Jérôme Boateng am Donnerstag in München im Gerichtssaal. Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Eine Ex-Lebensgefährtin von Jérôme Boateng wirft dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler vor, sie im Karibikurlaub geschlagen, gebissen und geboxt zu haben. Er bestreitet das - und erzählt vor Gericht eine ganz andere Version.

München - Jérôme Boateng und eine damalige Lebensgefährtin hatten sich 2018 eine traumhafte Kulisse ausgesucht für ihren heftigen Streit: weißer Strand, Palmen, privater Pool. Dass es eine Eskalation gab, daran besteht auf beiden Seiten kein Zweifel. Aber die Versionen unterscheiden sich. Gut drei Jahre später ist die Kulisse eine andere: Boateng steht am Donnerstag vor Gericht. Den Fußball-Weltmeister von 2014, Weltklasse-Innenverteidiger und Idol hat es aus dem Paradies vor das Münchner Amtsgericht verschlagen. Er ist angeklagt wegen Körperverletzung und Beleidigung.

Boateng mittlerweile in Lyon aktiv

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 33-Jährigen, der seit Kurzem bei Olympique Lyon unter Vertrag steht, vor, eine frühere Lebensgefährtin im Juli 2018 bei einem Familienurlaub auf den Turks- und Caicosinseln in der Karibik heftig attackiert zu haben. Laut Anklage soll er sie geschlagen, geboxt, ihr in den Kopf gebissen, sie auf den Boden geschleudert und dabei heftig beleidigt haben.

„Mit dem Daumen hat er mein Auge so gegriffen“, sagt Boatengs Ex-Freundin vor Gericht. „Er hat an meinen Haaren gerissen, mir dann in den Kopf gebissen“. Angespuckt habe er sie. Auf die Knie sei sie dann gefallen, bevor er ihr so stark „in die Niere geboxt“ habe, dass sie keine Luft mehr bekommen habe. Außerdem soll er nach Angaben von Staatsanwältin Stefanie Eckert „in voller Wucht“ eine Glaslaterne und eine Kühltasche auf sie geworfen haben.

„War ‚ne gute Stimmung“

Boateng schildert den Vorfall vor Gericht anders: Seine ehemalige Lebensgefährtin sei aggressiv und beleidigend geworden, habe ihn in einem Streit an der Lippe verletzt und auf ihn eingeschlagen. Als er sie dann von sich habe wegschieben wollen, sei sie gestürzt. Er habe auch keine Laterne auf sie geworfen, sondern ein Kissen gegen einen Tisch - und dabei sei die Laterne zu Boden gefallen.

Der Urlaub sei bis dahin sehr schön und friedlich verlaufen. „War ‚ne gute Stimmung“, sagte er - bis es abends beim Kartenspielen zu einem Streit gekommen sei, weil seine damalige Partnerin und deren Freundin ihn beschuldigten, er habe geschummelt. Kurz darauf sei die Stimmung eskaliert.

Um Treue sei es in dem Streit gegangen, um andere, frühere Partnerinnen und Partner. „Eifersuchtsfilm“, sagt die Lebensgefährtin irgendwann in ihrer Aussage. Ihre und auch die Aussage von Boateng strotzen vor Kraftausdrücken, die gefallen sein sollen an jenem 19. Juli im Urlaubsparadies. Zwischen Wutausbrüchen sei Boateng in seinem Bungalow hin und her gelaufen, sagt sie - „wie ein Tiger“.

Großer Medienrummel

Boateng sagt, sie hätten damals - wie oft zuvor - auch um die Frage gestritten, wie sie das Familienleben organisieren sollen. Boateng habe in dem Sommer vom FC Bayern nach Paris wechseln wollen.

Am nächsten Tag aber hätten die beiden sich schon wieder vertragen. „Wir hatten uns ausgesprochen, vertragen, die Kinder waren glücklich, haben getanzt.“ Sie sei „bester Laune“ gewesen.

Der Prozess gegen den ehemaligen Bayern-Star und Weltmeister von 2014 hatte unter großem Medienrummel begonnen. Boateng erschien im dunkelblauen Anzug und weißen Hemd im Gerichtssaal. Donnerstag war zunächst der einzige angesetzte Verhandlungstag.

Die Luxus-Pavillons, die Boateng und seine Reisegruppe bewohnten, hatten ein ganz besonderes Extra, wie der Fußballer schildert: Es gab einen Butler. Der habe in jener Nacht auch die Scherben des Windlichts und der Gläser zusammengekehrt. „Ich habe dann gesagt - auf Englisch: Sorry for the mess“, sagt Boateng: Entschuldigen Sie das Chaos.