An 40 Orten gab es am Dienstag Polizeieinsätze gegen die Mafia – auch im beschaulichen Steinheimer Ortsteil Höpfigheim. (Symbolfoto) Foto:  

Während der Großrazzia am Dienstag wurde auch ein Haus in einer beschaulichen Wohngegend des Steinheimer Teilorts durchsucht. Es wäre nicht das erste Mal, dass Mafiosi im Kreis Ludwigsburg und Bottwartal auftreten.

Den deutschen und italienischen Strafverfolgungsbehörden ist am Dienstagmorgen ein bedeutender Schlag gegen die Mafiaorganisation ’Ndrangheta gelungen. Im Rahmen einer groß angelegten Razzia wurden insgesamt 40 Objekte durchsucht und 34 Haftbefehle vollstreckt. Ein Schwerpunkt der Aktion lag in Baden-Württemberg, unter anderem war auch Steinheim betroffen – genauer gesagt der Stadtteil Höpfigheim.

Gegen 6 Uhr morgens stürmte ein Sondereinsatzkommando eine Doppelhaushälfte im Westen des ruhigen Ortsteils. Augenzeugen berichteten von lauten Knallgeräuschen, während die Polizei die umliegenden Straßen absperrte. Das Polizeipräsidium Aalen bestätigte die Aktion eines Spezialeinsatzkommandos, machte jedoch keine Angaben darüber, ob Schusswaffen oder Schockgranaten verwendet wurden.

Die Staatsanwaltschaft teilte auf Nachfrage mit, dass der Verdächtige ein italienischer Staatsbürger sei. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor, er wurde bereits einem Richter vorgeführt und befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft. Details zu seinen mutmaßlichen Verbindungen zur Mafia oder den konkreten Vorwürfen wurden nicht bekannt gegeben.

Zweiter Fall im Bottwartal

Das ist schon der zweite, große Polizeieinsatz gegen die Mafia im Bottwartal innerhalb von fünf Jahren. Im Dezember 2020 stürmte ein schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando eine Wohnung im Beilsteiner Weiler Söhlbach. Dort wurde Antonino Falzone, ein ranghoher Boss der Cosa Nostra, festgenommen. Der damals 37-Jährige war untergetaucht und lebte für kurze Zeit und unauffällig in dem Ort.

Doch nicht nur in Beilstein gibt es Spuren der organisierten Kriminalität. Im Jahr 2020 kam es in Kornwestheim zu einem mutmaßlich mafiagesteuerten Angriff auf einen Mann – offenbar wegen Drogenschulden im fünfstelligen Bereich.

Die wohl folgenschwerste Tat der italienischen Mafia im Kreis Ludwigsburg liegt jedoch fast 30 Jahre zurück. Am 28. Juli 1997 wurde der Unternehmer Luigi Ferrara in Ludwigsburg-Pflugfelden von fünf Kugeln getötet – drei aus zehn Metern Entfernung abgefeuert, zwei aus nächster Nähe.

Laut damaligen Berichten unserer Zeitung sollen Augenzeugen gehört haben, wie der Täter während der Schüsse laut gelacht haben soll. Ein Zusammenhang mit der Mafia gilt als wahrscheinlich, der mutmaßliche Mord an Luigi Ferrara ist jedoch bis heute nicht aufgeklärt.

Geldwäsche-Paradies Deutschland

Laut dem Innenministerium Baden-Württemberg leben rund 170 aktive Personen aus dem Mafiaumfeld in Baden-Württemberg. Sie gehören bedeutenden Organisationen an, wie der ’Ndrangheta aus Kalabrien, der Cosa Nostra aus Sizilien, der Camorra aus Neapel und der Sacra Corona Unita aus Apulien. Die Organisationen versuchen laut Innenministerium, die Wirtschaft zu unterwandern und Einfluss auf staatliche Institutionen zu nehmen.

Deutschland galt lange als Rückzugsort für Mafia-Mitglieder – insbesondere für deren Geldwäsche-Aktivitäten. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Zusammenarbeit zwischen deutschen und italienischen Ermittlungsbehörden offenbar intensiviert. Die Zahl der groß angelegten Razzien nimmt zu.