Viele Kinder müssen trotz Hitze den ganzen Tag in der Schule bleiben. Foto: dpa

Über hitzefrei darf in Baden-Württemberg jede Schulleitung selbst entscheiden. In Ludwigsburg gibt es allerdings Richtlinien. Wie sehen die aus?

Einige Schüler haben Glück und hatten bereits am Dienstag oder am heutigen Mittwoch hitzefrei. Andere durften trotz Außentemperaturen von 35 Grad auch am Nachmittag nicht nach Hause gehen. Denn das Konzept „hitzefrei“ ist gar nicht so einfach: Betreuungszeiten müssen eingehalten werden, es darf nicht zu viel Unterricht ausfallen und die Eltern wollen vorab gefragt werden. Hat es schon am Vormittag mehr als 25 Grad, heißt es also nicht automatisch „ab ins Freibad“.

Weil die Sommerferien kurz bevorstehen, laufen an einigen Schulen im Landkreis zurzeit Projektwochen. So musste man am Ernst-Sigle-Gymnasium in Kornwestheim gar nicht über hitzefrei nachdenken. „Die Kinder machen zurzeit Ausflüge, gehen ins Freibad oder haben am Vormittag ein Sportprogramm – sie sind bis 13 Uhr sowieso wieder zuhause“, sagt der Schulleiter Christoph Mühlthaler. Auch an der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule in Marbach finden zurzeit Projekte und kein Unterricht statt.

Kein hitzefrei im Ganztag

In Baden-Württemberg entscheidet jede Schulleitung selbst, wann und ob sie den Schülern hitzefrei gewährt. In der Stadt Ludwigsburg allerdings gibt es seit ein paar Jahren einheitliche Richtlinien. So hat die geschäftsführende Schulleitung festgelegt, dass hitzefrei erst ab der sechsten Stunde gegeben werden darf. Ausgenommen sind Ganztagsschüler, vor allem in Grundschulen – sie müssen die ganze Betreuungszeit über da bleiben. Außerdem sollten die gymnasiale Oberstufe und Kinder aus sonderpädagogischen Einrichtungen nicht früher entlassen werden.

Als sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum gibt es deshalb an der Eberhard-Ludwig-Schule in Ludwigsburg kein hitzefrei. „Wir haben in der Grundstufe einen verbindlichen Ganztag, den wir einhalten müssen – die Eltern bekommen ja auch nicht hitzefrei“, sagt der Schulleiter Bernhard Bleil. An der Schule gebe es aber Möglichkeiten, um den Schülern die Hitze erträglicher zu machen. So können Klassen ins Erdgeschoss ausweichen oder Stunden nach draußen in den Schatten verlegt werden. An der Gemeinschaftsschule Ludwigsburg ist in dieser Woche sowieso kein Nachmittagsunterricht geplant gewesen. „Wir müssen uns aber nicht nur dieses Jahr mit dem Thema auseinandersetzen, es ist ja eine grundsätzliche Frage“, sagt Broghammer. Bei jeder heißen Phase müsse abgewägt werden: „Wir wollen den Unterricht bestmöglich gewährleisten, müssen aber auch sehen, wie es für die Schüler ist, wenn bei 37 Grad die Sonne rein knallt“, sagt der Rektor. Wenn er hitzefrei gibt, dann nicht ohne Notbetreuung.

Eltern fordern andere Lösungen

Das Staatliche Schulamt empfiehlt den Schulen, insbesondere die Eltern rechtzeitig zu informieren, wenn es hitzefrei gibt. Außerdem sollen sich die Schulen absprechen, damit es zumindest an einem Ort eine Betreuung gibt.

Für Eltern ist das Thema hitzefrei schwierig. Erika Macan ist Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Ludwigsburg; sie sagt, dass eigentlich nur gut belüftete oder klimatisierte Klassenräume Abhilfe schaffen können. Denn die Kinder einfach früher nach Hause zu schicken, stellt Eltern vor die Frage, wer dann auf sie aufpasst. Abgesehen vom Stoff, den sie durch den Unterrichtsausfall verpassen. „Auf lange Sicht sollte vielleicht auch eine Änderung der Ferienzeiten ins Auge gefasst werden“, sagt Macan.