Auf einer stillgelegten Fläche in Marbach-Rielingshausen sollen eine Pump-Track-Anlage, eine Seilbahn und anderes mehr entstehen. Das Ganze hat aber auch eine pikante Note.
Dass die Gemengelage ein wenig delikat ist, zeigte sich jetzt im Rielingshäuser Ortschaftsrats. Bei nur einer Gegenstimme von Stefan Heß und einer Enthaltung von Jürgen Stirm (beide Freie Wähler) gab das Gremium zwar grünes Licht für die Errichtung eines Freizeitgeländes im westlichen, längst aufgegebenen Teil des Steinbruchs der Firma Klöpfer. Aber Vertreter aller Fraktionen hoben explizit hervor, dass dieses Vorhaben und eine Erweiterung der Abbaufläche zwei Paar Stiefel sind. Letzteres wünscht sich der Betreiber, das wird jedoch von den politischen Gremien entschieden abgelehnt. Die Stadt hat in der Sache sogar einen Anwalt eingeschaltet. Implizit schwang also die Botschaft mit: Wir können das eine vom anderen trennen, lassen unsere Position nicht aufweichen.
Als Spende deklariert
Tatsache ist aber auch, dass sich die Bürger in naher Zukunft auf ein attraktives Naherholungsgebiet freuen dürfen – das die klamme Kommune quasi geschenkt bekommt. Klöpfer finanziert die Freizeitanlage, sorgt für ihre Errichtung, um sie dann der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Formal sei das Ganze „nach Abstimmung mit der Kommunalaufsicht“ als Spende einzustufen und zu behandeln, hieß es in der Vorlage zur Ortschaftsratssitzung.
Die Stadt muss sich später lediglich um den Unterhalt kümmern. Wie viel Geld das Unternehmen für das Projekt in die Hand nimmt, lasse sich aktuell nicht exakt beziffern, erklärt Matthias Klöpfer aus der Unternehmens-Familie. „Die Ausschreibungen für Spielgeräte und auch die Pump-Track-Anlage sind noch nicht erfolgt“, erläutert er. Man gehe aber davon aus, dass die Kosten für „die Herstellung im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich“ liegen werden. „In jedem Fall wird es sich um die größte gemeinnützige Maßnahme unseres Unternehmens in den letzten Jahrzehnten handeln“, sagt Klöpfer.
Das Unternehmen profitiert allerdings auch von dem Projekt. Es erspart sich das Abtragen des Hügels, auf dem unter anderem die Pump-Track-Anlage, eine Seilbahn, eine Boule-Bahn, ein Grillplatz, ein Streuobstlehrpfad, Himmelschaukeln, Parkplätze für Autos und Fahrräder sowie ein Aussichtspunkt vorgesehen sind. Die Attraktionen sollen nebst einer rund einen Hektar großen Photovoltaikanlage in einem Bereich des Steinbruchs entstehen, auf dem Klöpfer Bodenaushub zwischengelagert hatte. Eigentlich hätte die Fläche rekultiviert und die Überhöhung beseitigt werden müssen. Arbeitsschritte, auf die das Unternehmen jetzt verzichten kann. Angesichts der aktuellen Planungen akzeptiere man „den derzeitigen Zustand“, erklärt der Landratsamts-Pressesprecher Andreas Fritz.
Die Landschaft wie in einem Kino genießen
Obwohl der Ortschaftsrat dem Projekt im Grundsatz zustimmt, würde sich das Gremium wünschen, dass an der einen oder anderen Stellschraube nachjustiert wird. Ganz oben auf der Wunschliste steht, das Gelände mit Geräten anzureichern, an denen auch die ganz Jungen Spaß haben. „Die Freizeitanlage ist ja hauptsächlich für Größere angelegt. Vielleicht könnte noch das eine oder andere Spielgerät für Kleinkinder mit dazu gedacht werden, damit man mit der ganzen Familie den Tag dort verbringen kann“, sagte Nikolai Häußermann (SPD).
Seine Fraktionskollegin Christiane Scheuing-Bartelmess regte an, dem Vorbild des „Remstalkinos“ in Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) nachzueifern, wo man an einem Hang sitzend die Aussicht genießen kann und die Landschaftskulisse quasi die Leinwand ersetzt. Über ein solches Angebot könne man nachdenken, sagte Klöpfer dazu. Auch die Idee mit den Spielgeräten für die Kleinen bezeichnete der Steinbruch-Vertreter als „gut“. Im Detail könne man nachsteuern. Zugleich riet er davon ab, das Paket noch mal aufzuschnüren.
Das würde wohl auch den Zeitplan kräftig durchrütteln. Bauamtsleiter Dieter Wanner schätzt, dass es ungefähr ein Jahr dauern wird, bis ein Bebauungsplan für das Areal verabschiedet werden kann. Matthias Klöpfer rechnet danach mit einer Bauzeit von ebenfalls einem Jahr, sodass die Eröffnung des Geländes 2026 gefeiert werden könnte.
Bedenken wegen Lastwagen-Fahrten
Wenn es nach Stefan Heß ginge, würde es freilich gar nicht dazu kommen. Der Freie Wähler und Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung stimmte als Einziger gegen das Vorhaben. Er begründete seine Bedenken unter anderem damit, dass außerhalb des Orts eine Anlaufstelle geschaffen werde, an der sich womöglich Jugendliche treffen, die über die Stränge schlagen. Außerdem ziehe es viele Lastwagen-Fahrten nach sich, wenn stillgelegte Flächen des Steinbruchs nicht mit dem Aushub von dem Hügel, sondern anderweitig verfüllt werden müssten.
In Unternehmerhand, aber für die Allgemeinheit gedacht
Frist
Das Areal, auf dem die Freizeitanlage entstehen soll, ist im westlichen Teil des stillgelegten Steinbruchs geplant, in der Nähe der Straße zwischen Rielingshausen und dem Kreisverkehr an der Schweißbrücke bei Erdmannhausen. Der Steinbruch-Betreiber Klöpfer soll zwar Eigentümer des Geländes bleiben, es aber für zunächst 25 Jahre der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Geplant ist, vor Ablauf der Frist über den Fortbestand der Anlage zu verhandeln.
Toiletten
Für die Nutzer von Seilbahn, Boule-Bahn und Co. sollen Dixi-Klos aufgestellt werden. Die Fotovoltaikanlage, die Klöpfer anbringen lassen will, ist für den Eigenbedarf des Unternehmens gedacht. Sie könnte schon vorab genehmigt werden.