Eine nicht enden wollende Blechlawine quält sich fast Tag und Nacht durch Paris. Das soll sich nach dem Willen der Bürgermeisterin Anne Hidalgo bald ändern. Foto: AFP/PHILIPPE LOPEZ

Die Innenstadt von Paris wird zur verkehrsberuhigten Zone. Es ist die notwendige Reaktion auf den täglichen Verkehrskollaps und den Klimawandel, kommentiert unser Paris-Korrespondent Knut Krohn.

Paris - Anne Hidalgo legt beim Umbau von Paris zu einer umweltgerechten und lebenswerten Stadt ein atemberaubendes Tempo vor. Nachdem die Bürgermeisterin jüngst angekündigt hat, die Hälfte der oberirdischen Parkplätze in der Millionenmetropole zu streichen, verkündet sie nun, die Innenstadt für den Durchgangsverkehr rigoros zu sperren. Die Sozialistin handelt nach dem Motto: klotzen statt kleckern!

Widerstand der Autolobby

Natürlich heult auch in Frankreich die mächtige Autolobby auf, hat allerdings wenige Gegenargumente. Die Konzernchefs haben selbst keine tragbaren Konzepte auf den Tisch gelegt, wie der tägliche Verkehrskollaps in großen Metropolen verhindert werden kann. Erst durch solche konsequenten Maßnahmen wie in Paris, macht sich auch in der Autoindustrie der Gedanke breit, dass es in den Städten der Zukunft nicht mehr Autos, sondern neue Mobilitätskonzepte braucht.

Reaktion auf den Klimawandel

Dabei geht es nicht nur um Luftverschmutzung oder die Platzverschwendung durch Straßen und Parkplätze. Anne Hidalgo handelt aus dem Wissen heraus, dass auch auf lokaler Ebene auf den Klimawandel reagiert werden muss. Immer häufiger werdende Sommer mit lang anhaltenden Hitzewellen von über 40 Grad verlangen angepasste städtebauliche Maßnahmen, soll das Leben in den Metropolen attraktiv bleiben. Das heißt: weniger Asphalt und Beton, mehr Grünflächen und Parks.

Rückendeckung aus der Bevölkerung

Das forsche Vorgehen fällt Anne Hidalgo allerdings leicht, denn ihre deutliche Wiederwahl hat jüngst gezeigt, dass sie sich auch politisch auf einem sicheren Weg befindet. Der Grund liegt auf der Hand: weit über die Hälfte der Einwohner von Paris hat kein Auto mehr. Wieder einmal bestimmt das Sein das Bewusstsein. Lebensqualität misst sich in diesem Fall nicht mehr am Parkplatz direkt vor dem Haus.