Im Prozess gegen den Inspekteur der Polizei wegen sexueller Nötigung steht ein spannender Verhandlungstag an. Es kommen Zeugen aus dem Innenministerium.
Vieles, was man bislang schon im Prozess gegen den höchsten Polizisten im Land, den Inspekteur Andreas Renner (49) gehört hat, klingt ungewöhnlich. So auch die Schilderung eines Nachmittags im Innenministerium, bei dem im Verlaufe eines Personalgesprächs Sektflaschen geköpft – und geleert – worden sein sollen. Das fand statt, bevor die 34-jährige Kommissarin mit dem Inspekteur in der Kneipe landete, wo es zu dem Übergriff gekommen sein soll, den sie später anzeigte. Es sollen an dem Nachmittag mehrere Kolleginnen und Kollegen aus dem Umfeld im Innenministerium bei diesem Umtrunk vorbeigekommen sein. Darunter auch die Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Sie und weitere Personen aus dem direkten dienstlichen Umfeld der Frau und des Inspekteurs werden am Dienstag als Zeugen erwartet.
Die Kommissarin hatte sich für den höheren Dienst beworben. Hinz soll den Inspekteur gebeten haben, sie zu coachen für den Auswahlprozess. Vor diesem Hintergrund soll es zu besagtem Gespräch gekommen sein. Danach ging das Feiern in einem Lokal nahe dem Ministerium weiter. Die Kommissarin soll sich dann vom Inspekteur zu einem Absacker in einer Eckkneipe in Bad Cannstatt überreden haben lassen. Von dem mehrstündigen Aufenthalt dort existieren Videos aus einer Überwachungskamera. Erst soll Renner die Frau im Lokal unter anderem geküsst haben. Dann sei er mit ihr vor die Tür gegangen und habe sie dazu gedrängt, ihn im Intimbereich anzufassen, während er urinierte.
Aufgrund der Videos zieht die Polizeiaffäre nun Kreise bis ins VfB-Stadion. Am Samstag hing dort ein Transparent mit einer beleidigenden Botschaft an den Polizeiinspekteur Renner. Fans vermuten, dass die Geschichte aufgrund der Wahl des Lokals Gemüter in Cannstatt erregt haben könnte. Die Kneipe gilt als Fan-Treffpunkt. Im Gerichtssaal wurden am ersten und zweiten Verhandlungstag Videos aus der Überwachungskamera gezeigt, bei denen der Inspekteur und die Kommissarin direkt gegenüber der Bar unter einem großen VfB-Logo saßen.
Die Anklage gegen den 49-jährigen Inspekteur lautet auf sexuelle Nötigung. Es sind – inklusive diesem Mittwoch – noch sechs Verhandlungstage angesetzt.