Engagieren sich für den Kräutergarten: Barbara Grupp (v.l.) aus der Kunstschule, die Dozentinnen Angela Ehni und Claudia Dietz, die Konrektorin Ines Nahrendorf und der Schulleiter Thomas Dreher Foto: Caroline Holowiecki

Jahrelang ist ein städtisches Areal in Filderstadt-Bonlanden verwildert, nun übernimmt die Realschule in Kooperation mit der Kunstschule die Pflege. Schüler sollen sich dort nach den Ferien in einer AG engagieren.

Das Gras steht bald hüfthoch. Das Kräuterbeet, sofern es noch existiert, ist irgendwo in diesem wilden Grün verschwunden, nur ein Rebstock schaut zwischen den Halmen hervor. Dahinter sind Obstbäume zu sehen. Der städtische Kräutergarten in Bonlanden hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Parzelle befindet sich am Rand des Museumsobstgartens neben dem Fildorado-Parkplatz. Und passiert ist hier augenscheinlich schon lang nichts mehr.

Einst hat den Kräutergarten, zu dem auch ein riesiges Insektenhotel gehört, der örtliche Obst- und Gartenbauverein bewirtschaftet, dies hat der Club aber vor Jahren aufgegeben – aus personellen Gründen. Seither hat die Stadtverwaltung neue Kümmerer gesucht. Im Herbst 2019 hatte die Umweltschutzreferentin Claudia Arold im Gespräch mit unserer Zeitung von einer gemeinnützigen Organisation gesprochen, die übernehmen wollte, doch auch dies hatte sich zerschlagen.

Vor allem Fünft- und Sechstklässler sollen sich kümmern

Nun steht aber der Neuanfang bevor. Im kommenden Schuljahr wird die angrenzende Realschule Bildungszentrum Seefälle den Garten unter ihren Fittichen nehmen. In erster Linie Fünft- und Sechstklässler sollen sich künftig als Kleingruppe ums Areal kümmern. Im Rahmen des offenen Ganztagsangebots wird es eine AG geben, angeleitet von zwei Dozentinnen der örtlichen Kunstschule – Angela Ehni und Claudia Dietz. „Wir machen seit Jahren ganz viele Projekte zum Thema Kunst und Natur, weil es uns ein Anliegen ist“, sagt Barbara Grupp, die Leiterin des Kinder- und Jugend-Projektbereichs. Die Idee: Die Schüler sollen gießen, hacken und säen und so Pflanzen und Tiere kennenlernen. Auch kulturhistorisch sollen sie sich mit dem Garten auseinandersetzen, erklärt Claudia Dietz, etwa mit der Herkunft und der Bedeutung von gewissen Früchten.

Aus schulischer Sicht ist das neue pädagogische Angebot reizvoll. Viele Schüler verbrächten viel Zeit vor dem Computer, sagt Ines Nahrendorf, die Konrektorin, manche wüssten nicht viel über die heimische Flora und Fauna. Das sehe man schon daran, dass es bisweilen ein riesiges Hallo gebe, wenn mal ein Insekt ins Klassenzimmer fliege. „Es ist eine Bildungschance – Natur erkennen und wertschätzen“, sagt Thomas Dreher, der Schulleiter. „Wir sehen das an anderen AGs: Wir gewinnen hier echtes Interesse“, fügt er hinzu. Er spricht von einem ganzheitlichen Ansatz.

Das sind die Ideen der Dozentinnen der Kunstschule

Die beiden Dozentinnen haben schon viele Ideen: neue Kräuter- und Gemüsebeete, ein Aufpeppen des Insektenhotels, Blumen. „Ein Naschgarten für Groß und Klein“, sagt Claudia Dietz, und damit meint sie: für Kinder und kleine Krabbler. Bevor es aber so weit sei, müssten aufgrund der Verwilderung grobe Vorarbeiten gemacht werden. „Wir brauchen jetzt anfangs die Unterstützung der Stadt“, sagt Barbara Grupp.

Anpacken werden die Kinder im Kräutergarten erst nach den Sommerferien, also quasi schon im Herbst. Der beste Zeitpunkt ist das aus gärtnerischer Sicht nicht, weiß Angela Ehni. „Vieles wird sich erst im Frühjahr zeigen, aber ich denke, wir werden immer beschäftigt sein“, sagt sie. Bei schlechtem Wetter könnten sie und ihre Kollegin ins Schulhaus ausweichen und sich künstlerisch mit der Natur auseinandersetzen. Barbara Grupp betont: „Das ist ein hochqualifizierter Unterricht.“