Auch am Dienstag staut es sich vor dem Engelbergtunnel – hier bei Ditzingen. Foto: Jürgen Bach

Nach der Sperrung des Engelbergtunnels greift der Notfallplan der Autobahn GmbH nur langsam. Der Bereitschaftsdienst ist mächtig gefordert.

Vollsperrung im Leonberger Engelbergtunnel. Das gab es schon öfter. Wolfgang Zimmermann, Hauptkommandant der Leonberger Feuerwehr, kann sich an den einen oder anderen Brand im Tunnel erinnern. „Dass die Sperrung auf beiden Seiten aber so lange dauerte und die Technik mehrere Stunden außer Betrieb war, das gab es so noch nicht“, sagt Zimmermann. Von Montagmittag an war der Tunnel auf Grund einer technischen Störung bis in die späten Abendstunden komplett gesperrt, verursachte ein gewaltiges Verkehrschaos in der gesamten Region. Erst in der Nacht war er zumindest einspurig auf beiden Seiten wieder zu befahren. Und sogar erst am Dienstagmittag konnte der Schaden behoben werden. Dann lösten sich die Staus langsam auf.

Was ist die Ursache für diese Tunnelsperrung? Konkrete Antworten zu den Geschehnissen gibt Petra Hentschel, die Sprecherin der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH. Am Montag hat es gegen 13.45 Uhr einen Stromausfall gegeben, durch den es zu einem Ausfall der Betriebstechnik im Engelbergtunnel kam. Dies wiederum löste unter anderem einen Brandalarm aus, der jedoch ein Fehlalarm war. Aus Sicherheitsgründen wurde der Engelbergtunnel mit Eintreten des Stromausfalls automatisch gesperrt.

Elektriker der Autobahn GmbH, Niederlassung Südwest, sind unmittelbar nach Eintreten des Stromausfalls zum Engelbergtunnel gefahren, um die komplexe Betriebstechnik zu überprüfen. Dabei wurde ein Geräteschaden festgestellt. Insgesamt waren rund 20 Ingenieure und Techniker aus dem Bereich Bauwesen und Tunnelbetriebstechnik am Engelbergtunnel im Einsatz, um die Störung zu beheben.

Ist es in solch einem Fall nicht möglich, den Tunnel wieder rascher zu öffnen und den Verkehr wenigstens auf einer Spur durchzuführen? „Grundsätzlich müssen alle installierten Sicherheitssysteme funktionieren, damit der Tunnel im Autarkbetrieb ohne Einschränkungen betrieben werden kann“, sagt Petra Hentschel. Fallen einzelne Systeme aus, können geeignete Kompensationsmaßnahmen – wie Geschwindigkeitsbeschränkungen oder eine Reduktion der Fahrstreifen – getroffen werden. Während des Stromausfalls am Montag seien aber alle Systeme im Tunnel ausgefallen. Danach wurden die Systeme von der Autobahn GmbH, Niederlassung Südwest, umfangreich geprüft.

Dank des Notfallplans, der unter anderem einen technischen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr beinhaltet, sei es möglich gewesen, so die Pressesprecherin, den Tunnel trotz der vorhandenen technischen Störung bereits am späten Montagabend beziehungsweise in der Nacht wieder eingeschränkt für den Verkehr freizugeben.

Welche Folgen hat diese Störung für die derzeitige Sanierung des Tunnels? „Die laufende Sanierungsmaßnahme des Engelbergtunnels ist von dem Ausfall nicht betroffen, es musste nur ein Gerät ausgetauscht werden. Die restliche Betriebstechnik funktioniert“, erklärt Petra Hentschel.

Warum muss der Engelbergtunnel saniert werden? Die Baumaßnahmen wurden im Jahr 2016 gestartet. Die Röhren werden von innen mit einem Stahlgerüst verstärkt, auf das dann Beton aufgespritzt wird. Eine Maßnahme, die die Gefahr der sogenannten Anhydritschicht im Engelberg, die durch Kontakt mit Wasser aufquillt, auf Dauer eindämmen soll. Die Projektkosten sind mit 130 Millionen Euro veranschlagt.

Warum zieht eine langfristige Sperrung des Engelbergtunnels ein so großes Verkehrschaos nach sich? Die Verkehrszählung des Landes Baden-Württemberg aus dem Jahr 2015 (die jüngste aus dem Jahr 2021 wird derzeit noch ausgewertet) ergab, dass die Autobahn A 8 mit rund 154 000 Fahrzeugen pro 24 Stunde zwischen dem Autobahndreieck Leonberg und dem Autobahnkreuz Stuttgart die am stärksten befahrene Strecke in Baden-Württemberg ist. Der Engelbergtunnel in Leonberg ist quasi ein Teil davon und lenkt den Verkehr in alle Himmelsrichtungen. Rund um dieses Nadelöhr stand der Verkehr ab dem Montagmittag mit Unterbrechungen in den Nachtstunden bis in die Mittagsstunden des nächsten Tages so gut wie still. Weil im Umkreis alle Straßen dicht waren, hatte die Feuerwehr am Montag vorsorglich eine Wachbereitschaft an den Standorten in Leonberg, Höfingen, Gebersheim und in Gerlingen positioniert. „Im Falle eines Notfalls wären die ehrenamtlichen Einsatzkräfte nicht zu den Standorten gekommen, und so hätten wir schnell reagieren können“, sagt Zimmermann.