Endlich wieder vor Publikum spielen: Die Bow-Tie-Bigband spielte beim Open-Air-Konzert im Renninger Rankbachstadion auf einer zweigeteilten Bühne. Foto: Konrad Schweizer/Konrad Schweizer

Das Renninger Jazzensemble gibt sein erstes Konzert seit zehn Monaten. Bei dem Open-Air im Rankbachstadion feiern knapp 200 Besucher ein fröhliches Wiedersehen und Wiederhören mit der Band.

Renningen - Die Renninger Bow-Tie-Bigband hat zuletzt ihr erstes Konzert seit zehn Monaten gegeben. Im Rankbachstadion, wo sonst gesprintet, gelaufen, geworfen oder gekickt wird, sorgten die Musiker für frenetische Jubelstürme – und spielten erfolgreich gegen jegliche Missstimmung an, die der Corona-Blues in den vergangenen Monaten aufgrund des Kulturverbots hinterlassen hatte.

Die Band nahm auf zwei miteinander verbundenen Bühnen Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten. Doch gerade das empfanden die Zuschauer als ein ansprechendes Gesamtbild. Nicht zuletzt wegen der Beleuchtung, die insbesondere nach 20 Uhr ihre Wirkung zeigte. Der gute Sound sein Übriges, um die knapp 200 Zuschauer unter dem Stadiondach zu unterhalten. Mehr Gäste durften es gemäß Verordnung nicht sein. „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass Sie uns dieses Konzert ermöglicht hat. Die Leute wollen raus und wieder Musik genießen – das hat man heute gespürt“, sagte Matthias Hartmann, Manager der Bow-Tie-Bigband.

Die Solisten glänzen bei dem vielfältigen Programm

Zum Auftakt gab es den druckvollen Jazz-Shuffle „Groovin‘ Hard“ von Don Menza auf die Ohren. Damit einher gingen gleich eine Reihe gekonnter Soli: Thomas Schöck (Bassposaune), Christoph Back (Posaune), Oli Schulz (Trompete), Markus Keller (Piano) und der komplette Saxofonsatz um Stefan Schreiber, der an diesem Abend die musikalische Leitung innehatte. Klassisch „beswingt“ ging es mit „Quincy & The Count“ weiter, einer Hommage des kürzlich verstorbenen Arrangeurs Sammy Nestico an Quincy Jones und Count Basie. Alex Salden (Posaune) und abermals Oli Schulz (Trompete) glänzten als Solisten.

„Don’t let me be misunderstood“ hatte schon eine Reihe bekannter Künstler zu einer Interpretation inspiriert. Die Bow-Tie-Bigband spielte das Stück an diesem Abend in der Version von Jamie Cullum und Gregory Porter. Der Stevie-Wonder-Gassenhauer „Isn’t She Lovely“ kam anschließend im Mittelteil mit Swing-Attitüde daher, was dem Song hörbar guttat. Wie schon das vorherige Stück wurde der Gesang von Stefan Eitel vorgetragen. Fabian Pfeifroth-Brumm an der Gitarre machte hier erstmals von sich hören, was sich im Laufe des Abends noch wiederholen sollte.

Musikalischer Leckerbissen

Ein musikalischer Leckerbissen in der ersten Konzerthälfte war die Verschmelzung zweier klassischer Jazz-Songs. Hier stand Sängerin Beata Ruxton erstmals auf der Bühne. Ihre Stimme schmiegte sich zunächst an das behutsame, balladeske „Bewitched“, ehe es mit dem zweiten Teil flott und energetisch mit „Can’t Help Lovin‘ Dat Man“ weiterging. Bandleader und Arrangeur Karl Farrent hatte die gute Idee, die beiden Songs miteinander zu verbinden.

Der zweite Konzertteil begann mit einem Donnerhall aus Schlagzeug- und Percussion-Salven, die in den Marsch „John Browns other Body“ mündeten. Die als „Glory Halleluja“ bekannte Weise wurde nach den einleitenden Marschklängen immer „funkiger“.

Höhepunkt: „Still got the Blues“ von Gary Moore

Im späteren Verlauf wurde es kubanisch: Die Bow-Tie-Bigband interpretierte den Coldplay-Song „Clocks“ in der Version des Buena Vista Social Clubs. Bei den Solo-Parts überzeugten Oli Schulz (Trompete) und Markus Keller (Klavier).

„Still got the Blues“ war der Höhepunkt des Abends. Fabian Pfeifroth-Brumm machte sich den Gary-Moore-Song zu eigen und brannte, begleitet von Combo, Piano, Bass und Drums, ein echtes Feuerwerk ab. Das Publikum honorierte es mit großem Applaus und ließ den Gitarristen im verdienten Jubel baden. Apropos Jubel: Bei Fußballspielen und Toren erklingt häufig „Seven Nation Army“ von den White Stripes. An diesem Abend erklang er im Rahmen des Stadionkonzertes – und die Menge machte mit.

Hochkarätiges Gesangsduell

Bei der Zugabe lieferten Stefan Eitel und Beata Ruxton sich mit „Let’s call the whole thing off“ noch ein hochkarätiges Gesangsduell, ehe mit „Quando, quando, quando“ zur guten Nacht gebeten wurde: Eine wunderschöne Version von Michael Bublé und Nelly Furtado.

„Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagte Stefan Eitel, der als Conférencier durchs Konzert führte. „Wir sind überglücklich, es war ein herrlicher Abend“, fasste Band-Manager Matthias Hartmann das Konzert zusammen.