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Das Team aus Frankfurt/Main macht den Anfang: Ab sofort gibt es sonntags wieder neue Krimifolgen im Ersten. Für viele Fans im Südwesten aber heißt es warten.

Stuttgart - Hurra, die Sommerpause ist vorbei, das öde Schimpfen über die „Tatort“-Wiederholungen am Sonntagabend im Ersten hat ein Ende. Diese Woche beginnt mit dem neuen Fall der Ermittler aus Frankfurt/Main endlich wieder das aufregende Schimpfen über „Tatort“-Erstausstrahlungen. Zwar mag nur ein kleiner Teil der Zuschauer rein gar nichts aus dem Kosmos von „Tatort“ und „Polizeiruf 110“, aber offenbar liebt auch niemand diese Reihen komplett, Kommissariat um Kommissariat.

Die Unzufriedenheit mit bestimmten Teams, das Genervt-Sein von anderen, selbst der pure Hass auf einzelne Folgen scheinen unverzichtbar zur Fankultur der Sonntagskrimis zu gehören. So wie die Treue zu den Lieblingsteams, die Früher-war-es-spannender-Nostalgie, wie gelegentliches Rudelgucken mit Freunden und Verwandten und die immer häufigere Echtzeitkommentierung der laufenden Folge auf Twitter.

Auch Münster pausiert noch

Für Fans und Hasser der Südwestermittler beginnt die Saison mit einer Enttäuschung. Bis zum Jahreswechsel wird es keine neuen „Tatort“-Folgen aus Stuttgart, Ludwigshafen und dem Schwarzwald geben. Auch das Franken-Team pausiert noch, so wie Zürich, Wien, Weimar, Saarbrücken und das Hamburger Duo Falke und Grosz. Für viele Fans besonders enttäuschend: Es wird 2021 auch keinen weiteren Münster-„Tatort“ geben. Erst Anfang 2022 kommen Boerne und Thiel wieder zum Einsatz.

Die Bundestagswahl braucht Platz

Einen langfristigen Terminplan für „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ scheut die ARD traditionell und verständlicherweise. Man will sich nicht unnötig unter Druck setzen, wann welche Produktion fertig sein muss. So werden zum Start der Herbst/Winter-Saison auch nur die Krimis bis Anfang Oktober annonciert. Auf den Start mit den Frankfurtern folgt eine Woche darauf der „Polizeiruf 110“ aus München. Am 19. September tritt das Team aus Köln an, am 3. Oktober ermittelt Borowski in Kiel. Gleich zweimal fällt der „Tatort“ demnächst aus: Am 12. September wird der Sendeplatz im Ersten für das „Triell“ mit den Kanzleramtsaspiranten Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz gebraucht, am 26. September ist Wahlabend.

Den Programmplanern könnte das ganz gelegen kommen. Nicht umsonst dauerte ja auch die Sommerpause ein wenig länger als sonst. Die anfängliche Corona-Unsicherheit, die Lockdowns und die neuen Hygieneregeln haben allenthalben Dreharbeiten von Filmen und Serien verlangsamt, verteuert und verkompliziert, das ein oder andere Projekt wurde ganz torpediert. Davon sind auch „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ betroffen. Jeder Aufschub ist da willkommen.

München tritt zweimal an

Immerhin, ohne Fixtermin nennt die ARD ein paar Eckwerte. Die nur selten in der Rolle der Mainzer Ermittlerin Ellen Berlinger zu sehende Heike Makatsch bekommt noch vor Weihnachten ihren dritten Fall: „Blind Date“. Und noch einer der etwas seltener auftretenden Polizisten kehrt wieder: der von Ulrich Tukur gespielte Wiesbadener LKA-Ermittler Felix Murot in „Murot und das Prinzip der Hoffnung“. Die beim „Tatort“ aussteigende Meret Becker wird 2021 ihren vorletzten Fall als Berliner Kriminalhauptkommissarin Nina Rubin absolvieren.

Die Teams aus Dresden und Dortmund bekommen ebenfalls noch vor dem Jahreswechsel Einsätze, die Münchner Batic und Leitmayr sollen im letzten Quartal sogar zwei Fälle aufklären. Bei einem Solofall für Charlotte Lindholm aus Göttingen, gespielt von Maria Furtwängler, sind besonders der Regisseur Detlev Buck („Männerpension“) und ein Gaststar interessant: Udo Lindenberg. Das neue Team aus Bremen soll ebenfalls im Dezember seinen zweiten Fall lösen, auch da darf man gespannt sein. Der erste Auftritt löste sehr gemischte Reaktionen von heller Begeisterung bis tiefer Enttäuschung aus. Man könnte also mit guten Gründen nachjustieren – oder beim Konzept bleiben.

Ändert sich da was?

Wobei diese Frage – ändert sich grundsätzlich was? – über jeder „Tatort“-Saison hängt. Die immer vielfältiger werdende TV-Welt ändert sich durch Streamingdienste und andere Konkurrenz rapide. Der „Tatort“ gilt als einer der wenigen Reste des alten Lagerfeuerfernsehens, viel spräche also für die konservative Haltung, nicht an einem gut funktionierenden Konzept herumzudoktern.

Aber es gibt ja, trotz gelegentlicher Normierungsversuche seitens selbstbewusster Programmapparatschiks, keine Stilschablone und Typenbackform. Manchen Zuschauern sind Experimente mit der Krimiform verhasst, trotzdem kommen sie vor. Es gibt gehörig Mittelmaß beim „Tatort“, aber keinen fassbaren Status quo. Das federt Neuerungen ab, lädt aber auch zum Herumprobieren ein. Eines ist jedoch sicher: Am Ende der Saison wird es keine Einigkeit unter den Fans geben, was die Hits und was die Flops waren.

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