energien eine oder mehrere Projektgesellschaften gründet werden könnten. Grundsätzlich wichtig dabei: Gewinne aus der neu gegründeten Gesellschaft müssen auch weiterhin mit Verlusten des Eigenbetriebs im bestehenden steuerlichen Verbund verrechnet werden können. Dies muss noch mit dem Finanzamt geklärt werden.

Bei den Verlustsparten gibt es unterschiedliche Gedankengänge: Weitere Optimierung des Betriebs lautet dabei die klare Botschaft für den Bäderbetrieb. Für die bewirtschafteten Parkflächen ist angedacht, die Zusammenarbeit mit Dritten oder die komplette Auslagerung der Aufgabe zu prüfen. Beim ÖPNV gibt es erste, aber laut Metzing noch „unausgegorene“ Überlegungen, Leistungen an den Landkreis zurückzugeben.

Der rechtliche Rahmen soll am Jahresende stehen

Falls der Gemeinderat der vorgeschlagenen strategischen Neuausrichtung zustimmt, strebt die Stadtverwaltung an, dass die Entscheidung über den zukünftigen Kooperationspartner noch vor der kommunalpolitischen Sommerpause fällt. Im zweiten Halbjahr geht es für die zukünftigen Partner dann darum, die Ziele und den Projektumfang für die gemeinsame GmbH zu definieren. Bis zum Jahresende, so der bisherige Zeitplan, sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen stehen. Auf den Weg dorthin wird das Stadtparlament noch mehr als einmal gefragt sein.