Der 42-jährige Volker Jokiel schnitzt Kunstwerke aus Kürbissen. Foto: Eva Herschmann

Volker Jokiel schnitzt Kürbisse: Beim Stadtmarkt in Schorndorf begeistert der 42-Jährige vom Bauamt kleine und große Besucher. Sein Hobby brachte ihn schon groß heraus – etwa im Blühenden Barock Ludwigsburg.

Das orangene Fruchtfleisch spritzt zu allen Seiten, als Volker Jokiel die harte Schale des Kürbisses geknackt hat, was ziemlich mühsam ist. Danach kann er mit dem Schlingenmesser das weiche Fleisch bearbeiten. „Ich bin froh, dass es so warm ist, weil mit langen Ärmeln kann man keine Kürbisse schnitzen“, sagte der 42-Jährige, der mit seinen Kürbisfratzen und Figuren am Sonntag die Attraktion beim bunten Stadtmarkt in Schorndorf war.

Den riesigen Gorilla, mit dem Volker Jokiel, der im normalen Leben im Bauamt der Stadt Baugesuche bearbeitet, vor gut zwei Wochen den ersten Platz beim Showschnitzen im Blühenden Barock gewonnen hat, gab es nur als Foto. Dass das Ungetüm, das er aus einem Kürbis der Sorte Giant herausgearbeitet hat, fast 250 Kilogramm wiegt, ist aber nicht der Grund. „Die Bestie fault bereits vor sich hin“, sagt der Kürbiskünstler grinsend. Es ist eine vergängliche Kunst, die der gelernte Schreiner und Architekt macht.

Das Blühende Barock ist sein Lieblingsort zum Schnitzen

Dass er Werke auf Zeit schafft, findet Volker Jokiel jedoch nicht schlimm. Im Gegenteil. „Ich bin Perfektionist, und wenn ich Holz schnitzen würde, würde ich nie zu einem Ende kommen, weil es doch immer noch was zu verbessern gibt.“ Bei den Kürbissen mit begrenzter Haltbarkeit sei er nicht ganz so streng mit seiner Kunst. Vollen Einsatz bringt er dennoch. Weil der Gorilla schon etwas gammelig aussieht, ist er am Samstag noch einmal ins Blühende Barock gefahren, seinen Lieblingsort zum Kürbisschnitzen, und hat ein paar Stunden die Messer geschwungen, die tatsächlich teure Spezialwerkzeuge sind und auch für die Tonbearbeitung taugen.

Die frisch geschnitzten Ausstellungsstücke an seinem Stand auf dem unteren Marktplatz – ein täuschend echt aussehender Krokodilkopf, ein Gnom mit Segelohren, der einen Fisch angelt oder ein Kürbis mit Säge im Kopf – sind beliebte Fotomotive bei Jung und Alt gewesen. „Die Reaktion der Menschen ist immer toll. Auch das ist das Schöne am Kürbisschnitzen“, sagt Volker Jokiel.

Erst vor zwei Jahren hat er, der auch feuchten, komprimierten Sand und Schnee mit Schnitzmessern bearbeitet, mit dem Kürbisschnitzen angefangen.

Für die Kinder, die beim Stadtmarkt direkt neben ihm an eigenen Kürbissen arbeiteten, waren seine schaurig-schönen Fratzen Vorbilder. Am Tag vor Halloween hatte der Stadtmarkt mit Kürbisfratzen und Fledermaus-Rallye in den Geschäften schaurige Züge. Auch wenn es wegen des T-Shirt-Wetters noch keine Halloween-Kostüme zu sehen gab. Doch mehr als 60 Marktbeschicker und rund 100 Geschäfte feierten mit den Besuchern im großen Stil – und nicht wie im vergangenen Jahr als Lightversion mit Hygienekonzept – den traditionellen Stadtmarkt: Mit Krämermarkt, Kinderkarussell, Bücher- und Kinderflohmarkt, Autoshow und einem verkaufsoffenem Sonntag. Bei Führungen auf den Turm der evangelischen Stadtkirche konnten die Besucher etwa „Die Daimlerstadt aus der Vogelperspektive“ erleben und auf einer Kostümtour mit Gottlieb Daimler Orte dessen Kindheit besuchen, wie die Lateinschule oder sein Geburtshaus.

Volker Jokiel hat derweil Kürbisse geschnitzt, bis das Fruchtfleisch spritzte, und viele Fragen von Marktbesuchern beantwortet. Auch die Kinder haben den Kürbiskünstler immer wieder um Rat gefragt, und ihm dann stolz ihre Werke präsentiert.