Romeo Weiß ist Scherenschleifer und Messerschärfer – wie sein Vater, sein Großvater, seine Urgroßväter und seine Söhne. Mit seiner Werkstatt auf Rädern steht er jede Woche woanders.
Romeo Weiß steht mit seinem Schleifmobil am Edekamarkt in Steinsfurt, hinten bei der Anlieferrampe und dem Abfallcontainer. Er sitzt an der Werkbank im Laderaum des Kleintransporters und hat den Schleifbock angeworfen. Strom kriegt er von Edeka, der Zähler läuft. In immer gleichen hypnotischen Bewegungen zieht er die Messerschneide über die feinkörnige Scheibe. Es riecht wie in Metallbetrieben. Dann wechselt er zum flauschigen Polierrad fürs Finish. Die strahlende Vormittagssonne stellt wirbelnde Abriebteilchen zur Schau, sie tanzen um den 52-Jährigen wie in einer Schneekugel. Eine Schutzmaske braucht er nicht. Wenn die pudrige Staubschicht am Arbeitsplatz zu dick wird, saugt er kurz durch. Eine kleine Lichterkette bringt ein bisschen Licht und Glamour in seine verdunkelte Kastenwagen-Werkstatt. Er schärft aber auch blind, wenn es sein muss. Das macht sich wie von selbst. Kaum hat er angefangen, ist er schon fertig mit dem Messer.
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