Photovoltaik auf dem Dach – hier auf jenem Foto: Stadtwerke Fellbach

Unternehmen und Mittelständler erhalten bei einem Treffen im Rathaus Fellbach Hilfestellung, was sie im Umgang mit der Energiekrise in ihren Betrieben verbessern können.

Energiekrise, galoppierende Inflation: Von besinnlicher Stimmung in der Vorweihnachtszeit ist in vielen Kommunen, bei den Verwaltungen oder den Firmen auch im Rems-Murr-Kreis wenig zu spüren. Die „Polykrise“, wie es Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull kürzlich bezeichnete, lastet gewaltig auf den Schultern vieler Menschen. Doch wie können die Unternehmen darauf reagieren, und welche Hilfestellungen können Städte und Gemeinden den Firmenchefs geben?

Die Stadt Fellbach hat jetzt beispielhaft gemeinsam mit den Stadtwerken und in enger Abstimmung mit den Vorsitzenden der Gewerbe- und Handelsvereine und der Industrievereinigung zu einem Informations- und Arbeitstreffen „Energie“ in den großen Ratssaal eingeladen. Das Auditorium, zu rund 90 Prozent männlich besetzt – Wirtschaftskapitäne, Geschäftsführer, Mittelständler –, bekam so einen Rundumschlag zur aktuellen Situation der Versorgungslage oder den geplanten Preisbremsen.

„Das Leben wird immer kälter“, konstatierte die OB in ihren einführenden Sätzen – faktisch wie im übertragenen Sinne. Auf die frostige Lage ging anschließend auch Gerhard Ammon, Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach, in seinem rund 20-minütigen Referat ein. Er verwies auf den bereits 2021 festgestellten Preisanstieg beim Gas, und in diesem Jahr „kam der Krieg und mit ihm der Schock“. Deutschland hänge „am Rohstoff-Tropf Russlands“ – doch aus dem Osten komme im Moment kein Gas mehr.

Ganz aktuell bekannte Ammon: „Ich bin im Moment ein bissle dünnhäutig“, denn „es ist mir zu kalt“. Die aktuelle Wetterlage macht den Haushalten wie den Firmen zu schaffen, „und wir stehen vor einem ziemlich knackigen Wochenende mit minus elf Grad am Sonntag“. Es gehe zunächst einmal darum, „durch den Winter zu kommen – und der nächste Winter wird wahrscheinlich noch viel kritischer“, sieht Ammon keineswegs Entlastung am Horizont.

Was bleibt, ist kurzfristig „die Reduzierung des Strom- und Gasverbrauchs um mindestens 20 Prozent“. Zudem die Erhöhung der Gasförderung vor allem aus Norwegen und den Niederlanden. Zwei weitere Vorschläge: die Erhöhung der Stromproduktion aus Kohle und die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken.

Und natürlich sollten Stadtwerke als Vorbild agieren. Davon nimmt sich auch der Geschäftsführer in Fellbach nicht aus. „Ich sitze jeden Tag im Büro und friere und bin abends ausgekühlt“, räumt Ammon ein – und während der Arbeit „sind die Hände so kalt, ich kann dann fast nicht mehr tippen bei 19 Grad“.

Um mittelfristig aus der Krise zu kommen, ist für Ammon der Ausbau erneuerbarer Energien unumgänglich. Dazu die Steigerung von Effizienzmaßnahmen und die Sanierung von Gebäuden und Heizungsanlagen – diesbezüglich konnten sich die Zuhörer beim abschließenden Ständerling im Rathausfoyer mit den Experten der Stadtwerke, der Energieagentur Rems-Murr und einem freien Energieberater austauschen und Tipps einholen. Und langfristig bleibt für Ammon nur der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und die Dekarbonisierung der Energieversorgung, also die Abkehr von fossilen Brennstoffen.