Stolz über den 10 000-Euro-Scheck: Mitglieder des Kirchengemeinderats und Ministranten der Kirchengemeinde St. Joseph. Foto: St. Joseph

Wo Not herrscht, will die katholische Kirchengemeinde St. Joseph in Sindelfingen sie lindern helfen. Aus ihrem Haushalt spendet sie jetzt 10 000 Euro für eine Flüchtlingsunterkunft in der Ukraine nahe Kiew.

10 000 Euro hat die Kirchengemeinde St. Joseph aus Sindelfingen für eine Flüchtlingsunterkunft in der Ukraine gespendet. Eine ungewöhnlich hohe Summe für eine einzelne Kirchengemeinde, über die sich der Geschäftsführer der Hauptabteilung Weltkirche, Wolf-Gero Reichert, sehr freut: „Mit dieser großen Summe kann die Unterkunft sechs Wochen betrieben werden. Unsere Partner vor Ort können damit viele Menschen, die innerhalb der Ukraine vor dem Krieg geflohen sind, mit Medikamenten, Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgen.“

„Es ist uns ein großes Bedürfnis, die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu unterstützen“, erläutert Andrea Lipowsky-Müller, die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats von St. Joseph. „Es war nicht schwer, den Kirchengemeinderat für diese großzügige Spende zu gewinnen. Es geht um Hilfe für ein konkretes Projekt. Wir können berichten, wo das Geld ankommt und was damit unterstützt wird.“

Die Unterkunft wurde im Krieg bisher nicht beschädigt

Die von den Sindelfingern unterstützte Flüchtlingsunterkunft wird von der Caritas Spes betrieben. Sie liegt in Vasylkiv, rund 40 Kilometer von Kiew entfernt. Eigentlich war sie als eine Zuflucht für Mütter und Kinder vor häuslicher Gewalt geplant. Durch den Beginn des Kriegs in der Ukraine konnte die Unterkunft jedoch nicht öffnen, da die Region stark umkämpft war. Viele Gebäude wurden zerstört, viele Menschen getötet oder verletzt. „Zum Glück wurde die Unterkunft selbst nicht beschädigt“, sagt Reichert, der im engen Kontakt mit den Ansprechpartnern der Caritas Spes steht.

Ein Stück Normalität im Wahnsinn des Krieges

Nachdem die russische Armee abgezogen war, wurden in der Unterkunft Flüchtlinge aus Butscha, Irpin, Gostomel, Worsel und Donetsk aufgenommen. „Die schrecklichen Bilder aus Butscha haben wir in den Medien gesehen, das Leid ist für uns unvorstellbar“, sagt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. „Alle Menschen, die dort untergekommen sind, haben ihre Häuser verloren. Sie werden hier aufgenommen, bis sie sich entschieden haben, wie und wo sie weiterleben möchten“, ergänzt Reichert von der Hauptabteilung Weltkirche. Neben der Versorgung der Flüchtlinge kümmert sich die Caritas Spes auch darum, das Gelände wieder in Ordnung zu bringen und beispielsweise Gemüse anzupflanzen. „Ein Stück Normalität im Wahnsinn des Krieges, die die Flüchtlinge erleben sollen“, so Reichert.

Aktuell leben 30 Flüchtlinge in der Unterkunft

Die Flüchtlingsunterkunft wird laut einer Pressemitteilung der Diözese Rottenburg von einem Ehepaar betreut, das für das Mutter-Kind-Heim verantwortlich war. Auch sie haben ihr Haus verloren und wohnen nun ebenfalls in der Unterkunft. „Wenn eine Familie sich bisher wieder selbst versorgen oder in ihr Zuhause zurückkehren konnte, wurden die Plätze schnell wieder vergeben, da es viele Flüchtlinge auch innerhalb der Ukraine gibt“, berichtet Reichert weiter. Aktuell leben 30 Flüchtlinge in der Unterkunft, darunter 13 Kinder und Jugendliche und vier Senioren.

Spenden sind enorm wichtig für die Kriegsopfer

„Wir als Diözese haben bereits eine hohe Summe für die Flüchtlinge in der Ukraine zur Verfügung gestellt, über eine Million Euro aus dem Zweckerfüllungsfonds der weltkirchlichen Flüchtlingshilfe“, sagt Reichert. „Solche Einzelspenden sind aber eine sehr wichtige Ergänzung, die wir dringend für die Kriegsopfer benötigen.“

Kirche will weiterhin Flüchtlingshilfe vor Ort leisten

Auch Norbert Brüderl, Vorsitzender des Diözesanausschusses Eine Welt und Mitglied im Kirchengemeinderat St. Joseph Sindelfingen, betont, wie wichtig derlei Spenden sind: „In einer außergewöhnlichen Situation, wie sie jetzt durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurde, braucht es jede Unterstützung, um kirchlichen Partnern überhaupt die Möglichkeit zu geben, die nötige Flüchtlingshilfe vor Ort zu leisten. Auf lange Sicht kommt es darauf an, die Flüchtlingshilfe, die zu einem prägenden Merkmal der Diözese Rottenburg-Stuttgart geworden ist, dauerhaft abzusichern. Denn auch nach einem möglichen Ende des Ukrainekriegs werden weltweit große Bedarfe fortbestehen.“

Die Spende der Sindelfinger Kirchengemeinde St. Joseph wird über die Stiftung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart abgewickelt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.weltkirchlich-engagiert.de/