Will hoch hinaus: Chinas bester Skispringer Song Qiwu. Foto: imago//Dai Tianfang

Skispringer Song Qiwu berührte vor drei Jahren erstmals Schnee. Nach seinem Olympia-Debüt bei den Winterspielen in Peking will Chinas bester Flieger künftig ganz nach oben.

Peking - Schnee? Klar, sagt Song Qiwu, den hatte er schon mal gesehen, bevor er sich entschloss, Skispringer zu werden. Allerdings nur im Fernsehen, denn Song entstammt der südchinesischen Provinz Szechuan, in deren warmem Hügelland der Panda lebt. Die ersten leibhaftigen Begegnungen mit dem fremdartigen weißen Untergrund, die kaum drei Jahre zurückliegen, ließen dann auch nicht unbedingt eine spätere Liebesbeziehung erwarten.

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„Ich habe angefangen, von einer vier Meter hohen Schanze zu springen, und hatte eine Riesenangst“, sagt Song: „Mein einziger Gedanke war, dabei nicht meine Hände und Füße zu verlieren. Ich wollte einfach nur überleben.“

Nun, der heute 20-Jährige überlebte und wurde olympischer Athlet. Freilich, Song ist noch kein Hit: In der Normalschanzen-Quali schied er als Letzter nach einem eddy-the-eagleschen 61,5-m-Hüpfer aus, auch mit Chinas Mixed-Team ging es am Montag zwar nicht ums Überleben, doch zumindest ums schiere Dabeisein.

China hat sein Skisprung-Team innerhalb weniger Jahre aufgebaut

Wobei auch das bemerkenswert ist, hat China sein Sprungteam doch binnen weniger Jahre aus dem Nichts gestampft. Zum Teil europäisches Fachpersonal castete Rohtalente in anderen Sportarten, Song beispielsweise entdeckte Finnlands Meistertrainer Mika Kojonkoski beim Hürdensprint. Der unbedarfte Nachwuchs wurde schließlich in Europa an große Schanzen herangeführt.

„Rein physisch haben einige das Zeug, Nummer eins zu werden“, sagte Norwegens Skisprungchef Clas Brede Brathen. Aber: „Dazu müssen sie auch erstmal ordentlich skispringen.“ Song jedenfalls ist überzeugt, nach seiner Olympia-Premiere den Schritt in die Spitzenliga der Kobayashis oder Geigers machen zu können. „Mein Ziel ist, das höchstmögliche Level zu erreichen“, sagt Song, der mit 141,5 m den chinesischen Rekord hält. 

Auf dem Weg dorthin orientiert sich Song an seinem alten Idol aus Leichtathletik-Tagen: „Ich will mit meinen Füßen das erreichen, was Su Bingtian mit seinen erreicht hat.“ Na dann: Sprinter Su stand 2021 sensationell im olympischen 100-m-Finale von Tokio.