Vettel selbst hatte im vergangenen Jahr begonnen, sich lauter und entschiedener zu politischen und gesellschaftlichen Themen zu äußern. Foto: dpa/Bradley Collyer

Sebastian Vettel fährt Formel 1 und kämpft zugleich öffentlich für das Klima - diesen vermeintlichen Widerspruch würde er gerne auch in einem Treffen mit Aktivistin Greta Thunberg erklären.

Köln - „Wahrscheinlich teilen wir viele Ansichten was die Formel 1 angeht“, sagte Vettel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: „Ich finde sie klasse. Es ist ermutigend, dass sie mit solch einer Entschlossenheit für unsere Zukunft kämpft. Ein echtes Vorbild, dem die ganze Welt folgen sollte und vor allem ältere Männer mehr Gehör schenken sollten.“

Vettel selbst hatte im vergangenen Jahr begonnen, sich lauter und entschiedener zu politischen und gesellschaftlichen Themen zu äußern, dies sei ein „natürlicher“ Prozess, der mit dem Älterwerden zusammenhänge.

In der Rennserie werde sein Verhalten „sehr kritisch betrachtet“, sagte der 34-Jährige: „Unser Sport ist zwar in vielerlei Hinsicht schnell und progressiv. Aber beim Gedankengut sind wir nicht gerade Vorreiter.“ Die Königsklasse wolle „in ihrer Kommunikation immer schön offen erscheinen. Nach innen fehlt mir dieser Mut ehrlich gesagt. Es passiert schon mehr als noch vor zehn Jahren, aber es könnte sich noch so viel mehr tun. Es gibt bei möglichen Reformen auf jeden Fall noch sehr viel Luft nach oben.“

Vettel: Formel 1 müsse als Innovationstreiber helfen

Problematisch sei die Hybrid-Motorenformel, die schon seit 2014 besteht, „sie treibt die technische Entwicklung nicht voran. Schon gar nicht die der Serienautos. Oder auch, wie unser Rennkalender aufgezogen wird, finanzielle Interessen sollten hier nicht an oberster Stelle stehen. Vielmehr sollte die Planung Sinn ergeben.“ So hatte es im vergangenen Jahr mitunter innerhalb von drei Wochen Rennen auf drei Kontinenten gegeben: „Wir sollten nicht von Ost nach West oder Nord nach Süd fliegen, sondern Stationen abklappern, die ohnehin nah beieinanderliegen.“

Wenn sich die Formel 1 nicht weiter anpasse, laufe sie Gefahr, „innerhalb der nächsten zehn Jahre überholt zu werden oder gar zu verschwinden“. Der ab 2026 geplante Antrieb mit einem noch größeren Elektro-Anteil, betrieben zudem mit klimaneutralem Benzin, sei ein später, aber richtiger Schritt. „So flexibel sollten wir das generell handhaben in Mobilitätsfragen. Ich glaube nicht, dass das Elektro-Auto allein die Antwort sein kann oder das Wasserstoff-Auto oder der Verbrenner“, sagte Vettel: „Die Kombination aus bekannten Dingen und etwas Neuem, was vielleicht noch erfunden und entwickelt wird – das ist die Antwort.“ Die Formel 1 könne und müsse als Innovationstreiber helfen.