Die Intendanten der Staatstheater Stuttgart: Burkhard C.Kosminski, Victor Schoner, Tamas Detrich und Marc-Oliver Hendriks (von links). Foto: dpa/Bernd Weissbrod

In der Corona-Krise ist Angst ein schlechter Ratgeber – gut, dass die Staatstheater jetzt daran erinnern. Hoffentlich hört es auch der grüne Ministerpräsident.

Stuttgart - Genau dafür brauchen wir die Kultur: Just an dem Tag, da der grüne Ministerpräsident des Landes öffentlich darüber räsoniert, in der Coronabekämpfung das grundlegende Rechtsstaatsprinzip der Verhältnismäßigkeit aufzugeben und dafür notfalls gleich das ganze Grundgesetz zu ändern, kommen aus dem Staatstheater jene Töne, die man sich eher von der Villa Reitzenstein erwartet und erhofft hätte: ruhige, abwägende Vernunft statt immer neuer Panikattacken. Weniger Angst, mehr Verstand! Sicher, den vier Theaterintendanten geht es zunächst einmal nur darum, ihren Spielbetrieb wieder in Gang zu bringen, ohne kurz nach den Sommerferien vom nächsten Lockdown-Beschluss der Politik überrascht zu werden. Dafür arbeiten sie gemeinsam mit Universität und Forschung an einem Sicherheitskonzept für das Publikum. Dafür organisieren sie etwas, was auch andere (öffentliche) Arbeitgeber gut hätten leisten können: Impfangebote für all ihre Beschäftigten. Die Stuttgarter Staatstheater haben gestern nicht nur ihre Saisonpläne vorgestellt. Sie haben weit darüber hinaus den Anspruch der Kultur formuliert, endlich wieder ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander und zur öffentlichen Debatte leisten zu können. Ein Beitrag, der auch der Politik dringend nottut. Denn von Markus Lanz und Anne Will allein wird’s ganz sicher nicht besser.