Fahad Al Kubaisi (Links) und Jung Kook traten mit ihrem Lied „Dreamers“ bei der WM-Eröffnungsfeier auf. Foto: imago//Danielle Parhizkaran

Erstmals hatte die Fifa für die Fußball-Weltmeisterschaft mehrere offizielle Turnierlieder veröffentlicht. Zu hören waren sie aber bisher so gut wie nirgends. Die Gründe dafür.

„Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist dazu da, die Welt in Harmonie zusammenzubringen“, heißt es auf der offiziellen Webseite des WM-Gastgebers Katar. Hierzu beitragen solle nicht nur der Fußball, sondern auch die Musik. Damit dieser Plan aufgeht, veröffentlichte die Fifa nicht wie bei den vergangenen Turnieren ein offizielles WM-Lied, sondern erstmals einen ganzen WM-Soundtrack. Dieser besteht aus gleich vier Liedern: „Hayya Hayya (Better Together)“ von Trinidad Cardona, Davido und Aisha, „Arhbo“ von Ozuna und Gims, „Light the Sky“ von Rahma Riad, Balqees, Nora Fatehi und Manal sowie „Dreamers“ von Fahad Al Kubaisi und Jung Kook. WM-Stimmung kommt beim Hören dennoch nicht auf. Das hat verschiedene Gründe.

Zum einen mangelt es der Musik an Fußballbezug. Zwar soll das Lied „Light the Sky“ der Sängerinnen Rahma Riad, Balqees, Nora Fatehi und Manal laut der Fifa die Tatsache feiern, dass erstmals Frauen bei einer Fußball-WM der Männer unter den Schiedsrichtern sind, im Lied selbst wird dies aber nicht einmal thematisiert. Von allen Musikern greift lediglich der puerto-ricanische Reggaeton-Sänger Ozuna den eigentlichen Anlass des Liedes, die Fußball-WM, in seinem Vers auf. Von einem WM-Soundtrack kann somit nicht die Rede sein – ebenso wenig wie von einem Katarsoundtrack. So wird das Land, in dem die WM stattfindet, nur in einem der vier Stücke („Arhbo“) namentlich erwähnt. Und das, obwohl mit Fahad Al Kubaisi und Aisha zwei katarische Musiker auf dem Soundtrack vertreten sind.

Liedtexte spiegeln nicht Realität wieder

Doch damit nicht genug. Die Lyrics widersprechen teils komplett der Lebensrealität in Katar. Beispielsweise singt der koreanische Sänger Jung Kook im Lied „Dreamers“, dass alle Menschen eingeladen seien – also auch Homosexuelle. Die Realität sieht anders aus. Homosexuelle Fans sind in Katar alles andere als willkommen oder wie die Katarer sagen „arhbo“. Kurz vor dem Turnierstart bezeichnete der WM-Botschafter von Katar, Khalid Salman, in einem Gespräch mit dem ZDF-Journalisten Jochen Breyer, Homosexualität als „geistigen Schaden“.

Des Weiteren ruft Jung Kook im Lied „Dreamers“ dazu auf, anzustoßen. Dabei können dies die Fans vor Ort gar nicht, da in Katar keine alkoholischen Getränke in den Stadien ausgeschenkt werden. Textpassagen wie diese zeigen zudem, wie generisch die Liedtexte sind. So wird über den gesamten Soundtrack hinweg immer wieder das harmonische Zusammenkommen von Menschen aus aller Welt besungen.

Melodien mangelt es an arabischen Einflüssen

Neben den Lyrics mangelt es auch den Melodien an Bezug zum WM-Gastgeber Katar und der arabischen Welt. Die wenigen Einflüsse arabischer Musik sind so subtil, dass sie sich nur bei genauerem Hinhören ausmachen lassen. Vergeblich sucht man nach traditionellen Klängen von arabischen Flöten oder Saiteninstrumenten wie der Oud.

Das alles hat einen rund fünfzehnminütigen Soundtrack zufolge, der aus vier nullachtfünfzehn „Gute-Laune“-Liedern besteht, die inhaltlich kaum voneinander zu unterscheiden sind und deren Melodien es an Klängen von traditioneller arabischer Musik mangelt. WM-Stimmung? Fehlanzeige!