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Die Schulen offen halten und die Digitalisierung voranbringen. Das sind aus Sicht der baden-württembergischen Unternehmer die Hauptaufgaben im neuen Schuljahr. Doch das Personal ist knapp.

Stuttgart - Die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) fordern die Landesregierung auf, alles dafür zu tun, dass es zu keinen weiteren Schulschließungen mehr kommt. „Alles andere wäre bildungs- wie familienpolitisch unverantwortbar“, sagte der für Bildungspolitik zuständige UBW-Geschäftsführer Stefan Küpper vor dem Beginn des neuen Schuljahres in der kommenden Woche.

Die Unternehmer erwarten auch, dass die Angebote zum Aufholen von Lernrückständen konsequent weitergeführt und möglichst unbürokratisch gestaltet werden. Es dürfe nicht dazu kommen, „dass die jungen Menschen aufgrund von Lernrückständen später Probleme bei der Ausbildung oder im Studium bekommen“, sagte Küpper.

Schulen schneller digitalisieren

Bei der Digitalisierung der Schulen muss es nach Auffassung des Verbands schneller vorangehen. Die Kommunen sollten die Bundesmittel aus dem Digitalpakt Schule schneller abrufen, die bürokratischen Prozesse sollten „weiter beschleunigt werden.“

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Neben einer Verbesserung der Digitalausstattung in den Schulen müssten dringend auch tragfähige Unterrichtskonzepte entwickelt werden, betonte Küpper. Die Beziehungsebene im Unterricht müsse mit den digitalen Möglichkeiten in Balance gebracht werden. Dazu verlangt er einen Qualitätsrahmen für digitalen Unterricht.

Lehrer für die Digitalisierung fit machen

Der Verbandsvertreter setzt sich für bessere Lehrerfortbildung ein. „Damit der ‚Digital Turn’ in den Schulen gelingt, müssen die Lehrkräfte auf breiter Front für die Digitalisierung fit gemacht werden.“ Die digitale Qualifizierungsoffensive könnte mit Angeboten aus der Wirtschaft kombiniert werden, sagte Küpper.

Kommunen fehlt Fachpersonal

Aus Sicht der Kommunen in Deutschland sind fehlendes Fachpersonal und und Finanzierungsprobleme das größte Hemmnis für eine schnellere Digitalisierung der Schulen. Drei Viertel aller Kommunen nennt den Mangel an qualifiziertem Personal für die Verwaltung als einen zentralen Grund für Verzögerungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen, wie eine Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zeigt.

Dabei geht es nicht nur um die Beschaffung, sondern auch um die Wartung der IT-Ausstattung. In rund zwei Dritteln (67 Prozent) der Kommunen wird dies durch kommunales IT-Fachpersonal, bei 57 Prozent durch externe Dienstleister erledigt. Fast die Hälfte (49 Prozent) der Kommunen lässt die IT-Anlagen auch durch Lehrer betreuen.

Nachholbedarf bei Lernplattformen

Insgesamt sehen 72 Prozent der Kommunen großen Bedarf für Investitionen in die Digitalisierung von Schulgebäuden. Der größte Handlungsbedarf besteht aktuell bei Lernplattformen und Cloudlösungen, um den digitalen Unterricht zu erleichtern. Knapp 17 Prozent haben noch nicht einmal mit der Planung begonnen.

An der Umfrage des Deutschen Instituts für Urbanistik im Auftrag der KfW beteiligten sich im Mai insgesamt 266 Städte, Gemeinden und Landkreise.