Vor dem Feiern rät der Infektiologe zum zweiten Booster. Foto: dpa/Frank Leonhardt

Ist ein Besuch auf dem Oktoberfest oder anderen Volksfesten angesichts der hohen Infektionsraten ratsam? Ein Experte gibt Ratschläge.

Aufgrund der hohen Infektionszahlen auf Volksfeste wie das Oktoberfest verzichten? Der Münchner Infektiologe Christoph Spinner sieht dazu keinen Grund. „Ich wüsste nicht, warum die Wiesn nicht stattfinden sollte“, sagte Spinner der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings rät er vor einem Volksfestbesuch zum zweiten Booster. Denn das Infektionsrisiko sei auf dem Volksfest erhöht.

Große Feste wie das Oktoberfest sollten sich lediglich Menschen mit Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 genau überlegen, sagte Spinner – und vielleicht den Biergarten dem Festzelt vorziehen.

„Natürlich weisen aktuelle Beobachtungen auf ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion im Kontext von Volksfestveranstaltungen, wie es auch bei der Wiesn zu erwarten wäre. Die Optimierung des Impfschutzes, beispielsweise durch einen zweiten Booster zwei bis vier Wochen vor der Wiesn, kann das Infektionsrisiko noch einmal merklich senken“, sagte der Pandemie-Beauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München.

Früher grassierte die Wiesn-Grippe

Wie hoch die Ansteckungsgefahr ist, zeigt auch schon die Vergangenheit: Früher grassierte - bedingt durch die großen Menschenansammlungen und die Enge in den Bierzelten - die sogenannte Wiesn-Grippe: Die Ärzte registrierten zur Volksfestzeit und danach im Raum München erhöhte Zahlen von grippalen Infekten.

Menschen, die geimpft sind und zudem Corona einmal durchgemacht haben, seien mit höherer Wahrscheinlichkeit als nur Geimpfte vor einer erneuten Infektion geschützt, erklärt Spinner zudem.

Bei der sehr hohen Infektiosität von Covid-19 werde sich eine Erkrankung auf Dauer kaum vermeiden lassen. „Es wird jeden früher oder später treffen“, sagte Spinner. „Aus meiner Sicht ist es unverzichtbar, auch mit Covid-19 mehr und mehr zur Normalität zurück zu kommen und den Schutz vor allem auf Risikogruppen zu fokussieren“, sagte der Mediziner. „Hohe Inzidenzen alleine sollten uns keine Angst machen - aber wir müssen wachsam bleiben.“

Im April hatte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) entschieden, dass die Wiesn in diesem Jahr wieder stattfinden soll. Zwei Mal hintereinander war das größte Volksfest der Welt mit seinen rund sechs Millionen Besuchern wegen der Pandemie abgesagt worden.