Mitstreiterinnen im Bereich der Gendiagnostik rät Biskup zu Ausdauer und Leidenschaft. Foto: CeGat GmbH

Die Tübingerin Humangenetikerin Saskia Biskup spürt im Erbgut die Veranlagung zum Beispiel für Krebserkrankungen auf. Der Bedarf von Patienten und Ärzten wächst stetig.

Tübingen - Saskia Biskup ist Spurensucherin. Noch so kleine Veränderungen in den menschlichen Genen versucht sie aufzuspüren, um herauszufinden, warum bei manchen erkrankten Menschen die klassischen Therapiemethoden nicht anschlagen wollen – vor allem bei Krebspatienten.

In ihrer Tübinger Praxis für Humangenetik können Betroffene ihr Erbgut untersuchen lassen. So erhalten sie und ihre Ärzte wichtige Informationen über die Eigenschaften eines Tumors. Zudem lässt sich mittels Genanalyse feststellen, ob es eine Veranlagung gibt, an Krebs zu erkranken. „Eine Genomanalyse kann den Zeitraum bis zu einer Diagnose auf wenige Wochen verkürzen“, sagt die Ärztin.

Molekulargenetische Diagnostik für jeden zugänglich machen

Es ist eine Hilfestellung für Ärzte und Patienten, die immer wichtiger wird: Zusammen mit ihrem Mann Dirk Biskup hat sie 2009 das Unternehmen Cegat in Tübingen gegründet. Inzwischen sind mehr als 300 Mitarbeiter dort tätig, bis 2023 soll das Team auf bis zu 500 Beschäftigte anwachsen.

Der Spatenstich für einen Erweiterungsbau des stark wachsenden Unternehmens erfolgte im Herbst 2021. „Wir sind auf einem guten Weg, die weltweit steigende Nachfrage nach molekulargenetischer Diagnostik zu bedienen und für jeden zugänglich zu machen“, sagt Biskup.

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Einheitliche Standards vermisst

Einfach war dieser Weg allerdings nicht immer: „Man muss sich ein gutes Netzwerk aufbauen und darf sich nicht scheuen, auch schwierige Entscheidungen zu fällen.“ Besonders wichtig ist aber auch der Mut, an eigenen Ideen festzuhalten, der Saskia Biskup geholfen hat, trotz nicht optimaler Rahmenbedingungen mit ihrem Unternehmen zu expandieren. „Es gab und gibt immer noch sehr viele Hürden“, sagt sie. „Fehlende Digitalisierung und Datenverfügbarkeit sind unser größtes Problem.“ Auch beklagt die Ärztin fehlende einheitliche Standards im Bereich der Diagnostik. „Ein genetischer Befund sieht in Berlin, München und Tübingen anders aus.“ Es brauche dringend mehr Qualitätssicherung und Vergleiche.

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„Mit Können und Leistung überzeugen“

In diesen sollten unbedingt mehr Frauen einbezogen werden. Mitstreiterinnen rät Biskup unbedingt zu Ausdauer und Leidenschaft: „Wer sich in diesem Bereich durchsetzen will, muss mit hohem persönlichen Einsatz und Leistung überzeugen“, sagt die entschiedene Gegnerin der Frauenquote. Sie weiß, dass die Umsetzung insbesondere für Frauen mit Familie nicht immer leicht ist. „Wir haben selbst viele Mütter unter unseren Mitarbeitern.“ Hier gilt es dann, gute Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa durch flexibleren Arbeitszeiten. „Teamarbeit ist dann besonders wichtig – nur gemeinsam ist man stark“.