Die S-Klasse ist das Vorzeigemodell von Mercedes. Doch ihr Absatz schwächelt derzeit. Foto: Simon Granville

Mit luxuriösen Fahrzeugen will sich Mercedes-Benz von der Konkurrenz absetzen. Doch ausgerechnet bei den Top-Fahrzeugen brechen die Verkäufe ein. Konzernchef Ola Källenius hat dafür eine Erklärung.

Der Stuttgarter Mercedes-Benz-Konzern musste im zweiten Quartal dieses Jahres einen deutlichen Rückschlag für seine Luxusstrategie hinnehmen. Während die Verkaufszahlen insgesamt um vier Prozent sanken, brach der Verkauf der verschiedenen Modelle der S-Klasse (einschließlich EQS, GLS und EQS SUV) um fast ein Viertel auf 33 000 Fahrzeuge ein. Der Absatz der Varianten der S-Klasse sank damit deutlich stärker als das Top-Segment insgesamt.

Mercedes-Chef Ola Källenius mit dem Mercedes-Maybach EQS SUV, dem ersten vollelektrischen Maybach, in Shanghai. Foto: Mercedes-Benz Group AG/dpa

Zum Top-Segment von Mercedes-Benz gehören auch AMG, Maybach und die G-Klasse. Positiv entwickelt hat sich dagegen das mittlere Segment namens Core, zu dem die C- und E-Klasse gehören.

Mercedes-Chef Ola Källenius will die „Preise verteidigen“

Im zweiten Quartal des vergangenen Jahres gehörte noch rund jedes sechste verkaufte Auto dem Luxussegment „Top End“ an, ein Jahr später war es nur noch jedes siebte. Entsprechend sank der durchschnittliche Verkaufspreis eines Neuwagens um vier Prozent auf 70 900 Euro. Rabatte dagegen will das Unternehmen nur zurückhaltend geben. Man wolle die Preise „verteidigen“, sagte Konzernchef Ola Källenius bei der Präsentation der Zahlen.

Den Rückgang führt er auf die „übliche Wellenbewegung“ bei der Nachfrage zurück. In diesen Wellenbewegungen gebe es keine Abweichungen im heutigen Marktgeschehen, weder bei der S-Klasse noch bei anderen Modellen. Er räumte allerdings ein, dass sich in China, dem wichtigsten Absatzmarkt für die S-Klasse, die Marktbedingungen verschlechtert haben. Nach der Aufhebung der in China verhängten Einschränkungen wegen der Pandemie sei die Zuversicht nicht wieder zurückgekehrt.

Anteil von E-Autos bei Mercedes nur noch einstellig

Einen deutlichen Rückschlag gab es auch für die Elektrifizierung der Modellpalette. Das zeigt sich in den Zahlen an mehreren Stellen:

  • Die Anzahl der vollelektrischen Fahrzeuge sank um fast ein Viertel.
  • Damit rückt das ursprüngliche Ziel, bis 2030 möglichst nur noch vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen, weiter in die Ferne.
  • Der Anteil der vollelektrischen Autos an den verkauften Fahrzeugen sank auf 9,3 Prozent und ist damit wieder einstellig. Bereits Anfang des Jahres hatte Källenius das 100-Prozent-Ziel revidiert.

Jetzt soll bis 2030 nur noch die Hälfte der Fahrzeuge elektrisch ausgeliefert werden, wobei nun auch der Hybrid mitgezählt wird. Bei der Vorlage der Zahlen bekräftigte Källenius, der „Zielbahnhof“ der Nullemission bleibe bestehen.

Rendite von Mercedes-Benz soll zweistellig bleiben

Man werde wie angekündigt bis Ende des Jahrzehnts in der Lage sein, das Angebot in allen Segmenten komplett auf vollelektrische Fahrzeuge umzustellen. Die Marktdynamik sei allerdings niedriger als von den meisten in der Industrie vorhergesehen. Mercedes sei in der guten Situation, flexibel aufgestellt zu sein, weil die Werke die unterschiedlichen Antriebsvarianten produzieren können und man ohnehin entschieden habe, Verbrennungsantriebe auf die neue, strengere Euro-7-Norm und auf die entsprechende Norm in China umzustellen.

Der Betriebsgewinn von Mercedes sank um 19 Prozent auf vier Milliarden Euro; bei der Autosparte war der Einbruch mit 28 Prozent noch höher. Die Rendite des Konzerns legte allerdings gegenüber dem Vorquartal leicht auf 10,2 Prozent zu. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen hier nun eine Spanne von zehn bis elf Prozent – Källenius kappte damit die Spanne am oberen Rand, die bisher bei zehn bis zwölf Prozent gelegen hatte. Impulse erwartet das Unternehmen von neuen Modellen im Top-Segment.