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Fast jeder muss einen Haushalt führen, niemand macht es gerne. Ein Gespräch mit der Hauswirtschaftsmeisterin Christa Weissbeck über Notwendigkeiten, die Vorteile von Haushaltsplänen und wie man Ruhe bewahrt.

Es macht den meisten keinen Spaß, muss aber gemacht werden. Haushaltsarbeit nervt, ist zeitintensiv, meist ein Fass ohne Boden, führt oft zu Streitereien und sorgt für Frust. Wie kann man dies umgehen? Wir haben uns mit einer Expertin unterhalten. Christa Weissbeck kommt aus Heilbronn und ist Meisterin für Hauswirtschaft.

Frau Weissbeck, warum drücken sich die Menschen so gern vor Hausarbeit?

Weil es eine echte Sisyphusarbeit ist. Man spült die Pfanne am Abend, um sie am anderen Tag wieder schmutzig zu machen. Und kaum hat man gesaugt, trampelt wieder ein Kind mit dreckigen Schuhen durch den Flur. Hausarbeit hat nie ein Ende. Das erzeugt natürlich Frust!

Nun sind Sie gelernte Hauswirtschafterin. Irgendwie müssen Sie diesen Frust also überwunden haben.

Hausarbeit muss gemacht werden, da kommt man nicht drum herum. Also habe ich mir gedacht, dann kann ich es auch richtig lernen. Bei mir läuft das seit der Ausbildung gut geplant ab, viele Sachen sind automatisiert.

Die meisten jungen Familien gründen heute einen eigenen Haushalt, ohne je in der Schule irgendetwas über Hauswirtschaft gelernt zu haben.

Ja, das war früher noch ganz anders. Allerdings muss man auch dazusagen, dass es mit Waschmaschine, Staubsauger oder Thermomix auch viele Hilfsmittel gibt, die man früher nicht hatte.

Aber die muss man auch richtig einsetzen.

Absolut. Bevor man zum ersten Mal eine Waschmaschine nutzt, muss man sich mit den verschiedenen Wäschesymbolen vertraut machen. Heute wird gern mal alles zusammengeworfen und dann wundert man sich, wenn die Sachen kaputtgehen. Beim Haushalt herrscht inzwischen einfach der Gedanke vor: Das kann ja jeder. Das stimmt ja auch. Nur das Ergebnis ist dann eben mehr schlecht als recht. Und es kostet unnötig viel Zeit und oft auch Geld.

Wie macht man es besser?

Man sollte auch den Haushalt als Arbeitsplatz betrachten. Im Job informiert man sich ja auch, bevor man eine neue Tätigkeit ausführt. Wenn ich nicht weiß, wie man Fenster putzt, dann muss ich das eben nachlesen. Und wenn ich in eine Wohnung mit Laminat ziehe, dann muss ich wissen, wie ich das reinigen darf. Einmal zu nass gewischt, dann ist der Boden halt kaputt.

Früher gab es noch Kurse in der Volkshochschule zum Thema Haushalt. Auch die sind fast alle verschwunden. Wo informiert man sich?

Ja, tatsächlich war das Interesse für diese Kurse leider nicht mehr besonders groß, obwohl ja nach wie vor jeder einen Haushalt hat. Aber im Internet gibt es jede Menge Hilfe. Man kann auch ein Haushaltsbuch kaufen. Am besten aber fragt man einen älteren Menschen, der das noch richtig gelernt hat. Und dann braucht man einen Plan, wie man vorgeht, auch das ist im Beruf ja nicht anders. Was sind die Aufgaben für heute? In welcher Reihenfolge gehe ich am besten vor? Welche Tätigkeiten kann ich vielleicht auch abgeben? Was kann liegen bleiben?

Schreiben Sie das auf? Etwa in einen Kalender?

Ja. Ich habe tatsächlich ganz klassisch noch einen Jahresplan für den Haushalt. Da verteile ich dann Aufgaben drin, die nicht so häufig anfallen, wie Keller aufräumen oder Betten überziehen. So sammelt sich nie zu viel auf einmal an.

