Sabine Bethge (r.) verkörpert die etwas weltfremde, aber enthusiastische Souffleuse Ophelia, Lisa Jung (l.) übernimmt alle anderen Rollen. Foto: privat

In der poetischen Inszenierung von „Ophelias Schattentheater“ der Herrenberger Bühne spielt die Lichtregie eine tragende Rolle.

Ophelias glühendster Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden. Doch ihre Stimme ist zu leise – gerade so, wie man es bei einer Souffleuse braucht. Deshalb sagt sie nun den Schauspielern vor, wenn die Worte stocken. Eines Tages taucht im Theater ein herrenloser Schatten auf, und Ophelia gewährt ihm Unterschlupf. Bald wenden sich auch andere verlassene Schatten an sie und sie bringt ihnen die großen Werke der Theatergeschichte bei. Sabine Bethge und Lisa Jung haben Michael Endes „Ophelias Schattentheater“ von 1988, das auf einem Bilderbuch basiert, in ein berührendes Zwei-Personen-Stück verwandelt. Eine weitere zentrale Rolle spielen Peter Bethge und Toni Schäfer: die des Licht-Designs.

„Das Stück ist seit Jahren in der Pipeline. Durch Corona hatten wir kein Jugend-Ensemble und da bot es sich an, ein Zwei-Personen-Stück dazwischenzuschieben“, sagt Peter Bethge. Es sei gleichermaßen für Kinder und Erwachsene gedacht. Inzwischen baut die Herrenberger Bühne wieder ein Jugend-Ensemble auf, das dann voraussichtlich im nächsten Jahr sein erstes Stück vorstellen wird.

Lisa Jung spielt gleich mehrere Rollen

Sabine Bethge verkörpert in einem geblümten Kleid, mit großer Rose am Hut und strahlenden Augen die etwas weltfremde, aber enthusiastische Souffleuse Ophelia, die zu Beginn des Stücks mit einem Schauspieler „Hamlet“ (Lisa Jung) einstudiert. Lisa Jung ist es auch, die im Stück sämtliche anderen Rollen übernimmt. Und das sind eine ganze Menge: ein Schatten namens „Schatten-Schelm“, „Dunkel-Angst“, die „Leere-Schwere“ und viele weitere. Niemand will sie bei sich haben. Als erster verirrt sich Schatten-Schelm mit Narrenkappe ins Theater. Ophelia nimmt Schatten-Schelm auf, und das spricht sich bei den anderen herum.

Die Schatten werden auch mit Pappfiguren oder einem Schattentheater hinter einer Leinwand dargestellt. Foto: privat

Lisa Jung gibt die Schatten teils im schwarzen Ganzkörperanzug, teils nutzt sie Schattentheater hinter einer Leinwand und Pappfiguren mit Overhead-Projektion. Auch farbige Lichtfolie kommt zum Einsatz. Leichtfüßig und tänzerisch und begleitet von einer stimmungsvollen Musik-Collage wirft sie sich in die Rollen der unterschiedlichen Charaktere. „Schattenspiel ist sehr herausfordernd“, findet sie. Und auch die Lichtregie spielt mit allen Finessen: von der Disco-Kugel über Projektionen bis hin zum Schwarzlicht. Tagsüber beherbergt Ophelia die Schatten in ihrer Handtasche, nachts bringt sie ihnen die großen Stücke bei.

Ausschnitte aus berühmten Stücken werden eingeführt

Doch die wunderliche alte Frau mit dem „Schatten“ kommt ins Gerede und verliert schließlich ihre Wohnung. Ob die Schatten ihr vielleicht helfen können? Im Fortgang des Stücks webt das Ensemble mehrere Ausschnitte aus berühmten Stücken in die Aufführung mit hinein, so aus Shakespeares „Macbeth“, „Romeo und Julia“ und „Sommernachtstraum“, aus Molières „Der Geizige“ und auch aus der Theaterversion von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“. Sabine Bethge und Lisa Jung stellen sie mit viel Verwandlungsfreude gleich unter dem Einsatz mehrerer Leinwände dar.

Tickets und Termine

Termine
Aufführungen finden vom 21. bis 23. März und vom 28. bis 30. März statt. Freitags beginnen sie um 19 Uhr, samstags und sonntags jeweils um 16 Uhr.

Karten
Tickets gibt es bei der Buchhandlung Papyrus, direkt bei der Herrenberger Bühne (www.herrenberger-bühne.de) oder an der Abendkasse. Sie kosten 15 Euro.