Im September 2015 wurde bekannt, dass VW die Abgasreinigung von Dieselautos manipuliert hat. Dies war der Auslöser für eine Prozesslawine, die gewaltige Ausmaße angenommen hat. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Prozesskosten, die Dieselfahrer den Rechtsschutzversicherungen in Rechnung stellen, belaufen sich sechs Jahre nach Bekanntwerden des Abgasskandals bereits auf 1,2 Milliarden Euro – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Stuttgart - Der Skandal mit Schummelsoftware in Dieselmotoren ist für die Rechtsschutzversicherungen der teuerste Fall aller Zeiten: Sechs Jahre nach Bekanntwerden der illegalen Abschalteinrichtungen in VW-Dieselmotoren hat die Assekuranz bereits 1,21 Milliarden Euro an Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten gezahlt.

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Darauf weist der Branchenverband GDV hin. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagte: „Nach den jüngsten Erhebungen der Versicherungswirtschaft nahmen bis Ende Oktober rund 380 000 Kunden ihre Rechtsschutzversicherung im Streit mit Autoherstellern wegen mutmaßlich manipulierter Abgaswerte in Anspruch. Das sind über 25 000 Fälle mehr als im Mai.“

Streitwert knapp 10 Milliarden Euro

Der Streitwert aller Fälle, die über die Versicherer abgerechnet werden, belaufe sich damit auf 9,8 Milliarden Euro. Im Schnitt macht jeder der geschädigten Diesel-Fahrer einen Streitwert von 26 000 Euro geltend. Zu Beginn der gerichtlichen Aufarbeitung lag der Durchschnittsstreitwert noch bei 22 500 Euro. „Das zeigt, dass zunehmend höherpreisige Fahrzeuge und Premiumhersteller in den Fokus geraten sind“, so Asmussen weiter. Insgesamt bearbeiteten die Rechtsschutzversicherungen etwa vier Millionen Fälle im Jahr und wendeten dafür knapp drei Milliarden Euro auf.

Prozesslawine

Anfang 2018, also gut zwei Jahre nach Auffliegen der Praktiken, hatten sich nach Informationen des Verbandes 53 000 Geschädigte bei der Rechtsschutzversicherung gemeldet. Der Streitwert betrug damals 1,2 Milliarden Euro. Die erstatteten Kosten für Anwälte, Gerichte und Gutachter lagen bei 143 Millionen Euro. Seitdem steigen die Kosten an, in diesem Jahr ist der Anstieg besonders kräftig.

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