Ein an einer Kette befestigtes Schild im atomaren Zwischenlager in Gorleben warnt vor Strahlung (Archivbild). Foto: picture alliance/dpa/Jochen Lübke

Es muss nicht gleich ein Atomunfall oder nuklearer Krieg sein. Menschen sind ständig Strahlung ausgesetzt: beim Telefonieren, beim Röntgen, unter Stromleitungen und im Freien. Wie hoch ist die radioaktive Strahlung im Alltag? Und wie kann man sich schützen?

Die Angst vor einem Atomkrieg beschäftigt derzeit viele Menschen. Die Diskussion um die Einnahme von Jod-Tabletten in den vergangenen Tagen zeigt, dass viele sich wappnen wollen. Doch was bringen solche Vorsichtsmaßnahmen? Ein Überblick:

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Radioaktive Strahlung

Radioaktive Strahlung entsteht durch den Zerfall instabiler Atomkerne. Man unterscheidet drei Arten radioaktiver Strahlung: Alpha-, Beta- und Gammastrahlung.

Alphastrahlung besteht aus Teilchen, die je zwei Protonen und zwei Neutronen enthalten. Betastrahlen bestehen aus Elektronen und Gammastrahlen aus elektromagnetischer Strahlung.

Im Fall eines atomaren Zwischenfalls sind besonders folgende Isotope (also bestimmte Atomsorten) besonders gefährlich: Cäsium-137, Strontium-90 und Jod-131.

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Nicht im Freien aufhalten

Radioaktive Strahlung und Partikel werden vor allem über die Atemwege aufgenommen. Man sollte sich nicht im Freien aufhalten, wenn es entsprechende öffentliche Warnungen gibt.

Deshalb: Bleiben Sie bei einem nuklearen Unfall zu Hause und schließen Sie Türen und Fenster. Damit schützen Sie sich vor den radioaktiven Stoffen in der Luft. Warten Sie ab, bis die Luft durch Regen von der Radioaktivität gereinigt wird.

Abstand zur Strahlenquelle

Bei einem nuklearen Unfall ist man umso stärker gefährdet, je näher am Unfallort man sich aufhält.

Deshalb: Halten Sie unbedingt Abstand zur Strahlenquelle.

Schutz vor Strahlung

Wie gefährdet man ist, hängt stark von der Art der Strahlung ab. Alphastrahlen können schon von Papier oder Karton abgeschirmt werden. Gegen Betastrahlen kann mit Aluminiumblech eine völlige Abschirmung erreicht werden. Gammastrahlen dagegen werden normalerweise mit einer fünf Zentimeter dicken Bleischicht abgeschirmt.

Deshalb: Relativ schützen kann man sich vor radioaktiver Strahlung durch im Onlinehandel erhältliche Einwegschutzanzüge vom Typ 5/6, FFP-3-Schutzmasken und Schutzhandschuhe gegen ionisierende Strahlung und radioaktive Kontamination (Norm EN 421).

Verstrahlte Nahrung meiden

Man kann die Strahlung aber auch über die Nahrung aufnehmen – wobei es äußerst unwahrscheinlich ist, dass bei uns verstrahlte Lebensmittel in den Handel gelangen. Natürlich wird das radioaktive Material im Boden gespeichert und kann so in Nahrungsmittel übergehen – vor allem Pilze und Wild sind hier gefährdet.

Deshalb: Essen Sie keine Pflanzen aus der Gegend, in der die radioaktive Strahlung austrat. Konsumieren Sie auch keine frischen Milchprodukte aus der Gegend, da die weidenden Tiere radioaktive Isotope mit dem Gras aufnehmen.

Jodtabletten

Jodtabletten dienen nach BfS-Angaben im Falle eines nuklearen Unfalls als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse.

Das Bundesumweltministerium, das in Deutschland auch für die nukleare Sicherheit zuständig ist, warnt vor einer anlasslosen Einnahme von Jodtabletten. „Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte“, heißt es seitens des Ministeriums. Und weiter: „Von einer selbstständigen Einnahme der Tabletten wird dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen.“

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Geigerzähler

Geigerzähler (fachsprachlich: Geiger-Müller-Zählrohr) dienen zum Nachweis und zur Messung ionisierender Strahlung. Mit ihnen kann man also Radioaktivität erkennen, um sich besser davor zu schützen.

Deshalb: Wer sich mit einem Geigerzähler im Haus sicherer fühlt, kann ein solches Gerät ganz einfach im Onlinehandel kaufen.

Alltägliche Strahlenbelastung

Im Alltag ist man ständig mit Radioaktivität ausgesetzt, ohne, dass man davon zwangsläufig krank wird – etwa beim Röntgen oder Spaziergang im Wald. Ab wann wird es wirklich gefährlich? Generell gilt: Die Dosis macht’s. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt hierzu folgenden Überblick.

Zur Info: Die Maßeinheit Sievert (Sv) gibt die biologische Wirkung der radioaktiven Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen an. Ein Sievert ist bereits eine sehr hohe Dosis. Üblich sind daher Angaben in tausendstel Sievert (Millisievert, mSv).

0,01 mSv pro Jahr: jährliche Höchstdosis der Anwohner von Kernkraftwerken in Deutschland.

0,01-0,03 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs.

bis zu 0,1 mSv pro Flug: Dosis durch die Höhenstrahlung bei einem Flug von München nach Japan.

1-3 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich für eine Computertomographie des Hirnschädels.

2 mSv pro Jahr: Durchschnittliche jährliche Dosis einer Person in Deutschland aus künstlichen Quellen beispielweise in der Medizin.

10-20 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich für eine Ganzkörper-Computertomographie eines Erwachsenen.

20 mSv pro Jahr: maximal zulässige Dosis der jährlichen Strahlenbelastung für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland.

400 mSv: maximal zulässige Dosis für die Berufslebensdosis bei beruflich strahlenexponierten Personen in Deutschland.

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