Face to face: Coach Martin Sülberg Foto: Holger Schmidt

Senioren helfen Jugendlichen auf die Sprünge, indem sie ihnen Tipps für die richtige Bewerbung geben – und vielleicht sogar fürs Leben?

Schülerinnen und Schülern mit einem Bewerbungscoaching beim Einstieg in den Beruf helfen – das hat sich unter vielem anderen der Kreisseniorenrat (KSR) Böblingen auf die Fahnen geschrieben. Im Rahmen einer Veranstaltung an der Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) Böblingen führte das KSR-Team sage und schreibe sein 7500tes Bewerbungscoaching mit einem oder einer der dortigen 90 Neuntklässler/innen durch. „Wir geben dem Thema Berufsorientierung einen sehr hohen Stellenwert“, so die ASR-Rektorin Andrea Honer.

Alljährlich findet an der Böblinger Albert-Schweitzer-Realschule im Dezember eine Projektwoche statt. Für die Klassenstufe neun stand sie auch in diesem Jahr komplett im Zeichen der Berufsorientierung. Die Agentur für Arbeit war mit Vorträgen zu Wegen nach der Mittleren Reife im Haus, verschiedene Firmen informierten über Ausbildungsberufe und am Mittwoch waren die elf Coaches des Kreisseniorenrates Böblingen willkommene Gäste. Sie bieten seit 17 Jahren an 32 Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen im ganzen Landkreis derartige Hilfe zum Berufseinstieg an. Verantwortlicher Koordinator für die Zusammenarbeit mit der Albert-Schweitzer-Realschule ist Martin Sülberg. Er und seine Kolleginnen und Kollegen hatten sich wie auch die meisten Schülerinnen und Schüler akribisch auf die fast echten Bewerbungsgespräche vorbereitet. Bereits im Vorfeld gaben die Jugendlichen die Unterlagen für ihre Wunschstelle ab und die Coaches studierten diese, sodass sie genau wussten, wer ihnen gegenübersitzt. Nach dem Gespräch erhielten die jungen Leute ein genaues Feedback, in das nicht nur die geführte Kommunikation, sondern auch Auftreten, Fähigkeiten, Gesprächsvorbereitung und die Allgemeinbildung mit einflossen.

Gegeben werden so auch wertvolle Hinweise, ob denn der gewünschte Beruf und der Bewerber überhaupt zusammenpassen. So schwebe jungen Männern oft ein Beruf im Automobilbereich vor, obwohl die eigentlichen Stärken ganz woanders lägen. Oder eine würde gerne eine Banklehre machen, auch wenn die Mathenoten damit gar nicht übereinstimmten, beobachten Sülberg und seine Mitstreiter. Manchem aber würden sie aufgrund seines sehr guten Notendurchschnittes auch raten, doch lieber eine weiterführende Schule zu besuchen. Was zur richtigen Entscheidung fehlt, sei manchmal die Hilfe von daheim. „Früher war das Elternhaus bei der Berufsausbildung engagierter“, sagt KSR-Coach Peter Killes.

„Wir brauchen Nachwuchs“

Ganz generell habe aber das Interesse an Ausbildungsberufen bei den Jugendlichen nach einem absoluten Tiefpunkt während der Coronaphase wieder zugenommen. „Viele Zehntklässler haben großes Interesse an Ausbildungsberufen“, unterstreicht Lisa Rodamer, Lehrerin an der ASR. Auf der anderen Seite sei die Qualität mancher Bewerber zurückgegangen, berichtet Martin Sülberg, und genau hier möchte er mit seinen Kolleginnen und Kollegen gegensteuern.

So trifft sich auch das Coaching Team des Kreisseniorenrates regelmäßig zum Austausch und mehrfach im Jahr zur Weiterbildung. Und auch Verstärkung in den eigenen Reihen ist hochwillkommen. „Wir brauchen auch Nachwuchs“, wirbt Peter Killes.