Empfiehlt, das an PC-Monitoren gestresste Auge regelmäßig durch Pausen und Übungen zu entlasten: Optikerin und Augentrainerin Agnes Blessing Foto: Stefanie Schlecht

Agnes Blessing ist Optikerin und Augentrainerin. Sie erklärt, warum die viele Bildschirmarbeit den Augen schadet, und verrät, worauf man am Arbeitsplatz achten sollte, um sie dennoch gesund zu halten.

Böblingen - Vier von fünf Menschen, die täglich mehrere Stunden am PC sitzen, berichten von trockenen, brennenden, juckenden Augen. Dass sie unscharf sehen, die Augen müde sind, lichtempfindlich. Man nennt dieses Leiden auch das „Office-Eye-Syndrom“, zu deutsch „Büro-Augen-Syndrom“. Was hat es damit auf sich?

Die Augen haben äußere Augenmuskeln. Wenn wir den ganzen Tag vorm PC arbeiten, haben wir das „Office-Eye-Syndrom“ – also trockene, brennende, ausgelaugte Augen, weil wir sie zu wenig bewegen. Dazu kommt: Wenn wir den ganzen Tag im Nahbereich arbeiten, wird die Augenlinse überstrapaziert. Die Trockenheit wird außerdem dadurch begünstigt, dass wir zu wenig blinzeln.

Welche Folgen kann das lange Arbeiten am Bildschirm für die Augen außerdem haben, abgesehen vom „Office-Eye-Syndrom“?

Das eine bedingt ein bisschen das andere, da haben wir nämlich die Sehverschlechterung. Die beobachten wir Optiker vor allem bei Kindern, oft bis zu hundert Prozent Sehverschlechterung im kurzsichtigen Bereich. Durch die permanente Naharbeit neigt der Augapfel dazu, immer länger zu werden, und so nimmt die Kurzsichtigkeit zu. Bei den älteren Semestern stellen wir hingegen fest, dass wir im nahen Bereich nicht mehr so gut lesen können wie früher. Wenn Optiker dann nur eine Brille verschreiben, manifestiert sich das. Ich arbeite daher gerne nach dem Motto „Unsere Augen brauchen mehr als Brillen“.

Wie verhält sich das mit Brillenträgern und Kontaktlinsenträgern? Betreffen diese die Beschwerden, über die wir gerade gesprochen haben, genauso?

Die Beschwerden treten tatsächlich genauso bei Brillen- und Kontaktlinsenträgern auf. Man kann da aber ein bisschen differenzieren: Ich empfehle gerne eine Brille, weil wir die einfach mit den Händen herunternehmen können. Wir können die Augen in die Ferne richten und sie so entspannen. Mit Kontaktlinsen geht das schlecht. Einfach ins Auge zu fassen – unmöglich. Für die Arbeit am Bildschirm empfehle ich daher immer eine Brille. Und Kontaktlinsen eher in der Freizeit.

Sie haben gerade schon angesprochen, dass Sie eine Brille für die Bildschirmarbeit empfehlen. Was sollte man außerdem am Arbeitsplatz beachten, was die Augengesundheit angeht?

Der Abstand zum Auge ist auf jeden Fall wichtig, zwischen 60 und 80 Zentimetern laut Ergonomie. Dann der Winkel zum Bildschirm ungefähr auf 45 Grad geneigt. Und natürlich Augenpausen.

Wie können diese Augenpausen aussehen?

In die Ferne schauen. Aber das allein reicht nicht, denn das Sehen beginnt nicht in den Augen, sondern in Schulter und Nacken. Daher am besten die Kombi: Aufstehen, in die Ferne schauen und sich bewegen. Oder eine Augenübung machen. Dazu die Augen schließen, die Hände zur Verdunklung über die Augen nehmen und eine Weile geschlossen halten. Dann vom PC wegdrehen und die Augen mit leichtem Blinzeln öffnen, dabei Schultern und Nacken leicht bewegen. Das dauert etwa eine Minute pro Durchgang. Gerne fünf bis 15 Minuten machen, ein bis drei Mal am Tag – und dann beobachten, wie es den Augen geht.

Um das In-die-Ferne-Schauen geht es auch bei der weit verbreiteten 20-20-20 Regel. Was besagt die genau?

Der 20-20-20 Regel nach sollte man alle 20 Minuten für 20 Sekunden in 20 Meter Entfernung schauen. Ich übersetze das gerne als 60-60 Regel, denn alle 20 Minuten die Arbeit zu unterbrechen, vergisst man leicht. Daher: Alle 60 Minuten für 60 Sekunden den Blick auf etwa sechs Meter Entfernung richten, sich bewegen.

Sie haben auch noch eine Rasterbrille dabei. Was ist das?

Die Rasterbrille ist ein tolles Instrument. Die empfehle ich vor allem Kurzsichtigen und Alterssichtigen. Kurzsichtige, die ihre Brille herunternehmen und in der Ferne verschwommen sehen, können die Rasterbrille aufsetzen und sehen mit ihr kontrastreicher in der Ferne, schärfer. Sie können mithilfe der Brille die Augen entspannen. Bei der Altersweitsichtigkeit kann die Brille das Sehen durch bestimmte Übungen unterstützen und im nahen Bereich sogar verbessern.