Eine Razzia im Reichsbürger-Milieu in Reutlingen ist am Mittwochmorgen eskaliert . Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer/7aktuell.de | Kevin Lermer

Dem in Reutlingen angeschossene SEK-Beamte wurde der Unterarm durchschossen. Der mutmaßliche Täter wurde durch die Elitepolizisten festgenommen, die Ermittlungen gegen ihn hat der Generalbundesanwalt übernommen.

Der bei einer Durchsuchung in Reutlingen am frühen Morgen angeschossene Polizist des Spezialeinsatzkommandos Baden-Württemberg hat nach Informationen unserer Redaktion einen Unterarmdurchschuss erlitten. Der mutmaßliche Täter wurde vom Rest der in die Wohnung in der Peter-Rosegger-Straße eindringenden SEK-Polizisten festgenommen. Die Ermittlungen gegen ihn hat der Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernommen. Dem Mann wird vorgeworfen, er habe versucht, den Elitepolizisten zu ermorden.

Insgesamt werden seit den frühen Morgenstunden bislang etwa 20 Objekte im gesamten Bundesgebiet sowie in der Schweiz von Polizistinnen und Polizisten durchsucht. Die Durchsuchungen stehen offenbar im Zusammenhang mit den bundesweiten Razzien im vergangenen Dezember. Damals durchsuchten etwa 5000 Polizisten die Wohnungen und Geschäftsräume mutmaßlicher Reichsbürger um den Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII Prinz Reuß. Er und 24 seiner mutmaßlichen Unterstützer wurden verhaftet und befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Ihnen wirft der Generalbundesanwalt vor, einen gewaltsamen Umsturz des politischen System in Deutschland geplant zu haben. Es ist eines der größten Terrorismus-Verfahren in der Geschichte der Bundesrepublik.

Der mutmaßliche Täter in Reutlingen galt den Anklägern des Generalbundesanwaltes als Verdächtiger, sondern als Zeuge im Verfahren gegen die Vereinigung um Prinz Reuß. Er soll noch im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden.

Gewerkschaft fordert personelle Aufstockung von SEK-Beamten

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Baden-Württemberg forderte inzwischen die Politiker im Land auf, das SEK personell um etwa 35 Beamte aufzustocken. Zudem will er, dass die regelmäßig das Kommando unterstützenden Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) für diese Aufgabe speziell ausgerüstet und ausgebildet werden. In Ländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen ist die üblich. Bei der Bundespolizei werden derartige Einheiten BFE+ genannt. Lottmann: Das Land „darf bei zunehmend gewaltbereiteren und bewaffneten Tätern nicht die Augen verschließen und wie schon in den 1990er Jahren das deutsche Schlusslicht in einer unaufhaltsamen Entwicklung sein.“

Die grün-schwarze Landesregierung scheint ein gespaltenes Verhältnis zu den Spezial- und spezialisierten Polizeieinheiten zu haben. So räumte Landespolizeipräsidentin Steffanie Hinz erst kürzlich im Untersuchungsausschuss des Landtages ein, sie habe neben dem Inspekteur der Polizei, Andreas Renner, eingestanden, als dieser verächtlich von den Elitepolizisten des SEK als „in ihren Strampelanzügen nett anzusehende Jungs“ sprach. Sie habe weder in der Situation noch später den höchsten Polizeibeamten des Landes wegen dieser Äußerung im Mitarbeiterkreis zur Verantwortung gezogen oder ihn auch nur darauf angesprochen. Renner ist wegen sexueller Verfehlungen von Dienst beurlaubt worden.