Ein verheerendes Hochwasser hat 2011 unter anderem auch die Backnanger Innenstadt unter Wasser geflutet. Foto: Gottfried Stoppel

Der Rems-Murr-Kreis will drohende Hochwasserereignisse besser und früher vorhersagen können. Dazu sollen mehr Messstellen auch an Nebenflüssen installiert und deren Meldungen digital verknüpft werden.

Es ist bereits zwölf Jahre her, als die Bäche und Flüsse im Oberen Murrtal derart überliefen, dass eine Flut weite Landstriche bis hin zur Innenstadt von Backnang unter Wasser setzten. Der Ausnahmezustand damals, aber auch andere Hochwasserereignisse an Rems und Murr haben bereits eine Reihe von Schutzmaßnahmen in Gang gesetzt. Mithilfe mehrerer Rückhaltebecken soll eine erneute Flut besser aufgefangen werden.

Revival der Alarmsirenen

Ganz verhindern werden auch technisch aufwendige Maßnahmen Hochwasserereignisse nicht. Spätestens die Katastrophe im Ahrtal hat allerdings auf drastische Weise klargemacht, wie wichtig eine frühzeitige Alarmierung ist. Diese Erkenntnis hat unter anderem wohl auch den nach Ende des Kalten Krieges weitgehend abgebauten Alarmsirenen zu einem Revival verholfen. Doch vor der Alarmierung steht, dass die gefährliche Situation rechtzeitig erkannt wird.

Um möglichst frühzeitig vorhersagen zu können, wie sich Niederschläge auf die Gewässer auswirken, bedarf es einer entsprechenden Beobachtung. Das Landratsamt nutzt dafür seit Anfang des Jahres das von Landesseite empfohlene Flutinformations- und Warnsystem (Fliwas). Darin werden Niederschlagsprognosen und Wasserstände übersichtlich visuell dargestellt. Auch einige Kommunen haben das System im Einsatz. Doch das Landratsamt will mehr: Das erklärte Ziel ist ein kreisweites Pegelmessnetz, denn schließlich mache im Notfall das Wasser nicht an Gemeindegrenzen Halt.

Insbesondere an kleineren Nebengewässern sehen Experten dafür allerdings die Notwendigkeit für die Installation weiterer Pegel. Aktuell ermittelt die Behörde deshalb, an welchen Standorten zusätzliche Messstellen sinnvoll wären.

Die dort ermittelten Wasserstände könnten dann direkt übermittelt und in dem Fliwas-System dargestellt werden. Wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden, soll es dann zu einer automatischen Warnung der zuständigen Stellen kommen. „Wir müssen als kommunale Familie frühzeitig erkennen, wenn sich eine kritische Situation anbahnt, damit wir die Bürgerinnen und Bürger entsprechend warnen können“, sagt der Landrat Richard Sigel, „das wird unser kreisweites Pegelmessnetz in Zukunft ermöglichen.“

Pegelmessnetz Ende 2024 startbereit?

Zur Durchführung des Projekts habe das Landratsamt ein erfahrenes Ingenieurbüro beauftragt. Das Projekt werde außerdem von einer kommunalen Projektgruppe begleitet: Neben dem Oppenweiler Bürgermeister Bernhard Bühler und dem Backnanger Tiefbauamtsleiter Lars Kaltenleitner unterstützten auch Hans-Peter Sieg vom Wasserverband Rems und Marty Straßer vom Wasserverband Kocher-Lein das Umweltschutzamt bei der fachlichen Begleitung.

Läuft alles glatt, sollen die Standorte für die Messstellen im Frühjahr des kommenden Jahres festgelegt und dann mit deren Installation begonnen werden. Ende 2024 könnte das Pegelnetz laut Vorstellung des Landratsamts einsatzbereit sein.