Ein alter Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 als Ausstellungsstück in der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Alte Leopard-1-Panzer dürfen in die Ukraine exportiert werden. Aber es fehlt nicht nur an Munition, sondern auch an Bundeswehr-Ausbildern.

Bei der Frage, ob Deutschland Kampfpanzer in die Ukraine liefern soll, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lange gezögert. Dann folgte auf die eine Entscheidung gleich die nächste: Nachdem Scholz angekündigt hatte, Deutschland werde in einer internationalen Koalition hochmoderne Leopard-2-Panzer liefern, steht mittlerweile fest: Auch für ältere Leopard-1-Panzer ist eine Exportgenehmigung erteilt worden.

Wie nützlich kann der Leopard 1 für die Ukrainer sein und welche Probleme gibt es? Der Kampfpanzer wurde 1965 bei der Bundeswehr in Dienst gestellt. Seine Kanone ist längst nicht so leistungsfähig wie die des Leopard 2 oder der vieler russischer Modelle. Selbst im direkten Duell mit älteren Kampfpanzern der Russen wie dem T-64 könnte der Leopard 1 Probleme bekommen. Trotzdem kann er andere gepanzerte Fahrzeuge ausschalten oder die Infanterie unterstützen. Auch der ältere Leopard hat also noch scharfe Krallen.

Die Industrie hilft bei der technischen Unterweisung

Aufgrund des Alters gibt es jedoch ein Problem. Da der Leopard 1 im Jahr 2003 ausgemustert wurde, gibt es kaum noch Bundeswehrsoldaten, die sich mit dem Modell auskennen. Hinzu kommt: Wer vor 20 Jahren den Leopard 1 bedienen konnte, bei dem werden nach so langer Zeit nicht mehr alle Handgriffe sitzen. Aus der Bundeswehr wird berichtet, dass man nach älteren Reservisten sucht, die bei der Ausbildung helfen können. Alles deutet darauf hin, dass Mitarbeiter der Industrie die technische Unterweisung am Leo 1 durchführen werden. Die Firma Rheinmetall verfügt über 88 Panzer, die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) über 99 Exemplare. Die Bundeswehr stellt lediglich die Truppenübungsplätze bereit, wie es aus dem Verteidigungsministerium heißt.

Weiter ungeklärt ist die Frage nach der Munition. Deutschland hatte 250 Exemplare des Leopard 1 an Brasilien verkauft, Teil des Geschäfts waren auch umfangreiche Munitionsbestände. Die Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva lehnt eine Weitergabe bislang jedoch ab.

Schwierige Suche nach Leopard-2-Lieferanten

Aus Sicht der Opposition hätte man bei der Lieferung schneller sein müssen. „Die Lieferung der Leopard 1 ist richtig und war längst überfällig. Die Industrie hatte schon im Frühsommer des letzten Jahres signalisiert, dass sie dazu in der Lage wäre, eine beträchtliche Zahl dieser noch immer schlagkräftigen Kampfpanzer liefern zu können“, sagte Johann Wadephul (CDU), stellvertretender Unionsfraktionschef dieser Zeitung. Das hätte den ukrainischen Streitkräften bei ihrer Gegenoffensive im Herbst geholfen. „Das Zögern des Kanzlers ist damit umso mehr unverständlich, weil alles schon vor Monaten möglich gewesen wäre“, sagte Wadephul.

Tatsächlich arbeitet die Zeit gegen die Ukraine. Das Land bereitet sich auf eine russische Frühjahrsoffensive vor und braucht dafür dringend neues Material. Deutschland hatte sich gemeinsam mit seinen Verbündeten bereit erklärt, den Leopard 2 zu liefern und insgesamt zwei Panzerbataillone ausrüsten zu wollen. Diese umfassen in den ukrainischen Streitkräften üblicherweise jeweils 31 Panzer.

Bislang konnten die Niederlande noch keine konkrete Zusage machen, wie viele man liefern könne. Auch die portugiesische Regierung konnte noch keine konkrete Stückzahl nennen. Spanien sagte nur vier bis sechs Modelle zu, weitere vier sollen aus Kanada geschickt werden. Je länger die modernen Panzer auf sich warten lassen, desto wichtiger könnte der Leopard 1 werden.