Ziel ist die Flagge: Szene vom Turnier der Kornwestheim Cougars. Foto: Peter Mann (Archiv)

Die „körperlose“ Alternative zum American Football könnte bald sogar olympisch werden. Auch in Ludwigsburg und in Kornwestheim gibt es in zwei Vereinen Mannschaften bei Erwachsenen und Jugendlichen.

Das Timing hätte kaum besser sein können: An diesem Sonntag steigt in München das erste American-Football-Spiel der US-amerikanischen Profiliga NFL auf deutschem Boden. Und kurz bevor sich in der schon seit Monaten ausverkauften Allianz-Arena die Tampa Bay Buccaneers um Superstar Tom Brady und die Seattle Seahawks messen, wurde publik: Flag Football, die „entschärfte“ Variante des American Football, könnte bald olympisch werden. Football-Experte und Ex-Profi Sebastian Vollmer gab in einer Webshow preis, dass es 2028 soweit sein könnte.

Sowohl in Ludwigsburg als auch in Kornwestheim gibt es Teams

In der Halbzeit des Spiels in München wird die Frauen-Nationalmannschaft im Flag Football eine Kostprobe präsentieren. Und auch im Kreis Ludwigsburg wird Flag Football immer populärer. In Kornwestheim zum Beispiel gibt es bei den Cougars eine eigene Mannschaft, auch bei den Ludwigsburg Bulldogs existiert ein solches Team. Beim Flag Football geht es nicht darum, den Gegner zu rammen und von den Beinen zu holen. Die Akteure tragen am Hosenbund zwei Stoffbänder – die „Flaggen“. Der Ballführende gilt als gestoppt, sobald ihm ein Gegner eines dieser Bänder abreißt. In den USA ist diese Variante der Sportart unter anderem für Kinder und Jugendliche vorgesehen, aber auch bei Erwachsenen erfreut sie sich immer größerer Beliebtheit.

„Ich denke, es ist noch ein weiter Weg bis zu Olympia“, sagt Nico Blum, der die Flag-Footballer der Kornwestheim Cougars betreut und auch als Quarterback, also als Spielmacher, auf dem Feld steht. „Aber bei den World Games in diesem Jahr war die Sportart schon vertreten.“ Schließlich gebe es ja auch eine deutsche Nationalmannschaft und Europa- und Weltmeisterschaften. „Die Strukturen existieren“, weiß Blum, der mit seiner Mannschaft vor wenigen Wochen ein großes Turnier ausgerichtet hat. Für das kommende Jahr hat er das Team erstmalig für den Ligabetrieb angemeldet. Wo die Cougars dann überall herumkommen, ist noch unklar. Wahrscheinlich werden die Reisen in einer aufgeteilten 2. Liga aber durch den gesamten süddeutschen Raum führen.

„Flag Football wird auch hier durch die Decke gehen“

Ganz so weit ist man bei den Ludwigsburg Bulldogs noch nicht. Wie bei den Kornwestheimer Cougars gibt es auch dort Flag-Teams bei Junioren und Erwachsenen. „Bisher tun wir uns noch in bisschen schwer, neue Spieler zu gewinnen. Aber auch hier wird Flag Football durch die Decke gehen“, prophezeit der Cheftrainer Patrick Barr. Die Sportart sei etwas für alle, die das Taktische am Football lieben, für die der Körperkontakt aber eher zweitrangig sei. Bei den Bulldogs gibt es derzeit 14 aktive Spieler. Rund 25 Mitglieder stark ist die Cougars-Mannschaft. „Für viele ist es noch eine Art Zweitsport“, sagt Nico Blum, „manche spielen in unserer Tackle-Mannschaft, andere kommen aus dem Hand- oder Fußball.“ 16 Spieler und Spielerinnen – Flag Football ist auch eine Mixed-Angelegenheit – haben schon für die anstehende Saison zugesagt.

Was Cougars-Trainer Nico Blum und Bulldogs-Coach Patrick Barr eint: Beide haben sich für Tickets für die Partie in München beworben, gingen aber leer aus. „Ich war mit drei Geräten in der Warteschleife, bin aber nicht weiter als auf Platz 260 000 gekommen“, sagt Barr und lacht.

Weitere Infos zum Flag Football gibt es online auf https://flag-coaching.info