Dieses Jahr können die Beitragszahler erstmals online ihre Stimme abgeben. Foto: dpa/Stefan Jaitner

Das Interesse junger Menschen für die Sozialwahl ist gering. Dabei haben die Entscheidungen der Sozialparlamente direkte Auswirkungen auf ihr Leben.

Junge Menschen unter 30 machen sich meist wenig Gedanken über Gesundheit und Rente. Viele fühlen sich in ihren 20ern fit und die Rente erscheint noch sehr weit weg. Folglich interessieren sich nur wenige Bürgerinnen und Bürger in dieser Altersklasse für die Sozialwahl. Dabei treffen die Vertreter der Versicherten in den Verwaltungsräten der Kranken- und Rentenkassen wichtige Entscheidungen, die direkte Auswirkungen auf das Leben junger Menschen haben.

Bundeswahlbeauftragter Peter Weiß: „Die Versicherungen gehören den Versicherten“

Bis zum 31. Mai haben 52 Millionen Versicherte die Chance mitzuentscheiden, welche Vertreterinnen und Vertreter sich in den nächsten sechs Jahren bei den Kassen für Ihre Interessen stark machen werden. Seit 1953 werden die Sozialparlamente von den Versicherten und Rentnern gewählt. Die Idee: Wer in die Sozialversicherungen einzahlt, soll auch über die Verwendung der Gelder mitbestimmen dürfen. „Die Versicherungen gehören den Versicherten“, sagt Peter Weiß, Bundeswahlbeauftragter für die Sozialversicherungswahlen.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialen Selbstverwaltung haben beispielsweise Einfluss auf Krankenkassenleistungen und Reha-Angebote. Die Wählerinnen und Wähler können auf dem Stimmzettel Listen ankreuzen, die von Gewerkschaften und unabhängigen Kandidaten zusammengestellt werden. Wahlberechtigt sind alle Beitragszahler über 16 Jahre. „Die Entscheidungen der gewählten Vertreterinnen und Vertreter haben oft direkte Auswirkungen auf die Versicherten. Die Selbstverwaltung in der Sozialversicherung ist ein wichtiger Baustein der Demokratie,“ so Baden-Württembergs Sozial- und Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bei der Landespressekonferenz.

Stimme hat Einfluss auf Kurs der Krankenkassen

Allerdings ist die Wahl in der Bevölkerung nur wenig bekannt, das letzte Mal lag die Wahlbeteiligung gerade einmal bei rund 30 Prozent. Um mehr junge Menschen zu erreichen, können Versicherte der Ersatzkassen dieses Jahr erstmals online wählen. „Das ist ein Modellversuch. Wenn die Onlinewahl gut ankommt, kann ich sie mir als Alternative zur Briefwahl auch für kommende Kommunal- und Landtagswahlen vorstellen,“ so Peter Weiß. Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (VDEK), weist junge Beitragszahler darauf hin, dass sie bei der Sozialwahl über den Kurs ihrer Krankenkasse und somit ihre Zukunft bestimmen. „Die ehrenamtlichen Verwaltungsräte achten darauf, dass dieses Geld für moderne Versorgungsstrukturen und eine hohe Versorgungsqualität eingesetzt wird.“

Die Verwaltungsräte der Krankenkassen setzen sich zu je 50 Prozent aus Vertretern der Arbeitgeber und Vertretern der Beitragszahler zusammen. Durch die Sozialwahl können die Beitragszahler die Legitimität ihrer Vertreter in den Gremien stärken. Die Verwaltungsräte nutzen innerhalb des gesetzlichen Rahmens die Spielräume für eine verbesserte Versorgung der Versicherten.

Dass sich die Teilnahme an der Sozialwahl auch für junge Menschen auszahlt, zeigen zwei konkrete Beispiele: Der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse (TK) hat durchgesetzt, dass die Versicherung 80 Prozent der Kosten für eine sportmedizinische Untersuchung übernimmt. Durch diese Untersuchung stellen Sportler bei einem Wechsel der Sportart oder nach einer längeren Trainingspause sicher, dass sie sich keinen gesundheitlichen Risiken aussetzen. Zudem haben sich die Verwaltungsräte der TK dafür eingesetzt, dass viele Schutzimpfungen für private Auslandsreisen übernommen werden. Die Maßnahme erspart vielen jungen Menschen Kosten, die etwa während eines Sabbatical längere Zeit in einem anderen Land verbringen.

Wahlverfahren

Post oder Online
Die Versicherten erhalten die Wahlunterlagen automatisch per Post. Alternativ zur Briefwahl kann online abgestimmt werden. Der Zugang zum Wahlsystem findet sich auf den ersten Seiten der Ersatzkassen, zu denen neben der TK die Kaufmännische Krankenkasse, die DAK-Gesundheit, die Handelskrankenkasse, die Barmer Ersatzkasse und die Hanseatische Krankenkasse zählen.