Die Maskenpflicht an Schulen könnte bald fallen. Foto: dpa/Guido Kirchner

Die Landesregierung erwägt ein Ende der Maskenpflicht im Unterricht – andere Bundesländer machen es vor. Eltern machen mit einer Online-Petition Druck.

Stuttgart/Wertheim - Die baden-württembergische Regierung erwägt ein Ende der Maskenpflicht im Unterricht. „Es gibt Überlegungen, die Maskenpflicht am Platz zu überarbeiten“, sagte Regierungssprecher Arne Braun. Das gelte für alle Schulen. Über eine Aktualisierung der Corona-Verordnung werde nächste Woche gesprochen. Eine Lockerung müsse aber Teil eines Gesamtpaketes sein. Das bedeute, dass unter anderem auch Hospitalisierungszahlen und Quarantäneregelungen geprüft werden müssten.

Mehr als 110 000 Unterschriften in fünf Tagen

Viele Eltern protestieren gegen die andauernde Maskenpflicht im Unterricht. Eine am 24. September gestartete Online-Petition, die sich für ein Ende dieser Regelung einsetzt, sammelte bislang mehr als 110 000 Unterschriften ein. Sie habe die Petition spontan ins Leben gerufen, als sie erfuhr, dass ihre Kinder weiterhin Masken im Unterricht tragen müssen, erzählt die Initiatorin Therese Sturm. Vom schnellen Erfolg war die Mutter aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis) selbst überrascht. Diese Woche reichte sie die Petition im Landtag ein. Dort wird sie nun der Petitionsausschuss prüfen.

In ihrer Begründung verweist Sturm darauf, dass die regelmäßig getesteten Kinder auch an anderen Orten oft ihre Masken absetzen könnten. Andere Länder wie Thüringen und Berlin haben die Maskenpflicht im Unterricht bereits teilweise abgeschafft. Bayern kündigte an, diese ab 4. Oktober zu kippen.

Maskenpflicht mit lockeren Quarantäneregeln verknüpft

Das Kultusministerium begründet die Maskenpflicht bisher mit den Quarantäneregeln für Schulkinder, die im Land stark gelockert sind. Sie würden das Tragen einer Maske voraussetzten. Tritt ein Fall in einer Klasse auf, löst das für Mitschüler keine Quarantäne, sondern nur eine fünftägige Testpflicht aus. In anderen Bundesländern müssen Nebensitzer weiterhin in Quarantäne. Doch auch die Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte gestern: „Es ist schwierig für die Kinder und Jugendlichen, wenn sie die Maske den ganzen Tag tragen müssen. In Bezug auf Lockerungen an den Schulen steht daher eine Erleichterung bei der Maskenpflicht als einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung, wenn das angesichts des Pandemiegeschehens verantwortbar ist.“ In pädagogischer Hinsicht sei die Maske schwierig, erklärte die Ministerin „insbesondere wenn es um das Erlernen der Sprache geht, aber auch für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, oder für verschiedene Unterrichtsformen, wie beispielsweise beim Theaterspielen. Und insbesondere für die noch kleineren Kinder unter zwölf Jahren ist die Maske hinderlich. Sie brauchen aufgrund ihrer Entwicklung die Mimik zur Verständigung, um zum Beispiel mal ein Lächeln sehen oder zeigen zu können.“

Schüler wollen Homeschooling unbedingt vermeiden

Schülerinnen und Schüler reagieren abwartend. „Wir halten es für unverantwortlich, die Maskenpflicht in der Schule generell aufzuheben. Sie dient dem Gesundheitsschutz“, sagt die Sprecherin des Landeschülerbeirates Elisabeth Schilli. Homeschooling müsse verhindern werden. Es sei aber sinnvoll, darüber zu sprechen, unter welchen Umständen man wo die Maßnahmen in der Schule lockern könne. „Vor allem im Grundschulbereich ist die Maske eine Belastung.“ Ältere Schüler hätten sich daran gewöhnt.

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