Das Post Holiday Syndrom bezeichnet unangenehmes Befinden nach der Ferienzeit. Eine Psychologin erklärt, was dagegen zu tun ist.
Der Urlaub ist vorbei, die Bräune zeugt noch von unbeschwerten Tagen an der frischen Luft, aber man ist schon wieder zurück am Arbeitsplatz. Da kommt schlechte Laune auf. Experten sprechen vom Post Holiday Syndrom. Es bezeichnet unangenehme Gefühle, die nach dem Ende eines schönen Urlaubs auftreten. Felicitas Heyne, Diplom-Psychologin und Paar- und Familientherapeutin aus Heidelberg, erklärt: „Zu den Symptomen dieses Phänomens können Traurigkeit, Unzufriedenheit, Motivationsmangel, aber auch Konzentrationsprobleme gehören.“
Es ist verständlich: „Während des Urlaubs kommen wir zur Ruhe und konzentrieren uns auf den Genuss. Wir erleben Abwechslung von unserer gewohnten Umgebung. Wenn wir danach zurückkehren, fühlt sich das langweilig und monoton an“, sagt Heyne. Zudem hätten sich am Arbeitsplatz und auch daheim in der Zeit der Abwesenheit oft Aufgaben und Verpflichtungen angestaut, die zu erhöhtem Stress führen könnten.
„Gehen Sie schwimmen, laufen Sie häufiger barfuß!“
Was also tun? „Erster Tipp wäre: langsam rein in und wieder langsam raus aus dem Urlaub. Wer von 180 auf 0 und umgekehrt zu schalten versucht und das Maximale aus der Urlaubszeit herausholen will, ist besonders gefährdet.“ Am besten nehme man ein, zwei Tage vor der Abreise daheim schon frei, um langsam runterzukommen, und nach der Reise könne man noch zwei Tage „Nachurlaub“ zu Hause einplanen.
Zweiter Tipp: Eine bewusst positive Perspektive auf den Alltag, meint Heyne. „Was ist schön an Ihrem Zuhause, Ihrer Arbeit, Ihrem sozialen Umfeld? Was haben Sie vermisst im Urlaub oder würden es auf Dauer vermissen, wenn Sie ewig bleiben würden?“ Felicitas Heyne empfiehlt, nach Urlaubszeiten bewusst schöne Freizeitrituale in den Alltag einzubauen. „Gehen Sie schwimmen, bummeln Sie über den Wochenmarkt, laufen Sie häufiger barfuß.“
Kleine Auszeit vom Alltag: Auf dem Wochenmarkt bewusst entspannt einkaufen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Post Holiday Syndrom: Urlaubssouvenirs und Auszeiten vom Alltag können helfen
Im Idealfall habe man sich - und das ist Tipp 3 - ein paar schöne Urlaubssouvenirs für alle Sinne mitgebracht, in denen man schwelgen kann: „ Das schönste Urlaubsfoto als Bildschirmschoner hochladen oder die schönste Muschel auf dem Schreibtisch als Briefbeschwerer nutzen oder einen besonderen Duft versprühen“, sagt Heyne.
Tipp 4: Wer das eigene Unbehagen reflektiere, könne daraus sogar lernen, etwa um alte Gewohnheiten abzulegen. „Tun Sie immer wieder etwas Ungewöhnliches“, rät Heyne. „Etwas, das Sie aus Ihrem Alltag heraus reißt.“ Es könne helfen, jetzt schon über die nächsten Reisen oder Projekte nachzudenken, meint die Psychologin. „Selbst, wenn es nur ein verlängertes Wochenende ist.“
Tipp 5: Sinnvoll sei es auch, sich zu fragen, ob man im Alltag wirklich so lebt, wie man möchte. Felicitas Heyne sagt: „Hilfreich finde ich, sich regelmäßig einen Tag in der Woche terminfrei zu halten, also nicht auch noch am Wochenende jede Minute zu verplanen. In dieser Entspannungszeit kann man wirklich nur tun, worauf man Lust hat.“
Tipp 6: Woher kommt die Unzufriedenheit?
Immer häufiger sind Familien komplett durchgeplant: Dabei setze man sich zu stark unter Druck, meint Heyne. Die Erwartungen an sich selbst sowie die eigenen Standards müssten immer wieder auf den Prüfstand. „Wo könnten Sie ein bisschen locker lassen, weniger machen, weniger wollen?“ Viele bräuchten mehr Leichtigkeit, was banal klingt, aber für manche das Schwerste überhaupt sei. Doch: „Wenn es einen nach jedem Urlaub vor dem Alltag graust und auch deutlich länger als ein paar Tage, dann sollte man grundsätzlicher aufarbeiten, woher diese intensive Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und der eigenen Arbeit kommt.“