Marbach und seine Menschen liegen der Galeristin Monika Schreiber am Herzen. Foto:  

Galeristin Monika Schreiber will in Marbach (Kreis Ludwigsburg) Menschen zusammenbringen – mit Kunst, Kultur, Aktionen und Projekten. Bald weihnachtet es, und die Galerie Wendelinskapelle lockt zum kleinen Adventsmarkt und nimmt am 44. Weihnachtsmarkt auf dem Burgplatz teil.

Sie sieht beeindruckend aus, die betagte Steindruck-Handpresse. Sie kommt mit schwerem gusseiserne Rahmen daher, einem Wagen, in dem ein Stein samt Papier manuell vor- und zurückbewegt werden kann, Handkurbel an verzahnten Rädern und einem „Reiber“ daher, der Druck darauf gibt. Was man mit diesem maschinellen Werkzeug anstellen kann, das ist in der Galerie Wendelinskapelle in Marbach zu erleben. Am 30. November und 1. Dezember, erster Advent von 2024, demonstriert der Künstler Paul Revellio, wie Lithographien entstehen. Die Steindruck-Präsentation ist beim „Kleinen Adventsmarkt in der Wendelinskapelle“ ein Highlight. „Eine lieb gewonnene Tradition mit schönem Programm vor Weihnachten zum Genießen“, so Galeristin Monika Schreiber. „Ich lade immer einen Künstler oder eine Künstlerin ein. Dass Paul Revellio seine transportable Druckpresse mitbringt ist etwas Besonderes.“ Zu entdecken seien auch mundgeblasene Weihnachtskugeln von Hanna Monte, zu goutieren Punsch, Naschereien, Advents-, Weihnachts- und andere Geschichten.

Wie es mit der Galerie Wendelinskapelle angefangen hat

Lichtzauber, Geschenkideen und mehr gibt es auch auf dem 44. Weihnachtsmarkt auf dem Burgplatz. „Im Burgkeller zeige ich eine kleine Ausstellung mit Schülerinnen und Schülern einer achten Klasse des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zu Freiheit und Menschenrechte.“ Denn Schreiber geht es vor allem um eines, Leute mitzunehmen. „Alle in ein Boot holen. Sie sind es, die die Stadt halten und tragen.“ Mit großen Projekten und kleineren Aktionen zu Kunst und Kultur trägt sie zur Stadtbelebung bei, seit sie am 1. Oktober 2002 in der spätgotischen Wendelinskapelle ihre Galerie eröffnete.

Damals hatte die Stadt bei ihr angefragt, ob der Bau mit dem – in Schwaben einzigartigen – viereckigen maßwerkverzierten Chorfenstern und freistehenden Gewölberippen als Raum für Kunst dienen könne. Schreiber war überzeugt davon. 22 Jahre vermittelt sie nun nicht nur Kunst in Marbachs Innenstadt, sondern bietet auch einen Ort für Kulturaustausch und Dialog.

Künstler Paul Revellio zeigt beim Weihnachtsmarkt in Marbach auf seiner transportablen Druckpresse, wie Lithografien entstehen. Foto: privat

Und das beginnt für die gebürtige Badenerin schon bei den ganz Kleinen. Kreativ gearbeitet mit Kindern hatte sie etwa in Stuttgarter Kitas, bevor sie vor 34 Jahren nach Marbach kam. Dort engagierte sie sich für Jugendliche: Im alten Jugendhaus richtete sie eine Kunstwerkstatt ein. Als Gründungsmitglied des Jugendhausvereins und Erste Vorsitzende gestaltete sie den Innenausbau des neuen Jugendhauses mit, begleitete den Konzeptionsprozess der offenen Jugendarbeit.

Auch beim Ferienprogramm war sie aktiv und stellte Kooperationen mit dem Seniorenstift auf die Beine. Auch die Skaterbahn am Neckar initiierte und realisierte sie mit. Doch bei ihr übten Mädchen und Jungs nicht nur zeichnen, malen, drucken, mit Säge, Hammer und Akkuschrauber umzugehen oder skaten. Sie lernten auch, sich politisch einzubringen, vor dem Gemeinderat zu sprechen, um für eigene Bedarfe einzustehen.

Die Netzwerkerin, die mit unterschiedlichsten Stadtakteuren kooperiert, ist dafür selbst das beste Vorbild. Im Vorstand der Interessengemeinschaft der Selbstständigen in Marbach (IGS) organisierte sie federführend den jährlichen Weihnachtsmarkt und verkaufsoffene Sonntage wie die Schillersonntage zum Geburtstag des Dichter, der am 10. November 1759 in Marbach geboren wurde. In den offenen Läden gibt es zahlreiche Aktionen wie Lesungen mit der Akademie für gesprochenes Wort, Schiller-Rätsel, künstlerisch gestaltete Schiller-Geburtstagskarten und mehr. Um Fahnen, auf denen Schillerzitate wehen und zum literarischen Stadtbummel locken, zu realisieren, tat sie sich mit dem Stadtmarketing und Citymanagement zusammen.

Sie lädt zu Bildhauersymposien, wo Bürgerinnen und Bürger Kunstschaffenden bei der Arbeit über die Schulter schauen können. Im Jahr 2022 etwa an die Rielingshäuser Kelter zur 50-jährigen Eingemeindung des Orts nach Marbach, das mitorganisiert wurde vom Kultur- und Heimatverein Rielingshausen und der Stadt Marbach. Dass drei Kunstwerke von Birgit Rehfeldt, Till Failmezger und Christoph Traub nun dauerhaft in Rielingshausen bleiben können, ist unter anderem auch ein Verdienst von Monika Schreiber: Sie sammelte im Frühjahr und Sommer tatkräftig Spenden mit. Und weil „Kunst in den Alltag muss“, initiierte die quirlige Frau 2023 das Projekt „Der Mond ist rund“ zum 300. Geburtstag des Marbacher Astronomen Tobias Mayer. Kleinere und etwas Größere aus Kitas, Kindergärten und Schulen bemalten, zeichneten, gestalteten – gesponserte – Bierdeckel kreativ.

Viel ehrenamtlicher Einsatz für die Gesellschaft, für den sie und Eberhard Hubrig jeweils 2015 die Bürgerplakette der Stadt Marbach verliehen bekam. Bürgermeister Jan Trost zitierte dazu Passendes von Johann Wolfgang von Goethe: „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich.“

Was plant Monika Schreiber noch für Marbach?

Das bewies Schreiber auch mit der findigen Hilfsaktion „Das kleine Format“ während der Coronapandemie. Die machten nicht nur den Tafeln schwer zu schaffen, sondern auch der Kunst. Die Galeristin verkaufte rund 250 Exponate von mehr als 70  Kunstschaffenden, der Erlös wurde jeweils hälftig zwischen diesen und der Marbacher Tafel aufgeteilt. „Engagement ist für mich selbstverständlich.“

Hat sie Wünsche? „Ein Marbacher Sommerfest mit verkaufsoffenen Sonntag. Nach der langen Baustelle in der Fußgängerzone muss die Innenstadt wieder zunehmend lebendig werden.“