Der Luxusauto-Hersteller zieht am 19. Dezember in den Dax ein. Foto: AFP/DANIEL ROLAND

Die Autobranche steckt im Umbruch. Im Deutschen Aktienindex (Dax) gewinnt sie mit der Aufnahme des Sportwagenbauers Porsche aber weiter an Gewicht.

Turnschuhhersteller raus, Sportwagenbauer rein: Im Deutschen Aktienindex (Dax) muss am 19. Dezember Puma dem Autohersteller Porsche weichen. Damit steigt in der ersten Börsenliga die Zahl der Spieler aus der Kfz-Branche auf sieben. Bereits im Dax vertreten sind Mercedes-Benz, Daimler Truck, BMW, Volkswagen, der Automobil-Zulieferer Continental und die Porsche Automobil Holding SE, die Anteile sowohl an Volkswagen als auch am Sportwagenbauer Porsche hält.

Für Porsche-Aktionäre ist der bevorstehende Einzug in den Dax eine gute Nachricht. Der Sportwagenbauer wird dadurch bei Investoren noch mehr Beachtung finden. Anbieter von ETFs und anderen Indexfonds, deren Zusammensetzung den Dax spiegelt, werden sogar gezwungen sein, Porsche-Aktien zu kaufen.

Im Leitindex ballen sich die traditionell wichtigsten Branchen

Für Anleger, die über Fonds in den gesamten Dax investieren, bedeutet ein weiterer Autowert im Index aber auch eine verstärkte Branchenkonzentration. „Neben Chemie und Pharma zählt der Automobilsektor in der deutschen Industrie nun einmal zu den wichtigsten Branchen“, meint dazu der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker.

Viel ändert sich am Gewicht des Sektors ohnehin nicht: Der Gesamtwert der an der Börse notierten Porsche-Vorzugsaktien beläuft sich auf rund 48 Milliarden Euro, davon ist aber nur knapp ein Viertel in Streubesitz. Für das Gewicht, mit dem Porsche in die Berechnung des Dax-Stands eingeht, zählen nur diese frei handelbaren Aktien. Ihr Anteil am Gesamtindex betrüge nach aktuellem Stand weniger als ein Prozent. Mit Volkswagen und der Holdinggesellschaft Porsche SE zusammen ergäbe sich ein Gewicht von knapp vier Prozent, zum Vergleich: Mercedes-Benz kommt auf 4,6 Prozent.

„Das Profil des Dax als konjunktursensitiver und internationaler Index bleibt bestehen“, urteilt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. „ Ich empfehle grundsätzlich, ein Dax-Investment durch Positionen in anderen, weniger einseitig zusammengestellten Aktienmärkten zu ergänzen.“

Eine neuerliche Dax-Erweiterung brächte nicht viel

Ein ausgewogenerer Branchenmix im Dax war eines der Argumente für die Erweiterung des Leitindex, der vor einem Jahr von 30 auf 40 Mitglieder anwuchs. Ein weiterer Ausbau wäre zwar auf den ersten Blick naheliegend, aber: „Die Unternehmen unterhalb des Dax 40 haben eine deutlich geringere Marktkapitalisierung“, sagte am Dienstag Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Man bräuchte wahrscheinlich einen Dax 100, um das Gewicht der ganz großen Konzerne oder einzelner Branchen, wie Automobil, zu verringern.“

Die nach den Dax-Konzernen größten börsennotierten Unternehmen sind derzeit im M-Dax vertreten, der 50 Titel umfasst. Selbst eine Zusammenlegung beider Indizes hätte die Schwankungsanfälligkeit des Dax aber nicht gelindert, meint Deutsche-Bank-Experte Stephan: „Die konjunktursensitiven Sektoren Industrie, Grundstoffe und Zyklischer Konsum machen 49 beziehungsweise 50 Prozent der Unternehmen im Dax und M-Dax aus.“ Der Anteil defensiver Sektoren wie Gesundheit, Kommunikation, Versorger, Basiskonsum und Immobilien sei in beiden Indizes deutlich geringer.

Aktionärsschützer Bauer meint, am besten wäre eine europäische Lösung. Tatsächlich gibt es auch Indizes wie den Stoxx Europe 600, die Großkonzerne auf dem ganzen Kontinent abdecken.