Valerie (Amber Bongard) und Toni (Ivo Kortlang) stehen im Mittelpunkt der Serie „Tonis Welt“. Foto: TVNOW/Boris Breuer

Was taugt „Tonis Welt“, das Spin-off des Vox-Erfolgs „Club der roten Bänder“? Wir haben die erste Folge der neuen Serie für Sie gesehen.

Stuttgart - Unser Schnelltest verrät, ob es sich lohnt, sich auf eine neue Serie einzulassen. Wir haben für Sie gesehen: „Tonis Welt“, das Spin-off zu „Club der roten Bänder“.

Die Story in drei Sätzen?

Toni ist Asperger-Autist, seine Freundin Valerie hat das Tourette-Syndrom. Als Valeries Oma stirbt, beschließt das Paar, deren Haus auf dem Land zu kaufen. Die beiden gerade volljährigen Teenager bemühen sich auf unkonventionellen Wegen um einen Kredit, um sich ein gemeinsames Leben aufzubauen.

Was soll das alles?

Toni gehörte in der Vorgänger-Serie zum Club der roten Bänder, einem Freundeskreis junger Klinikpatientinnen und -patienten. Valerie lernte er ebenfalls im Krankenhaus kennen, sie gehörte aber nicht zum Club. Nachdem die erfolgreiche Serie 2017 abgesetzt wurde, erzählt „Tonis Welt“ die Geschichte der beiden weiter.

Wer spielt mit?

Wie bei „Club der roten Bänder“ wird Toni von Ivo Kortlang gespielt. Das jüngere Publikum kennt ihn vielleicht aus dem Kinofilm „Bibi & Tini: Voll verhext!“, das erwachsene aus der ZDF-Dramaserie „Fritzie – Der Himmel muss warten“. Valerie wird von Amber Bongard gespielt, die vor allem aus den „Ostwind“-Kinofilmen bekannt ist. Außerdem spielte sie in diversen TV-Produktionen, zuletzt in der Krankenhausserie „Charité“ mit.

Wer steckt dahinter?

Auch die Produktionsfirma ist mit Bantry Bay dieselbe geblieben wie bei „Club der roten Bänder“. Mit dabei sind unter anderen wieder Gerda Müller als Produzentin, Tobias Ketelhut als Producer und Felix Binder in der Regie. Ausgestrahlt wird „Tonis Welt“ auf Vox und im Streaming auf TVnow.

Ist das witzig?

Ja, aber manchmal auch auf Kosten der Hauptfiguren und ihrer Behinderungen: zum Beispiel, wenn Valerie versehentlich den Bankberater als „Ficker“ beschimpft oder Toni beim ersten Kennenlernen von Valeries Mutter unangenehme Fragen stellt und rundheraus äußert, dass ihm das Essen nicht schmecke. Die „humorige Art“, mit der Vox die Serie bewirbt, bedient sich leider immer wieder Klischees über die Behinderungen. Beide Hauptfiguren werden als naiv und ein bisschen „dubbelig“ dargestellt, was nicht zu dem beiträgt, was die Serie eigentlich fordert: dass behinderte Menschen ernstgenommen und normal behandelt werden.

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Lektion unnützen Wissens

Im Casino liege die Chance nur bei 1 zu 37 beziehungsweise bei 2,7 Prozent, dass man die richtige Zahl treffe – das erklärt Toni dem Bankberater, der einem Casinogänger keinen Kredit hatte bewilligen wollen. Bei Valerie und ihm läge die Chance deutlich höher, dass sie ihren Kredit zurückzahlen würden, meint Toni.

Der Satz des Tages

Nach dem Termin beim Bankberater: „Der hat uns behandelt wie zwei Idioten.“ „Wir sind keine Idioten, wir sind besonders!“

Die Szene des Tages

Valerie erzählt von den Besuchen bei ihrer Oma in ihrer Kindheit – das sei die schönste Zeit ihres Lebens gewesen. Dort habe sie sich immer zu Hause und normal gefühlt. „Vielleicht ist es auch manchmal einfach schöner, normal zu sein als besonders“, sagt sie und schaut traurig. Toni kann ihre Stimmung nicht deuten und holt ein Buch aus seinem Rucksack, in dem sein Opa ihm illustriert hat, welche Gesichtsausdrücke welche Emotionen bedeuten. Valerie erklärt: „Das Gefühl hat dein Opa nicht gemalt. Es heißt Heimweh.“

Der Beipackzettel

Die Serie behandelt die Beziehung zwischen Toni und Valerie. Unklar bleibt insofern, warum sie nur nach Toni benannt ist und Valerie die zweite Geige spielen lässt. Aus dem Vorgänger sind schließlich beide bekannt.

Bingewatch-Faktor?

„Tonis Welt“ kommt sympathisch und liebevoll daher, ist aber nicht allzu spannend. Aufregend wird es an einzelnen Stellen, doch die Spannung ist schnell wieder dahin, wenn eine Person nach der anderen Toni und Valerie aus Nettigkeit aus der Patsche hilft, weil die beiden einfach so charmant und liebenswert sind. Wer die beiden Hauptfiguren schon in der Vorgängerserie ins Herz geschlossen hat, kommt vielleicht trotzdem auf seine Kosten.

Gesamtnote

3

Die Hintergründe der Serie

Die Erfolgsserie „Club der roten Bänder“ war zwischen 2015 und 2017 in drei Staffeln auf Vox zu sehen. Sie gewann unter anderem den Deutschen Fernsehpreis als beste deutsche Serie und den Grimme-Preis im Bereich Kinder und Jugend. Im Streaming ist sie nach wie vor bei TVnow zu sehen.

Zwei Jahre nach dem Absetzen der Serie kam das Prequel „Club der roten Bänder – Wie alles begann“ 2019 in die deutschen Kinos. Der Film erzählt die Vorgeschichte der sechs Jugendlichen: wie sie ins Krankenhaus kamen, sich kennenlernten und den Club der roten Bänder gründeten.

Lesen Sie hier: Kinokritik zu „Club der roten Bänder“

Ab dem 14. April werden wöchentlich jeweils zwei der acht Folgen „Tonis Welt“ ab 20.15 Uhr hintereinander bei Vox ausgestrahlt. Seit dem 7. April sind sie jeweils sieben Tage vor der TV-Ausstrahlung auf TVnow abrufbar.