Das Umweltzentrum Neckar-Fils muss eine Glasfront sanieren und erschließt sich damit eine zusätzliche Energiequelle.
27 Jahre nach der Landesgartenschau ist das Umweltzentrum Neckar-Fils im Plochinger Bruckenwasen in die Jahre gekommen. Aktuell steht seine bisher teuerste Sanierung an: Die Verglasung auf der Südseite des Gebäudes war undicht und wird erneuert. Das kostet rund eine Viertelmillion Euro. Der Trägerverein des Umweltzentrums geht dabei innovative Wege und setzt ungewöhnliche Fensterscheiben ein, die sozusagen „nebenbei“ Strom erzeugen.
Glasscheiben mit integrierten Solarzellen
Ganz neu ist das nicht, es gibt schon häufiger Glasscheiben mit integrierten Solarzellen, allerdings bei einfachen Verglasungen wie Wintergärten oder Parkplätzen – auch das Solardach am Reichenbacher Bahnhof ist ein solches Konstrukt. Bei einer Dreifachverglasung, wie sie hier der Isolation halber eingebaut wird, ist das allerdings ungewöhnlich, denn die Herstellung der Scheiben ist schwierig. So musste eine ganze Weile nach einem Hersteller gesucht werden: Das Projekt habe „Spitz auf Knopf“ gestanden, sagt Matthias Weigert, der Vorsitzende des Trägervereins, „weil man niemand gefunden hat, der das leisten kann“.
Architekt Peter Reiner mit seinem Büro Aedis trieb aber schließlich doch eine Firma in Österreich auf. Einiges Grübeln bereitete auch die Frage, wie groß der Anteil der Solarzellen an der Fensterfläche sein darf – schließlich sind sie dunkel und nehmen damit Licht weg. Im Sommer ist das erwünscht, da habe man eher „ein Hitzeproblem“ gehabt und die Scheiben zusätzlich mit Alu-Lamellen beschatten müssen, so Weigert. Aber auch im Winter sind künftig rund 80 Prozent der Südfassade durch die Zellen verdunkelt. Vorsichtshalber werden deshalb einige Scheiben – die mit Dachfenstern oder die im Erdgeschoss, aus denen man nach draußen schaut – frei von Solarzellen bleiben. Es kommt aber auch reichlich Licht von der Nordseite, wo die vorhandene Glasfront bestehen bleibt.
Für die bessere Wärmedämmung gibt es eine Förderung vom Bund
Man schlage also mehrere Fliegen mit einer Klappe, fasst Weigert zusammen: künftig ist die rund 130 Quadratmeter große Glasfront besser isoliert, was sich sommers wie winters positiv auswirkt; sie ist beschattet und sie wird Strom erzeugen. Für die bessere Wärmedämmung gibt es zudem eine Förderung vom Bund (Bafa). Insgesamt wird die Maßnahme rund 260 000 Euro kosten. 60 000 Euro werden über Fördermittel und verschiedene Zuschüsse, auch der Stadt und des Landkreises, gedeckt. 100 000 Euro hat das Umweltzentrum auf der hohen Kante, weitere 100 000 sollen durch sogenannte „Umweltanleihen“ bei den Mitgliedern, also Privatkredite, gedeckt werden.
Zuvor war eine ältere Solaranlage auf dem Dach des Umweltzentrums montiert. Sie wurde abgebaut und gegen Spende abgegeben. Die neue Anlage sei durch die Integration in die Fenster besser geschützt, sagen die Experten, zudem habe man Fläche gewonnen. „Wir stellen der Stadt die beiden Flachdächer zur Verfügung“, erklärt Weigert. Sie könne dort weitere PV-Module aufstellen, zum Beispiel, um die Pumpe zu betreiben, die Wasser aus dem Neckar in den Bruckenbach befördert. Fürs Umweltzentrum selbst gibt es ebenfalls weitere Ideen für die kommenden Jahre: So soll eine Batterie für den erzeugten Strom angeschafft werden und längerfristig eine Wärmepumpe, die punktuell auch zur Klimatisierung eingesetzt werden könnte.
Weitere Infos
Tipp
Interessierte können auf der Website umweltzentrum-neckar-fils.de im Baustellenticker die Fortschritte verfolgen.