Die Häuser in der Tübinger Straße 6, 8 und 10 stehen leer. Foto: Käthe Ruess

In der Tübinger Straße hat die Stadt 2023 drei Gebäude in der Innenstadt gekauft. Diese sollen nun per Konzeptvergabe an einen Investor gehen.

Wie in vielen anderen Innenstädten auch gibt es in Herrenberg zahlreiche leer stehende Geschäfte – unter anderem in der Tübinger Straße, die den Marktplatz und den Fruchtkasten verbindet. Dort hatte bereits Anfang der 2000er-Jahre die Seifen-Parfümerie Otto, die viele Jahrzehnte im Gebäude mit der Hausnummer 6 ansässig gewesen war, ihre Türen für immer geschlossen. Im Januar 2018 folgte das Schuhhaus Dengler, das im Erdgeschoss der beiden Nachbarhäuser 8 und 10 beheimatet gewesen war.

2023 hat die Stadt die Gebäude erworben, „um aktiv den Herausforderungen der anhaltenden strukturellen Entwicklungen im Einzelhandel“ zu begegnen, hieß es. Insbesondere in der für die Altstadtlage in der Fußgängerzone außergewöhnlich großen, zusammenhängenden Erdgeschossfläche sieht die Stadtverwaltung Potenzial für eine frequenzbringende, gewerbliche Nutzung.

Erheblicher Sanierungsstau

Nun hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zwei entscheidende Weichen dafür gestellt. Erstens hat er einstimmig „Ja“ dazu gesagt, die drei Gebäude in das Sanierungsgebiet „Stadtentwicklung III/Westliche Innenstadt“ aufzunehmen. Dieses umfasst vor allem ein zusammenhängendes Areal entlang der Hauptverkehrsachsen der Kernstadt, die vom zentralen Verkehrsknoten Reinhold-Schick-Platz ausgehen. Allerdings sind die Gebäude in der Tübinger Straße nicht die ersten, die davon räumlich getrennt sind: Auch beim Fruchtkasten und dem städtischen Gebäude am Marktplatz, in dem das Bürgeramt angesiedelt ist, ist dies der Fall.

Der Schritt erfolgt auf Basis einer Untersuchung der drei Gebäude, die einen erheblichen Sanierungsstau aufzeigt. Sowohl energetisch, technisch als auch optisch im Bereich der Fassade entsprechen diese nicht dem aktuellen Stand. In Teilen besonders schlecht steht es um das mittlere der drei Häuser, das aus dem 17. Jahrhundert stammt und denkmalgeschützt ist. Die beiden anderen Gebäude stammen im Kern aus den 1960er-Jahren. Aktuell stehen alle Wohnungen in den Obergeschossen leer. Die Ladenflächen werden interimsmäßig vom Herrenberger Kunstverein sowie dem Stadtverband der Freien Wähler Herrenberg genutzt.

Einnahmen von rund 9800 Euro pro Jahr

Mit der Aufnahme ins Sanierungsgebiet sollen die Vermarktungschancen für die Gebäude erhöht werden. Gehen sollen diese drei gemeinsam an einen Projektentwickler, der Erfahrungen mit entsprechenden Altbauimmobilien hat und das überzeugendste Konzept für deren Nutzung vorlegt. Um auch in Zukunft weiterhin Einfluss auf die Entwicklung zu behalten, beispielsweise im Falle einer Insolvenz des Investors, will die Stadt versuchen, die Objekte auf Basis eines Erbbauvertrags zu vergeben. Dieser soll 80 Jahre laufen, mit der Option einer einmaligen, zehnjährigen Verlängerung.

Der Ausgangswert für den Erbbauzins soll bei 2,5 Prozent des aktuellen Bodenrichtwerts liegen und bringt der Stadt somit jährliche Einnahmen von rund 9800 Euro. „Ob dieser Weg an Ende von Erfolg gekrönt sein werde“, wisse man nicht, betonte Oberbürgermeister Nico Reith (parteilos).

Die große Mehrheit des Gemeinderats möchte ihn dennoch einschlagen. Lediglich einige Mitglieder der CDU-Ratsfraktion sahen dies kritisch. So kritisierte Dieter Haarer, dass der Veräußerungsgewinn angesichts knapper Kassen für andere Investitionen fehle. Einwirkungsmöglichkeiten würde es aus seiner Sicht auch über entsprechende Grundbuch-Vermerke geben.