Das Gebiet ist weiträumig abgesperrt, die Ermittlungen laufen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Eine Zivilstreife kontrolliert in der Pfalz am frühen Montagmorgen im Dunklen ein Auto. Zwei Polizisten sterben. Nach den Tätern wird mit Hochdruck gefahndet. Einer ist der Polizei bekannt.

Kusel/Berlin/Mainz  - Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Rheinland-Pfalz wird nach einem bereits polizeibekannten Tatverdächtigen gefahndet. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Sicherheitskreisen erfuhr, war der Mann in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben. „Wir gehen von mehreren bewaffneten Tätern aus“, sagte eine Polizeisprecherin in Kaiserslautern. Politiker und Polizeivertreter in Rheinland-Pfalz und bundesweit reagierten schockiert.

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Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Polizeibeamte waren am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie „Die schießen“.

Als Zivilstreife auf einer Routinefahrt

Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster. Die junge Frau war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29-Jährige habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher. Beide Opfer stammten aus dem Saarland.

Die beiden Polizisten waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte. Die tödlichen Schüsse fielen an der Kreisstraße 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.

Dass die beiden mit Kopfschüssen getötet wurden, konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals. Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Zum Fluchtauto wurden zunächst keine Angaben gemacht, wie auch nicht zur Richtung, in die die Täter geflohen waren.

Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Am Tatort wurden am Montag Spuren gesichert. „Da wird im Moment auf dieser Straße jeder Stein umgedreht“, sagte die Polizeisprecherin. Es seien bereits mehr als 50 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Diese würden nach und nach ausgewertet. Ob darunter eine heiße Spur sei, könne sie noch nicht sagen.

Die Polizei bat die Einwohner, im Landkreis Kusel und im Saarland keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sabrina Kunz, appellierte an die Bürger im Raum Kaiserslautern, am Montag auf Versammlungen gegen Corona zu verzichten, mit Rücksicht auf die schreckliche Tat und die Ermittlungen, für die viele Kräfte gebraucht würden.

Fassungslosigkeit ob der Tat bei Kusel

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zeigten sich „zutiefst schockiert“ über die tödlichen Schüsse. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, hieß es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen. Auch andere Bundesländer folgten diesem Schritt für ihre Polizisten.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.“