Skispringer Karl Geiger im Dezember 2021 an der Gross-Titlis-Schanze in Engelberg (Schweiz). Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

Skispringen hängt wie kaum ein Wintersport vom Wetter ab – schließlich können Aufwind oder Rückenwind die Sprünge stark beeinflussen. Doch wie funktionieren die Windregeln, die den Wettbewerb fair halten sollen?

Skispringer sind hoch oben auf den Sprungschanzen Wind und Wetter ausgesetzt. Nicht selten kommt es deshalb bei ihren Wettbewerben zu Verzögerungen oder gar Absagen. Zuletzt musste beispielsweise das Innsbrucker Springen der Vierschanzentournee am 4. Januar 2022 abgesagt werden – der Wind war einfach zu stark.

Doch auch wenn die Witterung den Springern keinen Strich durch die Rechnung macht, sind die Bedingungen nicht immer gleich: Wer mit Gegen- beziehungsweise Aufwind springt, kann sich länger in der Luft halten und fliegt weiter. Rückenwind gilt dagegen als Nachteil. Um diese unterschiedlichen Startbedingungen während eines Wettkampfes auszugleichen, wurden 2010 sogenannte Wind- und Gate-Kompensationsregeln eingeführt. Sie gelten inzwischen für alle internationalen Skisprung-Wettbewerbe, also auch für die Olympischen Winterspiele.

Die Wind-Kompensationsregel (Wind-Faktor) besagt, dass die Punktzahl für einen Sprung je nach Wind angepasst wird. Bei Aufwind werden Punkte abgezogen, bei Rückenwind dagegen gutgeschrieben. Dafür werden Windgeschwindigkeit und Windrichtung an der Schanze beim Sprung gemessen. Mithilfe einer mathematischen Formel lässt sich dann errechnen, wie viele Meter von der tatsächlichen Sprungweite abgezogen oder zu ihr hinzugerechnet werden müssen. Dadurch kann es vorkommen, dass ein Skispringer weiter springt als sein Konkurrent, aber dennoch in der Sprungwertung den Kürzeren zieht.

Die Gate-Kompensationsregel (Gate-Faktor) bezieht sich dagegen auf die Länge des Anlaufs, den die Athleten auf der Sprungschanze nehmen. Dieser hängt ebenfalls von den Windbedingungen ab, sorgt deshalb aber auch für ungleiche Startbedingungen. Um Unterbrechungen und Neustarts zu vermeiden, ist es mithilfe des Gate-Faktors möglich, Sprünge mit unterschiedlich langem Anlauf miteinander zu vergleichen. Wie viele Punkte abgezogen oder hinzugerechnet werden, muss dabei für jede Schanze individuell berechnet werden.