Menschen mit Behinderung sind durch die Lockdown-Maßnahmen laut Sozialverbänden zunehmend isoliert. (Symolbild) Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Menschen mit Behinderungen trifft der Corona-Lockdown besonders schwer, beklagen Sozialverbände im Land. Sie fordern: Für Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen soll wieder mehr Teilhabe möglich sein.

Stuttgart - Durch die Lockdown-Maßnahmen sind Menschen mit Behinderung im Südwesten laut Sozialverbänden zunehmend isoliert. Sie fordern deshalb, wieder mehr Kontakte zu ermöglichen und die Aussicht auf Lockerungen nicht immer weiter aufzuschieben. Eine selbstbestimmte Teilhabe sei aus Sicherheitsgründen für Menschen mit Behinderung meist nicht mehr möglich, teilte Björn Vissering, Vorsitzender der Lebenshilfe Baden-Württemberg, mit. Doch für alternative Kontaktmöglichkeiten fehle Menschen mit Behinderung Hardware, Software, Schulung und regelmäßige Assistenz, beklagte er.

Hinzu komme demnach, dass Menschen mit Behinderungen erleben müssen, wie in Aussicht gestellte Lockerungen immer wieder nicht eintreffen. „Diese erlebte Aussichtslosigkeit ist zusätzlich stark belastend und mit Ängsten behaftet“, so Vissering.

Es dürfe nicht zu Besuchsverboten und Ausgangssperren kommen

Auch der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg, Hans-Josef Hotz, betonte, es dürfe nicht wie im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 zu Besuchsverboten und Ausgangssperren kommen. Das bedeute sonst totale Isolation auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe. „Die Gefahr der Vereinsamung und schwerer psychischer Schäden bei Betroffenen und die Gefahr irreversibler Schäden bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und demenziellen Erkrankungen wäre hier zu groß“, teilte Hotz mit.

Es sei deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, direkte zwischenmenschliche Kontakte zu ermöglichen. Dazu sollten viele kostenlose Testungen angeboten werden. Für Vissering sind auch die Corona-Impfungen hierbei von großer Bedeutung. Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen solle so schnell wie möglich ein Impfangebot durch mobile Impfteams gemacht werden. Er fordert zudem, pflegebedürftige Menschen mit Behinderung in die höchste Risikogruppe aufzunehmen.

Generell sehen die Verbände die Corona-Maßnahmen für sinnvoll und nachvollziehbar an. Angesichts der weiter hohen Infektionszahlen und Todesfälle führt für den VdK „kein Weg an Corona-Schutzmaßnahmen vorbei“. Sollte das Infektionsgeschehen in Bund und Land auch mit Blick auf die Mutationen weiterhin gefährlich sein, spreche sich der Verband für eine Verlängerung des bisherigen Lockdowns und grundsätzlich auch für eine weitere Maskenpflicht aus, hieß es.