Das ist ja oft das Problem, dass man nicht mehr anfangen mag mit der Hausarbeit, weil sich der Wäscheberg türmt, die Spülmaschine aufs Einräumen wartet und einkaufen fürs Essen muss man auch noch.

Genau. Deshalb braucht man auch für jede Woche einen Plan, in dem man die Aufgaben gleichmäßig verteilt. So, dass es einem an keinem Tag zu viel wird. Und so, dass immer noch Luft ist, wenn man an einem Tag mal nicht zu allem kommt. Und man bündelt ähnliche Aufgaben. Man setzt sich also einmal hin und schreibt einen Speiseplan für die Woche. Und dann macht man einmal einen Wocheneinkauf. Das spart sehr viel Zeit und auch Geld, weil man dann wirklich nur die Lebensmittel zu Hause hat, die man auch verbraucht. Gerade wenn es Sonderangebote gibt, kann man aber auch mal mehr kaufen.

Und dann?

Dann kocht man von einem Gericht gleich die doppelte oder dreifache Menge und friert einen Teil davon ein. Schon hat man Essen für Tage, an denen mal keine Zeit fürs Kochen ist. Bevor man mit Kochen anfängt, stellt man sich übrigens immer alles zurecht, was man so braucht. Dann kann man das nämlich zügig machen und muss nicht wieder in den Keller, weil noch eine Zwiebel fehlt und in der Zwischenzeit brennt dann der Reis an oder so.

Sie haben selbst zwei Kinder. Wie sah Ihr Haushalt aus, als diese noch klein waren?

Ich habe meine Ansprüche heruntergeschraubt, so viel wie nötig und so wenig wie möglich gemacht. Ich war lieber mit den Kindern draußen, als zu bügeln. Aber da muss jeder selbst herausfinden, wie er sich wohlfühlt. Denn darum geht es bei der Hausarbeit ja schließlich: dass man sich zu Hause wohlfühlt.

Und wenn man trotzdem mal keine Lust hat, zum dritten Mal am Tag unterm Esstisch zu saugen?

Wie bei jeder anderen Arbeit auch ist es ganz wichtig, dass man zwischendurch auch mal Pausen macht und einen Kaffee trinkt. Und ich hake gern ab, was ich erledigt habe. Sonst denkt man abends oft: Heute habe ich gar nichts auf die Reihe gekriegt, weil es vielleicht immer noch chaotisch aussieht. Man vergisst dann, was man trotzdem alles geschafft hat. Und dass man mit der Hausarbeit eben nie fertig sein wird.

Bei vielen Familien arbeiten heute beide Partner, da bleibt auch einfach wenig Zeit für den Haushalt.

Umso wichtiger sind dann eine gute Planung und ein gutes Abwägen: Was muss wirklich sein? Brauche ich gebügelte Wäsche? Überziehe ich die Betten jede Woche frisch? Oder fühle ich mich auch noch wohl darin, wenn ich das nur einmal im Monat mache? Und man muss sich immer klarmachen, das die Hausarbeit etwas kostet: Entweder sie kostet unsere Zeit, wenn wir sie selbst erledigen. Wenn wir uns die Zeit nicht einräumen und es alles obendrauf packen, kostet es unsere Gesundheit. Und wenn wir Hausarbeit abgeben und die Hemden beispielsweise in die Reinigung bringen, dann kostet es eben Geld. Das gilt es abzuwägen.

Zur Person

Christa Weissbeck Foto: cf

Christa Weissbeck
ist im Jahr 1954 in Heilbronn geboren, wo sie bis heute lebt. Gelernt hat sie zunächst technische Zeichnerin. Nach der Geburt zweier Kinder und einer längeren Familienpause hat sie von 1994 bis 1997 eine Ausbildung zur Hauswirtschaftsmeisterin gemacht. Danach hat sie unter anderem in einer Betriebskantine auf einem Weingut und in einem Privathaushalt gearbeitet. Seit April 2021 ist sie im Ruhestand, aber noch im DHB – Netzwerk Haushalt aktiv.