So sieht der aktuelle Architekten-Entwurf aus – das Südgebäude links hat in etwa die Dimensionen des Schlosses, das 1943 zerbombt wurde. Foto: Barkow Leibinger

In den vergangenen Wochen ist der Streit um die geplante Schlossberg-Bebauung in Böblingen neu entflammt. Einer der wesentlichen Kritikpunkte: die Höhe der Gebäude neben der Stadtkirche. Eine Böblingerin hat deshalb eine Petition gestartet.

In der Stadt jagt ein Großbauprojekt das nächste – doch eines der ambitioniertesten ist auf dem Böblinger Schlossberg geplant. Wo einst das Schloss samt Nebengebäude stand, ehe es im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde, soll ein dreiteiliger Neubau entstehen, in den die Musik- und Kunstschule einziehen wird. Viele strittige Fragen sind noch ungeklärt: Lässt sich das finanziell wirklich stemmen? Macht der Standort verkehrstechnisch Sinn? Wie lässt sich das Areal an die Stadt gut anbinden?

Einer der konkretesten Kritikpunkte betrifft die geplante Höhe des Südgebäudes, der Entwurf orientiert sich an den Dimensionen des einstigen Schlosses. Viel zu groß und klotzig, sagen viele Bürgerinnen und Bürger. Und dieser Meinung ist auch die Böblingerin Corinna Baisch, die nun zu diesem Punkt eine Online-Petition gestartet hat.

Stadtkirche droht zu verschwinden

„Das Bauvorhaben ist zu massiv und vor allem zu hoch“, kritisiert die 56-Jährige, „insbesondere das Südgebäude.“ Die Diplom-Ingenieurin möchte erreichen , dass die Bebauung insgesamt niedriger und aufgelockerter erfolgt. Die Stadtkirche würde ihrer Ansicht nach quasi verschwinden, wenn der Neubau wie geplant umgesetzt würde. „Das würde sich negativ auf das gesamte Stadtbild auswirken.“

Corinna Baisch hat von ihrer Wohnung im Südosten der Stadt den Schlossberg im Blick – umso besorgter ist sie, dass dort eine Gebäude entstehen könnte, dass zu dominierend wirkt. Den Ansatz der Architekten, das Schloss nachempfinden zu wollen, könne sie verstehen. „Doch wenn man sich alte Bilder ansieht, stellt man fest, dass das ein ziemlicher hässlicher und riesiger Klotz war – zumindest aus meiner Sicht.“

Auf sechs Monate ist die Unterschriftensammlung auf dem Portal „Open Petition“ angesetzt, das Quorum beträgt in diesem Fall 750 Stimmen. So viele Unterschriften werden benötigt, damit „Open Petition“ von den zuständigen Entscheidungsträgern eine Stellungnahme einfordert, die dann veröffentlicht würde. Was keine rechtliche Bindung nach sich zieht, aber die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhöhen könnte.

Würde das Raumangebot für die Musik- und Kunstschule reichen?

Wenn die Gebäude kleiner als derzeit geplant ausfallen würden, bleibt die Frage, ob das Raumangebot für die Musik- und Kunstschule ausreichend wäre. Zudem soll zuvor interimsweise die Paul-Lechler-Schule einziehen, so lange diese saniert wird. Sowieso stehen in diesem Sommer erst einmal archäologische Grabungen auf dem Schlossberg-Plateau an. Das Landesdenkmalamt prüft, wie erhaltenswert die historischen Schlossmauern sind, die sich im Untergrund verbergen.

Open Petition

Online-Petition zur Schlossberg-Bebauung unter
http://www.openpetition.de/schlossbergbebauung