Auf dem Kepler-Dreieck ist seit Jahren nichts mehr passiert. Zuletzt wurde dort Asbest entfernt. Nun hat ein Ideenwettbewerb die Potenziale des Areals gezeigt. Foto: Simon Granville

Rund um den Ludwigsburger Bahnhof ist einiges im Wandel. Ein Ideenwettbewerb für das Kepler-Dreieck gibt nun die grobe Richtung vor, wie es neben dem Bahnhof weitergehen kann. Was schlagen die Planer vor?

Auch wenn das Grundstück jahrelang brach lag, fast schon vor sich hin darbte, und sich niemand so richtig darum zu scheren schien, das Kepler-Dreieck zwischen Bahnlinie, Keplerstraße und dem Turm der mhplus-Krankenversicherung ist wegen seiner exponierten Lage wichtig für die Stadtentwicklung. Zumal es eine der letzten komplett freien Flächen in Innenstadtnähe ist. Das betont die Verwaltung immer wieder.

Nun ist sie auf dem Weg, aus der trostlosen Ecke einen Hingucker zu machen, einen kleinen Schritt weiter gekommen.

Seit gut einem Jahr war bereits bekannt, dass das hiesige Immobilienunternehmen Pflugfelder das Gelände von der Stadt kaufen und dort eine neue Firmenzentrale bauen möchte. Was sonst noch möglich ist, sollte ein gemeinsamer Ideenwettbewerb von Stadt und Interessent ausloten, der nun zu Ende gegangen ist. So galt das Gelände beispielsweise schon länger als möglicher Standort für ein Hochhaus.

Hochhaus könnte 50 Meter hoch werden

Dass das an der Stelle realisierbar ist, hat die Stadt nun auch schriftlich und in bunten Bildern. Der Siegerentwurf des Stuttgarter Büros Pesch Partner Architektur Stadtplanung, das sich gegen drei Konkurrenten durchsetzte, sieht einen solchen sogenannten Hochpunkt vor. Ein Beitrag hatte sogar mehrere Hochhäuser vorgeschlagen, was die Jury aber ablehnte.

Dass das Hochhaus am Ende das Stadtbild – auch von weitem – prägen könnte, ergibt sich aus den Dimensionen des Baus. Mit bis zu 16 Stockwerken und 50 Metern wird er noch einmal deutlich höher als das benachbarte Gebäude von mhplus (40 Meter). An den Wüstenrotturm am Stadtrand mit seinen rund 72 Metern kommt es nicht heran, die Silhouette Ludwigsburgs wird es dennoch verändern.

Keine Parkplätze an der Straße

Die Pläne, die an diesem Donnerstag im Ludwigsburger Bauausschusses (BA) vorgestellt werden, sehen das Hochhaus im Norden des Geländes – in Richtung Bahnhof – vor, wo es als Entreé zum Areal dienen soll. Zur Keplerstraße und zu den Gleisen hin sind mehrere, bis zu sieben Geschosse hohe Gebäude, die auch als Lärmschutz dienen, geplant. Die Gebäude werden so angeordnet, dass im Inneren ein Hof entsteht. Weil Bauten terrassiert, also unterschiedlich hoch sind, soll genügend Licht in den begrünten Hof fallen. Das Architekturbüro geht davon aus, dass in den Teilen der Häuser, die weder an Bahnlinie noch Straße grenzen, auch Wohnen möglich wird. Im Hochhaus könnten – so schlagen es die Planer vor – neben einem Restaurant, ein Hotel und Dienstleister in neuen Büros unterkommen. Eines der weiteren Gebäude könnte ein „Bildungszentrum“ werden, ansonsten sollen Gastronomie, Ärzte, eine Kita und Kultur Platz finden.

Weil es zur S-Bahn, zu Regionalzügen und zum Bus nur ein Katzensprung sein wird, wird das Quartier „konsequent autofrei“ konzipiert. Bei dieser Überlegung spiele auch die zentrale Lage eine Rolle. Autofrei heißt aber nicht, dass man als Autofahrer selbst schauen muss, wo man sein Fahrzeug abstellt. Eine Tiefgarage wird es sehr wohl geben, nur keine ebenerdigen Parkplätze. Dieser Raum soll vielmehr Fußgänger sowie Car- und Bikesharing-Angeboten vorbehalten sein. Geöffnet wird das Gelände, indem ein Weg von der Keplerstraße künftig zum Francksteg führt.

Verhindert der Lärm, dass neue Wohnungen entstehen?

Ob das allein reicht, um West- und Innenstadt miteinander zu verbinden, wie es sich die Stadt wünscht, bliebt abzuwarten. Ob das neue Quartier auch ohne Wohnungen ein lebendiges wird, ebenfalls.

Dass nämlich Wohnraum entstehen kann, hatte zumindest die Jury des Ideenwettbewerbs in Zweifel gezogen. Wegen des Lärms sei Wohnen nur in „besonders geschützten Bereichen denkbar“ und mit „erheblichem Aufwand“ möglich. Deshalb kommen für die Jury „nur temporäre gewerbliche Wohnformen wie Hotel oder Boardinghouses“ in Frage.

Damit der spektakuläre Ausblick, der sich einmal vom Hochhaus bieten wird, nicht nur Mietern vorbehalten bleibt, will die Jury zudem einen Aussichtspunkt. Die nun gewonnen Ideen, die Jury bezeichnet diese als Masterplanung, sollen in einem weiteren Wettbewerb zu konkreten Plänen werden.

Ein Hochhaus ist schon lange Thema

Pläne
 Im Juli hat Pflugfelder Immobilien seine Pläne, das Grundstück übernehmen zu wollen, öffentlich gemacht. Auf dem Kepler-Dreieck will die Firma ihre Standorte zentralisieren. Von Teilen des Gemeinderats wurde goutiert, dass man so einen wichtigen Gewerbesteuerzahler in der Stadt halte.

Historie
 Ein Hochhaus an der Stelle zu bauen, schwebte schon dem Ex-Oberbürgermeister Werner Spec im Jahr 2015 vor. Bis 2013 hatte ein Investor vergeblich versucht, etwas aus dem Gelände zu machen, ehe er es an die Stadt verkaufte. Die überließ es lange einem Gebrauchtwagenhändler. 2020 wurde am Kepler-Dreieck Asbest entdeckt. Die Sanierung kostete rund eine halbe Million Euro.