Peter Bühr hat unzählige Jazz-Größen ins Remstal gebracht. Der 82-Jährige liebt diese Musik seit seiner Kindheit. Am Samstag gibt es in Waiblingen ein weihnachtliches Abschiedskonzert für ihn.
Für viele Menschen im Remstal gehört Peter Bühr zu Weihnachten wie das Christkind, der Tannenbaum und Lametta. Denn im Dezember lädt der Jazzmusiker mit seinen Flat Foot Stompers traditionell zum Konzert „Jazz at Christmas Time“ nach Waiblingen. Dann stehen im meist ausverkauften Bürgerzentrum festliche Melodien, amerikanische Weihnachtslieder und Evergreens, aber auch Kostbarkeiten der Jazzgeschichte auf dem Programm, die das Publikum gerne mitsingt und mitsummt. Dazu gibt Peter Bühr in seiner Doppelrolle als Musiker und Moderator so manches Schmankerl zum Besten.
An diesem Samstag, 14. Dezember, ist es wieder so weit – allerdings wird Peter Bühr nicht auf der Bühne stehen. Denn im vergangenen Jahr hat er sich bei einem Konzert auf dem Waiblinger Weihnachtsmarkt eine Lungenentzündung eingehandelt, deren Auswirkungen der 82-Jährige bis heute spürt. Sein Bandkollege Andy Lawrence wird daher den Abend moderieren, der Klarinettist und Saxofonist Stefan Koschitzki übernimmt Peter Bührs musikalischen Part. Bühr selbst darf sich zurücklehnen und den Abend genießen.
Ein enger Freund von Peanuts Hucko
Mit dem Abschiedskonzert geht eine Ära zu Ende. Begonnen hat sie in den frühen 1950er Jahren, als Peter Bühr noch nicht einmal das Teeniealter erreicht hatte, aber bereits ein großer Fan von Jazzmusik aus der Zeit der 1920er bis 1940er Jahre war. Seine erste Langspielplatte war der Soundtrack zu „The Glenn Miller Story“. Dass der Jazzmusiker Peanuts Hucko, der in Glen Millers Band Klarinette spielte und auch Saxofonist war, einmal ein enger Freund werden würde, konnte Peter Bühr damals nicht ahnen. Doch schon zu dieser Zeit hatte der Sohn eines musikalisch begabten Zollbeamten und Geigers einen Herzenswunsch: Er wollte unbedingt ein Saxofon und seine Lieblingsmusik nicht nur hören, sondern auch spielen.
Die Oma in Köln kaufte schließlich ein gebrauchtes Instrument im Musikhaus neben dem Dom und suchte einen Lehrer. Dieser verordnete dem Buben zum Üben einen Besenstiel im Kreuz zwecks aufrechter Haltung und verkündete, vor dem Saxofon komme erst einmal das Klarinettenspiel. Und so geschah es. Der Unterricht ging auch weiter, nachdem Peter Bühr mit seinen Eltern 1956 nach Waiblingen gezogen war. Ein Klarinettist am Staatstheater Stuttgart kam dazu regelmäßig in die Schwabstraße. „Nach der Stunde gab es Kaffee und Kuchen“, erinnert sich Peter Bühr, dessen Mutter eine begnadete Kuchenbäckerin war, aber eines auf gar keinen Fall wollte: dass ihr Sohn „als Kaffeehausmusiker“ arbeitet.
Konzerte in amerikanischen Clubs
So fuhr Peter Bühr zweigleisig und war als Bautechniker wie auch als Bandmitglied tätig. Er musizierte im „Stauferensemble“, hat bei „Dieter Scholl und seiner Orchester Bigband“ geblasen und viel gelernt, mit „The Swing Five“ das Remstal „rauf und runter gespielt“ und die amerikanischen Clubs der Nachkriegszeit mit Dixieland-Musik beschallt. Weil es in der elterlichen Wohnung in der Schwabstraße kein Telefon gab, mussten Auftraggeber den Umweg über das Waiblinger Ratsstüble nehmen, das einen Fernsprecher besaß. „Wenn ich einen Job zum Spielen bekam, ist Petra, die Tochter der Wirtin, mit dem Auto zu uns hochgefahren und hat es ausgerichtet“, erzählt Peter Bühr. Inzwischen sind die beiden seit 58 Jahren verheiratet. Bei ihr konnte Peter Bühr anfangs damit punkten, dass ihre damalige Boxerhündin Peggy vernarrt in ihn war: „Sie ließ sich nur von ihm baden.“
Die Jazzgrößen übernachteten im Waiblinger Waldhorn
„Peter ist ein Käpsele, er kann Leute begeistern“, sagt Petra Bühr, die es wissen muss. Mit der Anfang der 1970er Jahre gegründeten Band Flat Foot Stompers ging es auch nach Los Angeles, San Francisco, San Diego und Sacramento. Im Gepäck hatten die Remstäler Musik von Louis Armstrong, King Oliver oder Benny Goodman. Die Bührs knüpften viele Kontakte zu Musikern. Im Jahr 1980 startete das Paar die Rems-Murr-Jazztage und lotste mit der Kreissparkasse Waiblingen als Sponsor die Größen der Jazzwelt ins Remstal. Das Publikum kam aus ganz Europa, um die Stars, die im Gasthof Waldhorn in der Fronackerstraße abstiegen, zu erleben. Die spielten in Schorndorf, Winnenden und Waiblingen, aber auch in Stuttgart und Ludwigsburg. „Die Konzerte waren immer binnen zwei Wochen ausverkauft“, sagt Peter Bühr, der das „beste Festival Europas“ fast 20 Jahre lang organisiert hat. „Germany’s Buehr brought Jazz Greats to Europe“ – so titelte der US-amerikanische Journalist Bob Byler einmal über Peter Bühr und schrieb, dass es bei dem Waiblinger nie einen schriftlichen Vertrag gebraucht habe, denn: „Peter Bühr is a man of his word.“
Konzert am Samstag
Restkarten
Für das Abschiedskonzert am 14. Dezember, 20 Uhr, im Bürgerzentrum Waiblingen gibt es noch wenige Karten. Der Eintritt kostet 19 Euro, ermäßigt 17 Euro.